"Rechtes Gedankengut nimmt zu"

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Ich gehöre weder zu den einen noch zu den anderen, aber der Rechtsruck in Deutschland und nicht nur hier, ist für mich unverständlich und unverzeihbar. Die Menschen lernen nicht dazu.
Allerdings gibt es, Gott sei Dank, auch einige, die das nicht unkommentiert lassen, auch wenn das den "rechtskonservativen" und "besorgten" Bürgern so gar nicht gefällt.

Gruß

Luca

Unverständlich und unverzeihbar gehören tatsächlich zusammen, denn erst wenn man zu verstehen beginnt, wird es möglich einen Schritt zurück zu machen und solche Entwicklungen nüchterner anzusehen anstatt sie lediglich zu verurteilen. Und erst wenn das gesellschaftlich geschieht, können die Ursachen/Probleme dahinter erkannt werden was wiederum Voraussetzung für Lösung ist.

Das Gegenteil dessen stärkt Rechts, denn Menschen die sich unverstanden fühlen werden in Richtung derer getrieben die Verständnis zumindest vorzutäuschen in der Lage sind. Populisten müssen nicht viel dafür tun, sondern lediglich den Finger in jene Wunden legen die von Etablierten ignoriert oder beschönigt werden oder auch wo klare Idologien sichtbar werden - und die gibt es ja nicht nur rechts. Die AfD entstand ja z.B. als Antwort auf die ökonomische "Alternativlos-Ideologie" den Euro und Bankenrettungen betreffend.

Was mir irgendwann mal klar wurde, und das hat mir bei vielem sehr geholfen, ist eine ganze simple Erkenntnis: Ich verstehe nicht alles und jeden und vieles finde ich falsch und schlecht, aber aus den jeweils anderen Perspektiven ist immer alles verständlich und kann zumindest weitgehend auch verständlich werden/sein. Menschen entscheiden und handeln, aus ihrer jeweils eigenen Perspektive und natürlich inklusive aller möglichen menschlichen Schwächen, immer nachvollziehbar.

Eine der m.A.n. destruktivsten Entwicklungen ist, wenn man gar nicht verstehen will und Verständnis (einfach nur im Sinne von verstehen - ohne positiv/negativ) gesellschaftlich sogar, zumindest tendenziell, verurteilt wird. Eine der entscheidendsten Fragen ist ja: Was könnte die Alternative zu verstehen wollen bzw. Verständnis sein? Was ohne passiert ist v.a. zunehmende Spaltung und Ideologisierung auf beiden Seiten und genau das ist ja die Energie der Dynamik.

Ein bedeutender Aspekt ist auch: Zu verstehen, dass jene die etwas anderes glauben das tatsächlich glauben und Gründe dafür haben, während einem gleichzeitig bewusst bleiben sollte, dass man die Komplexität dessen nicht wirklich erfassen kann. Anders gesagt: Verstehen beginnt damit, dass man sich bewusst macht, dass, je mehr man zu vereinfachenden und urteilenden Kategorien greift, man nicht versteht - oft genug auch sich selbst nicht.
 
..............Das Gegenteil dessen stärkt Rechts,
Ich stimme Dir in Allem zu, lieber @Condemn - nr wäre es m. E. "richtiger", statt von "rechts" von "extrem(istisch)" zu reden.
Denn ob die Extremisten von rechts oder von links kommen, ist so etwaas von egal - sie "ticken" genau gleich.
Und die Ursachen (die verstanden werden müssen, ganz klar) sind vermutlich auch nicht wirklich soooo verschieden.
:-)
 
Ich stimme Dir in Allem zu, lieber @Condemn - nr wäre es m. E. "richtiger", statt von "rechts" von "extrem(istisch)" zu reden.
Denn ob die Extremisten von rechts oder von links kommen, ist so etwaas von egal - sie "ticken" genau gleich.
Und die Ursachen (die verstanden werden müssen, ganz klar) sind vermutlich auch nicht wirklich soooo verschieden.
:)

Ja, da hast Du recht. Ich hab das nur dem Thread-Thema angepasst.

Ursachen betreffend: Ich glaube, dass es in letzter Konsequenz um ganz wesentliche Themen geht die jeder kennt und damit dann auch um ziemlich tiefe psychologische Dynamiken. Ein bedeutendes Thema ist z.B. ganz einfach "Demütigung" und "Ohnmacht". Menschen die sich auf irgendeine Art gedemütigt fühlen, tendieren psychologisch zu extremeren Denken - das meine ich nicht nur politisch, denn es kann sehr persönlich und individuell sein. Sind sie dem ausgeliefert kommt Ohnmacht hinzu, was sich oft in einer gewissen Passivität zeigen kann - einfach weil es keine machbare Lösung zu geben scheint. Kollektiv ist das aber wie ein Kessel der immer mehr unter Druck steht. Die Anfänge werden oft lange gar nicht erkannt, weil Menschen die sich gedemütigt und ohnmächtig fühlen lange nicht handeln. Aber daraus wird eine große Wut. Psychologisch ist das nicht passiv oder "wenig Energie", sondern im Gegenteil. Dann braucht es, wenn man es politisch sieht, nur noch eine einigende und kanalisierende Kraft. Und da kommen dann Populisten ins Spiel.

