Und ich bin weiter davon überzeugt, dass kein Mensch die Welt absolut objektiv betrachtet - auch nicht die Menschen, die sich der Mechanismen der (Selbst-)Täuschung und Einfärbung der Ansichten bewusst sind. Man kann dem entgegenwirken, aber es nicht komplett ausschalten.
Das hatte ich auch nicht gesagt bzw. gemeint dass ich die Welt absolut objetiv betrachten kann.
Ich bezog das auf das Thema hier, Rassismus, und da kann man es objektiv betrachten. Oder findest du nicht ?
Das Aushalten fällt aber vielen schwer.
Ok, dann drehe ich das mal im gleichen Sinne rum:
Leider können viele nicht aushalten wenn zwei Menschen aus unterschiedlichen Ethnien eine Familie gründen und dann dabei "Rassenschande" denken.
Und weiter ?
Das er aus dieser Kultur kommt, das kann ich konkret sagen.
Aber das beinhaltet auch konkret, dass es möglich ist dass dieser Mensch, der da vor mir steht, diese kulturspezifische Kriminalität lebt.
Das ist das selbe wie auf der anderen Seite der Medaille, wo man jedem Weißen möglichen Rassismus gegenüber Schwarzen unterstellt
oder jedem Deutschen / Österreicher Vorurteile gegenüber Türken, Arabern usw. unterstellt.
Ist das eine besser als das andere ? Nein, es sind zwei Seiten der selben Medaille.
Tja, dann könnten und sollten wir uns drauf konzentrieren, die Täter - und NUR die Täter - z.B. der Silvesternacht 2015/16 zu verurteilen bzw. zu ächten (weil verurteilen leider in vielen Fällen nicht mehr möglich ist ) und kein Pauschalurteil draus zu drehen. Wenn das gelungen ist kommt auch fast automatisch, dass Weiße nicht automatisch als mögliche Rassisten gegen Schwarze betrachtet werden.
Das hört sich auf den ersten Blick gut und richtig an. Wenn man aber über das was du schreibst "objektiv" nachdenkt, dann fällt einem ein Paradox in deiner Aussage auf.
"Erst wenn wir alle uns darauf konzentrieren, die Täter - und NUR die Täter - z.B. der Silvesternacht 2015/16 zu ächten, erst dann kommt auch fast automatisch, dass Weiße nicht automatisch als mögliche Rassisten gegen Schwarze betrachtet werden ?"
Wie soll das möglich sein die Täter zu ächten, wenn 99% der Täter aus der Silvesternacht 2015/16 nicht ermittelt werden konnten ?
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
Wir ächten nur die 1 % Täter die ermittelt wurden, die restlichen 99 % bleiben ohne Ächtung, oder wir ächten die über 1000 Taten in jener Nacht allgemein.
Ersteres ist nicht gerecht der Opfer der 99% nicht ermittelten Täter gegenüber und das zweite wäre dann eine Pauschalisierung.
Ein weiteres Paradox sehe ich sogar noch in der Annahme in deiner Aussage, dass du im metaphorischen Sinne weisst dass z.B. das Huhn eher da war als das Ei, also, dass das gedrehte Pauschalurteil die Bedingung dafür wäre, dass z.B. Weisse als mögliche Rassisten gegen Schwarze zu betrachten sind.
Der Automatismus, den du da siehst, ist ziemlich einseitig und nicht "objektiv"-
Wozu dient dieses "Die sind aber alle auch rassisitsch"?
Ok, betrachten wir es "objektiv", ok ?
Nach besagter Sylvesternacht haben vorallem Linke und Grüne ( namentlich kann ich hier Claudia Roth & Katrin Göring - Eckart nennen ) gesagt, dass es solche Vorfälle auch auf dem Münchner Oktoberfest von Deutschen gibt.
Nun frage icb dich: Wozu dient diese Aussage ?
Misst man hier mit verschiedenen Maßstäben ?
Die Zeiten wo Minderheiten in Mitteleuropa gleich wie automatisch Opfer sind, sind längst vorbei.
Früher, also bis vor 75 Jahren, mag das noch so gewesen sein, dass Minderheiten wie automatisch potenzielle Opfer der Mehrheitsgesellschaft sind.
Es ging und geht mir nicht darum, ob Minderheiten automatisch Opfer wären, sondern darum, dass wir Weiße hier nunmal in der Mehrheit sind und so gegen EINIGE Minderheiten vorgehen - d.h. nicht unbedingt automatisch gegen alle Minderheiten.
Es müsste erstmal definiert werden ab wann und welche Menschen zur Minderheit angesehen werden.
Minderheiten werden allgemein im Unterschied zur Mehrheit ethnisch, religiös und der Natioanlität entsprechend definiert.
Desweiteren: Verstehe ich dich richtig, dass du der Meinung bist, dass allein durch die Tatsache, dass die Weißen nunmal die Mehrheit bilden wie automatisch gegen EINIGE, wie du es nennst, also bestimme Minderheiten vorgehen ?
Habe ich dich da richtig verstanden ?
Falls ja, dann begründe es bitte mal.
Wenn wir gegen Rassismus vorgehen wollen, dann können wir das quasi nur, indem wie gegen den Rassismus in unseren Reihen vorgehen. Da hilft ein "Das gibt es überall, und auch Schwarze sind mitunter rassistisch" o.ä. herzlich wenig bei, sondern soll nur den Rassismus in eigenen Reihen irgendwie entschuldigen.
Ich verstehe was du meinst, dennoch sehe ich auch da wieder, wenn ich es "objektiv" betrachte ein Paradox, denn:
Auf der einen Seite wird erklärt, und das meiner Ansicht nach auch zu recht, dass zur Zugehörigkeit zu einem Land & einer Nation wie der in der wir leben inzwischen auch Schwarze, Muslime, Juden, und Menschen aus anderen Ländern ( Migrationshintergrund) gehören und wir sie auch so behandeln sollten, denn sie gehören ja zu unseren `Reihen`.
Auf der anderen Seite, wenn es um Probleme im Zusammenleben geht, dann werden sie aus den "eigenen Reihen" ausgeschlossen.
Warum ? Weil es gerade so schön moralisch passt ?
Ich möchte nicht wissen wieviele Schwarze, Muslime, Juden und Menschen aus anderen Ländern, welche das Thema Rassismus "objektiv" betrachten sehen möchten, so wie ich, sich bei der Aussage ausgegrenzt fühlen, wenn sie dann plötzlich nicht mehr zu "unsere Reihen" gehören.
Da hilft ein "Das gibt es überall, und auch Schwarze sind mitunter rassistisch" o.ä. herzlich wenig bei, sondern soll nur den Rassismus in eigenen Reihen irgendwie entschuldigen.
Und wenn eine Claudia Roth oder Katrin Göring - Eckart sagt, oder viele andere Menschen, dass sowas wie in der besagten Sylversternacht auch jedes Jahr auf dem Oktoberfest passiert, dann soll das natürlich nichts entschuldigen, gell ?
Nein, das wird dann als `Aufklärung` bezeichnet.
Übrigens deine letzten Worte "sondern soll nur den Rassismus in eigenen Reihen irgendwie entschuldigen" ist eine absolutistische Aussage und in meinen Augen auch ein Vorurteil.