"Rechtes Gedankengut nimmt zu"

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Es gibt auch viele Deutsche und Österreicher, die hungern und kein Geld haben für Heizung und manchmal gar kein Zuhause, die leben von Essen aus dem Müll, das ist Fakt, ich habe selber viele solche Menschen gekannt. Denen nützt kein Spruch vom reichen Deutschland oder Österreich etwas. Diese Lebensrealität zu leugnen nützt niemandem.

Loop, Lalded oder jemand schrieb, dass sie es für Lüge hält, wenn Leute ... also Menschen in Deutschland angeben, sie könnten nicht leben von dem, was sie erarbeiten. Ich wollte nur aufzeigen, dass existieren und leben zweierlei sind. Dabei betrifft es Deutsche/Ösis wie Migranten. Eben einfach hier lebende und aufgewachsene Menschen. Ich finde es etwas heikel, in diesem Kontext Deutsche und Österreicher hervorzuheben. Genau das tun Rechtsextremisten ja, sie wollen die "Nationalitäten" gegeneinander ausspielen. Es ist schlicht eine Lüge, dass Eingereiste/Flüchtlinge mehr bekämen als Deutsche und Österreicher oder Obdachlose. Hinzu kommt noch ein ganz wichtiger Umstand: Das was alles an Möglichkeiten gegeben ist- auf dem Papier- kann vielfach nicht geltend gemacht oder abgegriffen werden. Und auch das trifft auf Deutsche wie Österreicher UND Migranten/Flüchtlinge zu.

Aber aus welchem Grund sollten all diese Deutschen und Österreicher denn dann eine Partei wählen, die noch unsozialer ist als alles bisher dagewesene? Was ist oder kann denn da das Versprechen einer AfD sein? Migranten werden Remigiert, und alle Deutschen haben wieder Arbeit und können im Saus und Braus leben? Was wäre denn mit den ganzen Obdachlosen und Aussteigern, also die, die schlicht für überhaupt gar kein System mehr -freiwillig- zur Vergügung stehen? Die weder können noch wollten, sogar wenn sie könnten, schlicht, weil sie die Schnauze voll haben?

Es ist zwar keine Lüge, dass es hier durchaus "Armut" gibt und diese regelrecht politisch erzeugt wurde. Aber dieser Fakt legitimiert keine Wahl von Rechtsextremisten, Terroristen und Demokratiefeinden. Und es ist auch deutlich beobachtbar, dass das Klientel der AfD sich aus der breiten Mitte von rechts bis links spreist mit gutem bis mittlerem Bildungsniveau und nicht aus jenen Menschen, die gänzlich aus dem sozialen Netz gefallen sind.
 
Armut ist, wenn ein Mindestpensionist die Tierarztbehandlung des kranken Hundes nicht mehr bezahlen kann. Oder wenn er Probleme bekommt, weil die Waschmaschine kaputt wird, wenn der Kühlschrank nicht mehr funktioniert, in dem er sein Insulin aufbewahrt, wenn es nicht möglich ist, einen Wasserschaden reparieren zu lassen, usw.

Ich habe viele Obdachlose gekannt, die durch alle Netze gefallen sind und die stehlen mussten, um überhaupt überleben zu können. Nein, es wird nicht jeder vom Staat aufgefangen, dafür braucht es nur den Verlust aller Papiere und Ausweise, da hilft einem keiner mehr.

Ja, das stimmt. Ich fürchte schon die Zeit, wenn mal teure Zahnbehandlungen kommen. Und ein Haustier habe ich aus oben genanntem Grund nicht.....
Man muss sich entscheiden, was einem Lebensqualität bedeutet. Und hin und wieder weiss man einfach nicht mehr weiter.
Ich stand hin und wieder auf der Kippe - dass ich nicht auf der Strasse gelandet bin, war......Glück?
Keine Ahnung, warum einige Menschen ein "normales" Leben schaffen und andere nicht.
Ich weiss genau, wie es sich anfühlt, kurz davor zu stehen. Deshalb geniesse ich mein Leben so und finde mich nicht "arm". Weil ich Armut kenne, Hunger kenne, und weiss, wie es ist, wenn das eigene Leben vollkommen zusammenbricht und man dann vor den Scherben (und den Schulden) steht.
 
Loop, Lalded oder jemand schrieb, dass sie es für Lüge hält, wenn Leute ... also Menschen in Deutschland angeben, sie könnten nicht leben von dem, was sie erarbeiten.
Nein - von einer Lüge habe ich hoffentlich nie gesprochen!!! Es gibt diese Leute!

Ich wollte nur aufzeigen, dass existieren und leben zweierlei sind. Dabei betrifft es Deutsche/Ösis wie Migranten. Eben einfach hier lebende und aufgewachsene Menschen. Ich finde es etwas heikel, in diesem Kontext Deutsche und Österreicher hervorzuheben. Genau das tun Rechtsextremisten ja, sie wollen die "Nationalitäten" gegeneinander ausspielen.

