Selbsterkenntnis

Christoph

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15. Januar 2004
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Kiel, Schleswig-Holstein (D)
Ich habe da einen schönen Text gefunden, den ich euch nicht vorenthalten wollte:

Bert Hellinger schrieb:
DIE SELBSTERKENNTNIS

Sehr viel Selbsterkenntnis und das Streben nach Selbsterkenntnis sind selbst bezogen. Schon dadurch führt die Selbsterkenntnis am wesentlichen Erkennen vorbei. Denn das wesentliche Erkennen ist selbstvergessen und wird erlebt als Geschenk. Es führt vom Eigenen weg auf Größeres hin, vor dem es staunend innehält und sich und seine Wünsche vergisst, in das es eintaucht, sich von ihm, ihm völlig hingegeben, tragen lässt, unbekümmert, wohin es uns am Ende führt.

Dieses Erkennen verbindet. Es lässt uns unsere Abhängigkeit von unendlich Vielem, das wir nicht begreifen, im Innersten erfahren, sodass wir in ihm uns gleichsam auflösen, uns selbst entschwinden und gerade dadurch zu uns kommen. In diesem Erkennen sind wir gelassen, demütig, mit allen Fasern anderem verbunden, das uns durchdringt, das uns in Anspruch nimmt und uns beschenkt, ohne dass wir uns am Ende von irgendetwas abgeschnitten oder ihm entfremdet erfahren. In ihm sind wir wie ausgegossen und gerade dadurch in eine Fülle weit über uns hinaus verwoben und in ihr grenzenlos begrenzt.

Erst in diesem Erkennen kommen wir zu uns, so widersprüchlich es auch scheint, und erkennen uns selbst. Was also ist das Selbst? Es ist das Ganze, in dem ich mich vergesse.
© Kösel Verlag, München 2004
 
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