@Condemn: Ich habe mir schon häufiger die Frage gestellt, ob es an dem Tod liegt oder nicht doch andere Ursachen hat.
Ich bin derzeit extrem am "aufräumen". Damit meine ich, das ich z.B. Menschen, die ich Freunde nannte, quasi aus meinem Leben gestrichen habe, da es nur einseitige Freundschaften waren. (Fühlte mich ausgenutzt, da ich nur in bestimmten Situationen eine Freundin darstellte für sie.)
So versuche ich schon das Feld einzuschränken. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht mehr viel habe, was eine Ursache darstellen könnte.
Die Schleife, die du beschreibst trifft garantiert zu. Ich merke es bei mir selber und deshalb bin ich auch hier. Vielleicht finde ich hier einen Ansatz, den ich noch nicht berücksichtigt habe, eine Idee.
Meine Befürchtung ist nur, dass ich keinen "vernünftigen" Grund/Ursache finden werde.
Hi Kanon!
Die Befürchtung kenne ich. Und auch das "Aufräumen"... bzw. zurückziehen und alles auf das Wesentliche reduzieren, weil man nicht mehr anders kann.
Ich sehe es in letzter Konsequenz so:
Eine Person leidet. Und leiden tun wohl alle. Die Intensitäten sind verschieden und die Gründe erscheinen individuell. Aber ein grundsätzliches Leiden, das alle haben und das alle antreibt, ist eine innere Einsamkeit/Isolisation/Leere... Dieses Gefühl treibt die Menschen an, auf die Suche danach zu gehen es zu beenden. Meistens und vielleicht sogar immer, bringt es Beziehungen hervor. Aber alles was aus dem Motiv "Leid" erzeugt wird, trägt auch die Macht in sich, Leiden zu erzeugen. Klassisches Beispiel: Liebesbeziehungen. Partner/in wird gebraucht um das Leiden erträglich zu halten, vielleicht sogar für gewisse Zeit auszuschalten, hat aber damit auch die Macht es zu "erzeugen". Die Trennung steht dann wieder für die innere Trennung (von sich selbst sozusagen). Wenn man nun alle Motive mal anschaut, oder auch nur einige, wird man erkennen, das sie eine Art Flucht darstellen.
Entweder:
Leid vermeiden, aus Angst heraus = Leid.
Oder Glück suchen = Mangel an Glück im Jetzt = Leid
Verdreh es vielleicht mal. Geh mal nicht davon aus, das Du leidest WEIL... Sondern das Leid erst mal als ein grundsätzliches Gefühl da ist. Und dann schau, wie es Dich reagieren läßt, wie Dein Verstand auf die Suche nach Ursachen geht, wie er Strategien entwirft um es zu lösen. Damit meine ich, wenn Du das Gefühl einfach fühlst... und ich meine "einfach"... denn Du fühlst es sowieso. Du musst Dich dafür nicht konzentrieren. Worauf man aber bewusst schauen muss, ist was der Verstand anstellt. Und dann kannst Du die Schleife erkennen. Und Du kannst da thematisch vorgehen. Du kannst z.B. fühlen und Deinen Verstand erst mal aufzählen lassen, worunter Du zu leiden glaubst. Das kommt ganz von alleine. Kannst eine Liste aufstellen und die wird mit ziemlicher Sicherheit nicht "nur" den Tod Deines Freundes betreffen. Mehrere Situationen die Du als "Druck" empfindest, Probleme mit Beziehungen jeder Art... Das nicht seltene Problem des: Wie denken andere über mich? Was habe ich für sie für eine Bedeutung? usw. Die Liste kann lang oder kurz sein und Du kannst sie vollkommen subjektiv bewerten, inwiefern Du da Ursachen für Leiden vor Dir zu sehen glaubst. Und dann mach dasselbe für ein Thema im Speziellen. Kannst Dir die Frage nach der Bedeutung Deines Freundes für Dich stellen, wie auch was sein Tod ausgelöst hat... usw. Ich persönlich habe sehr viel mit Schreiben gemacht. Einfach alles aufschreiben. Texte oder Spiegelstriche... egal.
Das Wesentliche ist m.A.n. immer diese Schleife:
Das Gefühl zu leiden wahrnehmen. Reaktion des Verstandes darauf mit "Das ist die Ursache" und Strategien und Methoden.... und damit der Verweis auf das Gefühl. Das ist ein hin und her von Gefühl - Verstand - Gefühl - Verstand... Und wenn Du erkennst, was der Verstand da macht, ohne das erst mal zu bewerten, dann kannst Du dieses Prinzip erkennen und auch, das er Dir unheimlich viel nicht-hilfreiches präsentiert.
Würde dieses Hin und Her nicht geschehen würde folgendes passieren: Die Aufmerksamkeit auf dem Leid... nur fühlen... ohne, das der Verstand sich urteilend einschaltet, würde es auflösen.
Die Aufmerksamkeit auf einem Gedanken, einer Überzeugung... ohne dass sie zu Leid führen würde und dadurch Deine Aufmerksamkeit wieder abziehen, weil Du mit einem anderen Gedanken reagierst, würde die Auflösung der Überzeugung bewirken. Der Schlüssel ist bewusst zu sein. Das bedeutet nicht-zu-urteilen. Und was Du urteilslos anschaust, das löst sich auf. Schau daher wie Dein Verstand urteilt (urteilen = etwas als leidvoll = "schlecht" ansehen) ... Das ist ein Automatismus der einen immer wieder ins Gefühl zu leiden hineinbringt und es damit festhält. Wenn der Verstand sich durch Bewusstheit an einen Punkt bringt, das er Verständnis für diesen Prozess entwickelt, die Überzeugungen hinterfragt und nicht mehr als absolut annimmt... Dann löst sich ein Thema nach dem anderen und je konkreter sie sind, desto schneller geschieht das. Das Gefühl kann sich dabei schon lösen, vielleicht auch nicht. Aber man kommt ihm näher, dem Punkt wo man auch diesem Gefühl entgegenstehen und es urteilslos anschauen kann, weil der Verstand nicht mehr auf die Suche geht.
VG,
C.