In Österreich muss man das trennen. Wer jetzt nach Österreich zieht, ohne eigenes Einkommen, der bekommt an staatlicher Hilfe 45% weniger als noch vor wenigen Jahren. Das betrifft alle Zuwanderer. Und Migranten im Besonderen (derentwegen wurde das Gesetz so geändert). Und da ich mir nicht vorstellen kann, dass Westeuropäer ohne Not jetzt nach Österreich immigrieren, betrifft es im Besonderen Migranten.

Es ist schlicht eine Lüge, dass Eingereiste/Flüchtlinge mehr bekämen als Deutsche und Österreicher oder Obdachlose.

Richtig. Sie bekommen (in Österreich) fast um die Hälfte weniger, jedenfalls die ersten Jahre....

Hinzu kommt noch ein ganz wichtiger Umstand: Das was alles an Möglichkeiten gegeben ist- auf dem Papier- kann vielfach nicht geltend gemacht oder abgegriffen werden. Und auch das trifft auf Deutsche wie Österreicher UND Migranten/Flüchtlinge zu.

Weshalb kann das nicht in Anspruch genommen werden? Woran liegt das? An mangelnder Information? Zu wenig Beratungsstellen?

Aber aus welchem Grund sollten all diese Deutschen und Österreicher denn dann eine Partei wählen, die noch unsozialer ist als alles bisher dagewesene?

Die FPÖ (entspricht der AfD in Deutschland so ungefähr) hat hier in Österreich ein hohes Ansehen, leider. Braunes Gedankengut ist hier "normal". Ich glaube, es ist in allen katholischen Gegenden weiter verbreitet, als z. B. in Norddeutschland, wo der Protestantismus dominiert. Keine Ahnung, ob es da einen Zusammenhang gibt.....

Es ist zwar keine Lüge, dass es hier durchaus "Armut" gibt und diese regelrecht politisch erzeugt wurde. Aber dieser Fakt legitimiert keine Wahl von Rechtsextremisten, Terroristen und Demokratiefeinden. Und es ist auch deutlich beobachtbar, dass das Klientel der AfD sich aus der breiten Mitte von rechts bis links spreist mit gutem bis mittlerem Bildungsniveau und nicht aus jenen Menschen, die gänzlich aus dem sozialen Netz gefallen sind.

Ich stimme Dir vorbehaltlos zu!!
 
Eben - Armut ist was ganz anderes, als das, was manche dafür halten.
Und dass es da in einem reichen Land gibt ist eine Schande.

Sorry, nochmal... das kann ich SO nicht stehen lassen und empfinde das auch als sehr übergriffig. Der Mensch ist mehr als ein Tier, der für Maloche Wasser und Brot samt Obdach bekommt. Hier geht es um Menschen, die sich regelrecht kaputt gearbeitet haben. Meine Mutter war ungefähr 36 Jahre alt, als sie nach Deutschland kam. Sie hat sich über Putzjobs über Wasser gehalten. Mit der Zeit hatte sie feste Arbeitsstellen. 6-10 Uhr eine Schule putzen, nach Hause, Essen vorbereiten, um 12 bis 16 Uhr Phillippshalle putzen, 18-1/2/3 Uhr McDonalds... und wieder von vorne. Wofür? Für eine Minirente, der rest muss über Grundsicherung aufgestockt werden. Die Whg, die sie seinerzeit für 240 DM mit NK und allem für 400 DM angemietet hatte, kostet heute etwas weniger als 500 Euro. Es war schon zu Arbeitszeiten eine totale Armut, TROTZ der vielen Arbeit. Und jetzt zur Rente ist das alles zusammengenommen echt ein Trauma. Für sie hätte ja nicht mal ne Eigentumswhg und Pipapo drin sein müssen, aber wenigstens als Rentnerin hätte sie gerne einmal am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Ist aber finanziell vorne und hinten nicht drin, im Gegenteil, es ist ein Leben am absoluten Existenzminimum. Und SO geht es sehr vielen Menschen in Deutschland. Deutschen wie Ausländern.

Ein anderer Fall: Er Inder, sie Russin. Beide arbeiten und ersteigern sich für ihr Geld ne Whg in Ddorf. Sie wird plötzlich Krebskrank. Er kümmert sich um seine Ehefrau und geht weiter arbeiten, bezahlt mit seinem Gehalt nun alleine zusätzlich zum Lebensunterhalt die Whg weiter ab, in der Hoffnung, dass seine Ehefrau es schafft und irgendwann wieder mitstemmen kann. Sie stirbt. Er nimmt sich bald einen Untermieter, zahlt weiter ab und geht auch weiter als Koch in einem Restaurant arbeiten und holt sich noch einen Nebenjob. Der Untermieter bezahlt die Miete nicht mehr. Er schafft es bald nicht mehr, wird selbst krank... und darf, bevor er ins soziale Netz fällt gefälligst sein bald Eigentum verhökern (zurückversteigern).... verliert letztlich völlig die Motivation und arbeitet nun auch nicht mehr als Koch.

