Warum oder?
Die Debatte IST scheinheilig!
Ich weiß. Aber viele Menschen sind im realen Leben nicht so verbohrt wie in den sozialen Medien. Sie wissen, dass es scheinheilig ist und dass die Entscheidung, wen man öffentlich kritisiert und wen nicht, oft nicht auf Vernunft, sondern auf Furcht und Gruppendruck gründet.
Als ich überzeugter Antizionist war, war die schlimmste Reaktion, die ich auf öffentliche Äußerungen bekam, eine gelegentliche Schmähkritik von Seiten irgendeines Einzelgängers, den sowieso alle hassten. Als ich begann, mich öffentlich proisraelisch zu äußern, dauerte es keine Woche bis zum ersten Drohanruf. Wie aber lautet das Leitnarrativ? "Man kann Israel nicht kritisieren, ohne niedergemacht zu werden."
Bespucke ich Pegida-Demonstranten oder AfD-Politiker, mache ich damit ein paar alte Leute wütend und bin ein antifaschistischer Held. Bespucke ich Al-Quds-Demonstranten oder AKP-Rotten, lande ich im Krankenhaus und werde wegen rassistischer Beleidigungen angezeigt. Wie aber lautet das Leitnarrativ? "Deutschland rückt immer weiter nach rechts." Es stimmt sogar, nur nicht so, wie es gemeint ist.
Der Gipfel des Unsinns - und das bedenklichste Zeichen von allen - ist, dass heute allen Ernstes als fortschrittlich und rebellisch gilt, wer sich voll und ganz auf die Seite des Establishments stellt. Wenn das so weitergeht, wird Erdogan demnächst Merkel dazu ermahnen, ihren Bürgern etwas mehr Freiheit zu gewähren - und Merkel indigniert erklären, sie bekämpfe nur Terroristen.
Normalerweise müssten sich Jugend, Kunst und Presse gegen diese Entwicklungen auflehnen, aber wir befinden uns seit Jahren in einem "Notstand" nach dem anderen und die Angst und der Gruppendruck werden immer stärker.
Ich beneide jeden, der diesen Irrsinn nicht erkennt.