ok. Hier sind wir uns schon mal einig-
Ja, da wird es manchmal schwer zu differenzieren.
Ist es ein tief verwurzelter aus ressentiments und/oder nationaler selbsterhöhung geborener fremdenhass, der unglaubliches leid, im endeffekt für alle, heraufbeschwört?
Den gibt es auf jeden Fall. Ich habe mich darüber gewundert, als ich das irgendwann mitbekommen hatte. Wir hatten in Berlin damals die sogenannten Gastarbeiter, überwiegend aus Italien und der Türkei.
Für mich war das überhaupt nichts besonderes. Denn ich war es gewohnt, einmal im Jahr über die großen Ferien in eine ganz andere Welt einzutauchen in Sardinien. Wo es zwar auch den keltischen Typ gab, aber überwiegend eben den südländischen, inklusive einer eigenen Sprache, die damals noch oft gesprochen wurde.
So habe ich selbstverständlich in Berlin auch mit der Tochter des türkischen Schneiders gegenüber gespielt, und konnte keinen Unterschied zu meinen deutschen Freunden feststellen.
Dann, als ich das erste Mal abfällige Begriffe wie "Kanake" usw. gehört habe, hat mich das ziemlich erschüttert. Später dann habe ich Berichte gehört von Freunden und Bekannten mit Migrationshintergrund, die berichtet haben, wie es ihren Eltern bei uns ergangen ist. Das hat mich ebenfallls erschüttert, denn ich hätte es niemals für möglich gehalten.
Empfehlenswert ist in dem Zusammenhang auch das bekannte Buch von Günter Wallraff "Ganz unten". Migranten mussten eben die niedersten und auch gefährlichsten Arbeiten machen, teilweise ohne jeden Arbeitsschutz. Wurden gesellschaftlich geächtet, beleidigt, angespuckt und mehr. Haben Gewalt erfahren.
Unter diesen Umständen ist es auch kein Wunder, dass viele lieber unter sich geblieben sind, und eine Parallelgesellschaft entstanden ist.
Bis heute ist es so, dass ein Mensch mit Migrationshintergrund sich doppelt und dreifach anstrengen muss, um etwas zu erreichen, selbst wenn er schon in der dritten Generation hier lebt.
Oder sind auch strukturen dafür stark mitverantwortlich, die über lange zeit versucht haben, drängende probleme kleinzureden und somit ein großer teil der bevölkerung hilflos und zornigt beispiele aufzeigt, die die davor verschwiegene dringlichkeit einer problematik, aufzeigen wollen.
Das sehe ich auch so. Wir haben generell, und auch ganz ohne die Migration ins Spiel zu bringen eine Politik, die seit Jahrzehnten am Volk vorbeiregiert. Es sind viele strukturelle Probleme entstanden, würde ich hier alle aufzählen, käme ein Roman dabei heraus.
Und dann ist es eben so, dass gerne nach unten getreten wird, statt sich anzuschauen, was hier eigentlich wirklich elementares schief läuft.
Was die Migration betrifft, gab es ebenfalls viele Versäumnisse. Eines davon ist, dass es den Asylsuchenden verboten wurde zu arbeiten, was u.a. zur Entstehung der Clankriminalität geführt hat.
Auch Merkel mit ihrem "wir schaffen das" stößt mir immer wieder übel auf. Denn die Kommunen wurden im Stich gelassen, und es gab und gibt viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die an ihre Grenzen gegangen sind, damit es überhaupt funktionieren kann.
Und das ist auch so ein typisches Merkmal der heutigen Politik. Sie entzieht sich ihrer Verantwortung, und die Menschen an der Basis sind diejenigen, die das System am Laufen halten. Oft sehr engagiert, oft bis zum Burnout.
Ich wäre da sehr vorsichtig moralische schnellurteile zu fällen. Das drängt die zweite gruppe, und da zähle ich mich durchaus dazu, weiter nach rechts.
Das tue ich ganz sicher nicht. Im Gegenteil, habe ich hier auch schon Leute verteidigt, die von anderen hier an den braunen Pranger gestellt wurden. Und nur, damit keine Missverständnisse entstehen: Das waren damals ganz andere, als die, denen man das heute unterstellt. Ich habe ein verdammt gutes Gedächtnis für so etwas. Und damals war es einfach nur absurd, wer alles zum braunen Bruder oder Schwester deklariert wurde.
Nun hat sich die Stimmung aber tatsächlich geändert. Und es geht mir um das Niveau, auf dem das Thema diskutiert wird.