Lieber hi2u
Ein Mindestlohn führt wahrscheinlich zunächst zu Inflation -- wo mehr Geld in Umlauf kommt, steigen die Preise. Dies wohl auch, weil die Mindestlöhne ja finanziert werden müssen -- von Unternehmen, die ja nicht mehr Ertrag erwirtschaften, weil sie den Mitarbeitern mehr zahlen.
Die erste Frage, die sich stellt ist: Mindestlohn für was? Für wieviel Arbeit? Das ist Punkt 1, bei dem schon wieder unzählige Menschen auf die Barrikaden gehen. Thema bedingungsloses Grundeinkommen. Für mich ist das wesentlich schlüssiger als ein Mindestlohn, der mir persönlich völlig unrealisierbar erscheint.
Es war doch vor zig Jahren schon absehbar, dass immer mehr automatisiert und ausgelagert wird. Was dadurch angekurbelt wird, sind Freizeitindustrie, Einzelhandel und Dienstleistungsgewerbe, also eigentlich die Gewerke, die noch zum Großteil vom eigenen Volk getragen und betrieben werden (alles im großen Stil findet doch eh woanders statt).
Die Leutz haben immer mehr Zeit für Disneyworld oder irgendwelche Einkaufszentren. Aber viele, ausgerechnet die, die die Zeit dazu hätten, haben kein Geld. Da beisst sich die Katze - so ungerecht das auch erscheinen mag auf den ersten Blick - in den Schwanz. Das Bruttoszialprodukt wird doch auch von derartigen Einnahmen getragen und die kommen doch wieder rein, wenn erstmal die Möglichkeit geschaffen würde, um an dieser Stelle für höhere Umsätze zu sorgen. Klaro sind dann vielleicht Preissteigerungen inbegriffen, doch inflationäre Ausmaße müssen die nicht annehmen, weil das schlichweg nicht nötig ist.
In Österreich haben wir seit langem den Mindestlohn in 95% aller Branchen und trotzdem gibt es viele, denen am Ende des Gehalts noch viel Monat übrig bleibt. Zum Beispiel in Teilzeit-Verhältnissen
*Mindestgehalt bezieht sich auf 100% Erwerbstätigkeit, bei 50% reicht's trotz Arbeit eben nicht.
Stimmt eindeutig.
Ein stimmigerer Ansatz wäre ein arbeitsloses Grundeinkommen -- jeder Staatsbürger erhält ein Grundeinkommen, ohne dafür etwas arbeiten zu müssen.
Yepp!
Die Auszahlung solcher Einkommen sollte nur national erfolgen können, um Kaufkrafteffekte zu binden. Mieten, Lebensmittel, etc. wären dann über so ein System bezahlbar. Gleichzeitig könnten diverse Subventionen und Unterstützungen, von Kindergeld bis Arbeitslosengeld, Stipendien, etc., abgestellt werden, was vielleicht auch die Verwaltung vereinfachte.
Wer dann wirklich mehr verdient als die Grundsicherung (Ackermann, z.B.), bekommt halt von seinem Betrieb die Differenz bezahlt. Im Beispiel dann 2 Millionen abzüglich z.B. 1200 Euro Mindestsicherung.
Ernsthaft -- in einem zivilisierten Land sollte ein solches System schon längst umgesetzt sein. Durch die zahlreichen sozialen Transferleistungen sind wir ohnehin schon in der Nähe einer Grundsicherung, den letzten Schritt sollte man sich nicht aufheben und durch Mindestlohn-Bla-Bla verzögern.
Absolut meine Meinung! Es formieren sich zum Glück genügend Menschen diesbezüglich. Und einige davon sind nicht ganz Lobbyfrei

Es geht ja beinahe nicht anders. Was nützt extrovertiertes Wirtschaftswachstum, dass auf Zahlen fußt, deren Zehen zum größten Teil im unterbezahlten Ausland unterm Webstuhl unseren Plastikmüll zu Sweatshirts zusammenklappern (jaja, und dann über Ausländer meckern - arbeiten dürfen sie...)? Ich krieg einfach soviel Hohlsinn nicht in meinen Schädel. Nicht, ohne an Embolie zu krepieren. Ich meine, früher hat das Fußvolk ja nicht annäherend was mitgekriegt. Mundpropaganda (=Stille Post, auf die heute ebenfalls nich gezählt wird, um Stimmung zu machen), Depeschen..whatever...das ist doch heute ganz anders.
Kann man heute noch davon ausgehen, dass ein "Kampf" verhindert werden kann, in dem man Menschen fehlinformiert? Ist das noch so hart in den Genen der Ewig-Gestrigen verfestigt, dass die daran glauben? Das sind Fragen, die ich mir stelle. Auch nicht ständig, weil ich auch noch lebe nebenbei. Aber zum Frühstück mach ich es und nachts auch, weil ich dann lese, was über Reuters und Co in die Welt geht. Manchmal muss ich echt aufpassen, dass ich nicht vor lauer Kopfschütteln ein Schleudertrauma krieg. Jeder kennt das doch selber: man verstrickt sich in irgendwas und kommt dann nicht mehr ungeschoren raus. Das Gefühl hab ich gerade bei der deutschen Politik.
In A haben sie ja heuer Hartz 4 eingeführt, ohne es so zu nennen. Ist aber exakt das Gleiche. Regt sich große Gegenwehr? Nö! Es wurde ja auch in Österreich nicht als Politikum benutzt. Für manche schaut es sogar besser aus, nachdem sie wenigstens ein bisschen was kriegen. Das war auch in D der Fall. Darum geht es aber nicht. Es geht um die Degradierung von Menschen, die durch Hartz 4 oder die neue Notstandshilfe in eine Ecke gedrückt werden, die sie allein schon durch den Stempel des "Empfängers" zum gesellschaftlichen Loser macht. Dabei isses das Gesellschaftssystem, das verloren hat. Nur will es noch keiner der Oberen wahrhaben. Und leider auch das Gros der Bevölkerung nicht. Daher regt sich nach und nach Widerstand und das ist nur gut. Ich hatte dafür schon einmal einen guten Riecher und was sich hier anbahnt, ähnelt dem, was ich bereits erleben durfte, sehr. Vielleicht bin ich, was das angeht, auch etwas übersensibel. Und wenn, dann nicht zu unrecht.
Liebe Grüße!
