Klar, ich versinke im Selbstmitleid und ziehe andere auch rein, aber auch nur weil ich nicht mehr dagegen ankämpfen kann.
Dass du hier die Probleme ansprichst, bedeutet aber dass du sie erkannt hast und eigentlich doch etwas ändern möchtest.
Sich selber Schmerzen zufügen, das tut man auch seelisch... wie ich schon sagte, ich komm da nicht raus. Wie oft soll ich das denn noch erklären... ?
Wieso glaubst du denn dass du da nicht rauskommst? Kannst du dir nicht eine Situation ausmalen, wie es z. B. wäre wenn du nicht mehr bei deiner Mutter und dem Stiefvater leben würdest? Die Alternative muss ja nicht bei deinem Vater und seiner neuen Familie sein, wenn du das nicht willst.
Obwohl ich persönlich nicht so ganz verstehe, warum du per se ein Leben bei deinem Vater ablehnst. Dass er dich wie "ein Kind" behandelt und du mit ihm nicht über Reinkarnationstheorien sprechen kannst, finde ich längst nicht so schlimm wie schlagen, schubsen, an den Haaren reißen, stündliche Kontrollen und die morgendliche Körperpflege neben dem Stiefvater verrichten zu müssen. Das finde ich geht gar nicht.
Ich kann zwar verstehen dass du dich resigniert und kraftlos fühlst, kein Wunder wenn man jahrelang so einen Ritt mitgemacht hat ... aber die anderen haben Recht, die schreiben: Wenn du jetzt resigniert aufgibst, wird sich nichts ändern. Wenn du nicht mit jemandem redest, der dann auch wirklich Taten folgen lässt, wie sollen die anderen denn merken, dass es dir schlecht geht? Auch wenn du schlecht Hilfe annehmen kannst: Du brauchst, kannst in deinem Alter noch gar nicht in der Lage sein, diese Situation ganz eigenverantwortlich wieder in Ordnung zu bringen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn du dir Hilfe holst.
Vielleicht ist wirklich der Religionslehrer als Ansprechpartner eine gute Idee. Oder halt die Beratungsstelle. Da müsstest du dir nur vorher überlegen, was du erzählst und worauf du ungefähr hinaus möchtest, z. B. dass deine familiäre Situation so belastend ist, dass es dich runter zieht, dass du nicht mehr in Ruhe lernen kannst, dass deine Privatsphäre verletzt wird, dass du geschlagen und attackiert wirst. Dann werden sie mit dir über Möglichkeiten sprechen, das abzustellen ... und wenn es darauf hinausläuft bei deiner Mutter und dem Stiefvater auszuziehen. Wäre das denn so schlimm?
Ich liebe mich aber selbst nicht, mag micht nicht, kenne mich nicht. Auch mein Umfeld betrachtet mich als störend, ich passe nirgends rein. Kann ich da etwa auch was dafür, dass mich keiner haben will?
Selbst kennenlernen kann man sich ein Leben lang. Es tauchen immer wieder neue Facetten auf und man ändert sich auch häufiger mal im Leben, man ändert seine Geschmäcker, Einstellungen ... da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Was stimmt ist, dass es schwierig ist in einer so belastenden Atmosphäre wie du sie erlebst, in einer so wichtigen Entwicklungsphase wie in deinem Alter eine wirkliche Persönlichkeit zu entwickeln, weil die Persönlichkeit wie sie ist, vom Umfeld ja abgelehnt wird ... du machst die Erfahrung: Was du auch tust, es ist verkehrt - jedenfalls in den Augen deiner Mutter und deines Stiefvaters.
Dass deine Mutter und dein Stiefvater dich nicht haben wollen, kann schon stimmen... es wirkt so, so wie sie dich behandeln, auch wenn sie es vielleicht nicht offen aussprechen. Das ist aber so, weil sie selbst keine gefestigten Persönlichkeiten sind. Wenn man das eigene Kind ablehnt, lehnt man sich selbst ab, bzw. den Lebensabschnitt, in dem man das Kind in die Welt gesetzt hat. Man steht nicht mehr zu dem, was man damals gemacht hat. Dafür kannst du aber nichts. Du bist halt da und hast genau so ein Anrecht da zu sein und das Bestmögliche für dich rauszuholen wie alle anderen auch.