Ein anderer Fall aus Lippstadt. Er ein Mann mittleren Alters der schon mit 15 Jahren von der Schule abging, eine Lehre als Handwerker machte und gut in der Firma blieb, bis der Chef starb. Dieser hat ihm aber vor seinem Tod einen gut bezahlten Hausmeisterjob besorgt, in Festanstellung. Er malocht dort viele Jahre, liebt seine Arbeit über alles (keine Frau, keine Kinder,), kauft sich ein kleines Häuschen , 3 Zimmer, das er sich komplett selbst zurecht zimmert und wirklich ganz entzückend einrichtet. H4 wird eingeführt. Er wird praktisch von heute auf morgen plötzlich arbeitslos und muss sich nun durch die Mühlen der Ämter kämpfen mit dem Resultat, dass er zunächst sein Haus verkaufen soll bevor es zu H4 kommt. Er weigert sich und soll jetzt für einen Euro irgendwas aufm Friedhof gärtnern. DAS tut er, hat aber inzwischen einen totalen Hass auf Politker und gestauten Unmut auf "ausländische Mitbürger, die alles in den Arsch geschoben" bekommen. Die Höhe nun: Er bekommt nach dieser erfolgreichen Eingliederungsmaßnahme einen Teilzeit.Minijob als Hausmeister angeboten, an der Schule, für die er über viele Jahre gearbeitet hatte, als "Belohnung für den Eineuro Job". Habe keinen Kontakt mehr zu ihm, aber IHM würde ich zu trauen, dass er heute AfD-Wähler ist. Auch er ist irgendwann leider sehr krank geworden, aber so oder so, solche Menschen stehen einfach unter Schock darüber, wie mit ihnen verfahren wurde. Und davon gibt es nicht wenige.

Und diesen Menschen zu sagen: Hey, es gibt doch ein klasse auskommen im reichen Deutschland, was brauch man mehr als ein Dach über dem Kopf und eine Grundsicherung/Existenzminimum... das wird keiner annehmen wollen oder können. Und meines Erachtens haben sie auch absolut recht damit. Was da lief ist die größte Verarsche des Jahrhunderts.
 
Und wenn ich über die Jahre meiner Erfahrungen im Forum nachdenke, dann würde ich meinen,
@Gabi0405 würde ich auch vertrauen, weil ich Dich, Gabi von Anfang an hier kenne, wir bei vielen Themen eine andere Meinung hatten und NIE Barrieren zwischen uns deshalb standen. Wir konnten jederzeit miteinander ins Gespräch kommen.
Dafür danke ich Dir :blume::blume::blume:
Danke, liebe Marcellina, ja ich würde niemals jemanden verpfeiffen, nur weil er/sie eine andere Sichtweise einnimmt.
Ich weiß, dass ich eine sehr konservative Haltung habe (Saturn in 5), die bisweilen rechtslastig rüberkommt und du eher gegensätzliche politische Ansichten vertrittst.
Um so mehr freue ich mich über deine netten Worte, ganz davon abgesehen das sie mich berühren.:umarmen:

Sorry fürs OT, @Shimon1938 .

lg
Gabi
 
Nichts ist vermixt, es ist ernst gemeint und das Ironie-Schild dient dazu es zu verschleiern. Oder zu zeigen, dass man sich mit Tucholsky schmückt, also gebildet und klug ist.

ganz langsam, Hatari...
ich weiß nicht, welche Bildung @Shimon1938 genossen hat ... ich erlebe hier im Forum sein breites historisches Wissen...

in Wien kennen (eigentlich kannten, die Generation ist langsam schon Vergangenheit) Tucholsky übrigens auch Arbeiter...als ich nach Wien in den 70ern gekommen bin, war die Stadtbücherei eine meiner ersten Anlaufstellen. Und dort begegnete ich vielen Menschen, die Arbeiter gewesen sind, zugegeben vor allem Frauen so um 50, 60.... Sie hatten großes Interesse für Literatur, für Kabarett...der Anblick dieser Menschen begleitet mich mein ganzes Leben (weil Bildung damals in der erwähnten beruflichen Sparte nicht gang und gäbe gewesen ist) und ich stelle fest, heute ist es ein wengerl anders.

Überleg Dir bitte, ob Du einfach nur nicht willst, Shimon aus dem Blickwinkel seines Erlebens zu betrachten. Dein Post strotzt für mich nämlich vom beinahe kindlichem Trotz...
 
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Ja, man kann nicht generalisieren.
Ich wüsste nicht, was ich täte, ich habe die Situation nie erlebt.
Aber ich stelle mir vor, man kann überrascht werden, von vermeintlichen Freunden ebenso, wie von vermeintlichen "Feinden" - und von sich selber in jeder Richtung.

Es kommt auch darauf an welche Art von Diktatur, welche Art von Verfolgung. Als wir damals als Christen verfolgt wurden haben uns fast ALLE ! (und alle Muslime!) Nachbarn geholfen, wir hatten mitunter die schrägsten Verstecke, wenn wieder ne Miliz andackelte um uns abzuführen. ABER, es ging für die Nachbarn auch nie um Leben oder Tod. Dann hätte das Ganze wahrscheinlich schon wieder anders ausgesehen.
 
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