Ich stimme Dir in Allem zu, lieber
@Condemn - nr wäre es m. E. "richtiger", statt von "rechts" von "extrem(istisch)" zu reden.
Denn ob die Extremisten von rechts oder von links kommen, ist so etwaas von egal - sie "ticken" genau gleich.
Und die Ursachen (die verstanden werden müssen, ganz klar) sind vermutlich auch nicht wirklich soooo verschieden.
Ja, da hast Du recht. Ich hab das nur dem Thread-Thema angepasst.
Ursachen betreffend: Ich glaube, dass es in letzter Konsequenz um ganz wesentliche Themen geht die jeder kennt und damit dann auch um ziemlich tiefe psychologische Dynamiken. Ein bedeutendes Thema ist z.B. ganz einfach "Demütigung" und "Ohnmacht". Menschen die sich auf irgendeine Art gedemütigt fühlen, tendieren psychologisch zu extremeren Denken - das meine ich nicht nur politisch, denn es kann sehr persönlich und individuell sein. Sind sie dem ausgeliefert kommt Ohnmacht hinzu, was sich oft in einer gewissen Passivität zeigen kann - einfach weil es keine machbare Lösung zu geben scheint. Kollektiv ist das aber wie ein Kessel der immer mehr unter Druck steht. Die Anfänge werden oft lange gar nicht erkannt, weil Menschen die sich gedemütigt und ohnmächtig fühlen lange nicht handeln. Aber daraus wird eine große Wut. Psychologisch ist das nicht passiv oder "wenig Energie", sondern im Gegenteil. Dann braucht es, wenn man es politisch sieht, nur noch eine einigende und kanalisierende Kraft. Und da kommen dann Populisten ins Spiel.
Das Interessante daran ist: Die müssen da nichts wach rufen. Sie müssen diese "Energie" lediglich erkennen und respektieren damit Menschen sich dann verstanden fühlen und Hoffnung auf sie projezieren. Die eingeschlagene politische Richtung wird fast zweitrangig, es braucht v.a. einen Gegner - und der ist üblicherweise die etablierte Politik und etablierte Medien usw.
Eine bedeutende Dynamik unserer Zeit ist etwas das man "progressiv" nennen könnte und dieser Begriff hat üblicherweise eine eher positive Konnotation. Vereinfacht gesagt: Vieles verändert sich innerhalb sehr kurzer Zeit. Damit können Menschen aber nicht gleichermaßen gut umgehen. Wie gut sie es können hängt sehr von individuellen Situationen ab, etwa Einkommen und Bildung, Wohnort usw. Jene die es nicht so gut können, oft genug nicht aus eigener Schuld, wünschen sich "weniger davon" bzw. weniger schnelle Entwicklungen. Die meisten sind gar nicht gegen progressive Entwicklungen, denn die Notwendigkeit dessen erkennen sie durchaus oft an - etwa technologischen Fortschritt betreffend, aber durchaus auch Aufnahme von Flüchtlingen usw. Es ist eine Frage der Dosierung auf Zeit.
Ein ganz entscheidendes Problem progressiver Politik ist: Die negativen Auswirkungen der Veränderungen werden in aller Regel von anderen erwartet. Anders gesagt: Jene die eher privilegiert sind spüren die negativen Wirkungen progressiver Politik viel weniger - und Politiker sind in aller Regel Teil derer die privilegiert sind. Journalisten sind es meistens auch, zumindest im Vergleich mit Millionen die es ganz sicher nicht sind. Und jene die es nicht sind, haben dann oft genug durchaus Recht mit dem Vorwurf, dass sie weit mehr unter negativen Auswirkungen leiden als jene die solche Entscheidungen treffen und die Meinung bestimmen. Daher fühlen sie sich unverstanden, gedemütigt, ohnmächtig, hintergangen, usw.
In den westlichen Demokratien tendiert die Gegenbewegung daher in aller Regel nach rechts, zuerst mal im Sinne von „konservativ“, als Antwort auf die überfordernden Entwicklungen unserer Zeit - und je mehr Druck aufgebaut wird, desto extremer wird das.