Das Interessante daran ist: Die müssen da nichts wach rufen. Sie müssen diese "Energie" lediglich erkennen und respektieren damit Menschen sich dann verstanden fühlen und Hoffnung auf sie projezieren. Die eingeschlagene politische Richtung wird fast zweitrangig, es braucht v.a. einen Gegner - und der ist üblicherweise die etablierte Politik und etablierte Medien usw.

Eine bedeutende Dynamik unserer Zeit ist etwas das man "progressiv" nennen könnte und dieser Begriff hat üblicherweise eine eher positive Konnotation. Vereinfacht gesagt: Vieles verändert sich innerhalb sehr kurzer Zeit. Damit können Menschen aber nicht gleichermaßen gut umgehen. Wie gut sie es können hängt sehr von individuellen Situationen ab, etwa Einkommen und Bildung, Wohnort usw. Jene die es nicht so gut können, oft genug nicht aus eigener Schuld, wünschen sich "weniger davon" bzw. weniger schnelle Entwicklungen. Die meisten sind gar nicht gegen progressive Entwicklungen, denn die Notwendigkeit dessen erkennen sie durchaus oft an - etwa technologischen Fortschritt betreffend, aber durchaus auch Aufnahme von Flüchtlingen usw. Es ist eine Frage der Dosierung auf Zeit.

Ein ganz entscheidendes Problem progressiver Politik ist: Die negativen Auswirkungen der Veränderungen werden in aller Regel von anderen erwartet. Anders gesagt: Jene die eher privilegiert sind spüren die negativen Wirkungen progressiver Politik viel weniger - und Politiker sind in aller Regel Teil derer die privilegiert sind. Journalisten sind es meistens auch, zumindest im Vergleich mit Millionen die es ganz sicher nicht sind. Und jene die es nicht sind, haben dann oft genug durchaus Recht mit dem Vorwurf, dass sie weit mehr unter negativen Auswirkungen leiden als jene die solche Entscheidungen treffen und die Meinung bestimmen. Daher fühlen sie sich unverstanden, gedemütigt, ohnmächtig, hintergangen, usw.

In den westlichen Demokratien tendiert die Gegenbewegung daher in aller Regel nach rechts, zuerst mal im Sinne von „konservativ“, als Antwort auf die überfordernden Entwicklungen unserer Zeit - und je mehr Druck aufgebaut wird, desto extremer wird das.
 
Eine der m.A.n. destruktivsten Entwicklungen ist, wenn man gar nicht verstehen will und Verständnis (einfach nur im Sinne von verstehen - ohne positiv/negativ) gesellschaftlich sogar, zumindest tendenziell, verurteilt wird.

Wir sind heute mittels Forensik in der Lage, einen Kindsmörder zu „verstehen“. Das ändert nichts an der Verurteilungswürdigkeit seines Handelns. Dasselbe gilt für Antisemitismus, ob links oder rechts, muslimisch oder christlich, schwarz oder weiß etc. Es ist wie Rassismus und jede andere Diskriminierung zu verurteilen und zu unterlassen, da es gegen die Menschenwürde verstößt.
 
Wir sind heute mittels Forensik in der Lage, einen Kindsmörder zu „verstehen“. Das ändert nichts an der Verurteilungswürdigkeit seines Handelns. Dasselbe gilt für Antisemitismus, ob links oder rechts, muslimisch oder christlich, schwarz oder weiß etc. Es ist wie Rassismus und jede andere Diskriminierung zu verurteilen und zu unterlassen, da es gegen die Menschenwürde verstößt.

Geht es Dir um juristische Verurteilung oder moralische Verurteilung?
 
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Wir sind heute mittels Forensik in der Lage, einen Kindsmörder zu „verstehen“. Das ändert nichts an der Verurteilungswürdigkeit seines Handelns. Dasselbe gilt für Antisemitismus, ob links oder rechts, muslimisch oder christlich, schwarz oder weiß etc. Es ist wie Rassismus und jede andere Diskriminierung zu verurteilen und zu unterlassen, da es gegen die Menschenwürde verstößt.
Der Punkt ist, dass diese Dinge (alle) nur möglich sind, weil wir so sind, wie wir sind, weil diese Gesellschaft und das politische System sind, wie sie sind, weil ich das, was verurteilenswert ist, in mir trage.
Ich kann die Gesellschaft und das politische System nur verändern, wenn ich in mir selber das verändere, was ich verurteilenswert finde. Das hat dann erstaunliche Auswirkungen.
Mit dem Finger auf andere zeigen ändert gar nichts.
 
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