Räume ohne Fenster

Ich dachte Spiegeln sollen nicht im Schlafzimmer sein?
Oder zumindest sollen sie nachts abgedeckt werden,
so irgendwie meine ich da gelesen zu haben.
Liebe Emilia,

so hatte ich das auch gemeint, aber Spiegel im Schlafzimmer müssen nicht grundsätzlich tabu sein.
Wie ein Fenster am Tag mit dem Licht als Brücke den Raum mit dem Draußen verbinden kann, so ist das aber auch in der Nacht mit der Dunkelheit.

Mancher wird es nicht glauben, aber wir leben in unserer Seelenwelt noch immer in den archaischen Zeiten, in denen Raubtiere oder Feinde durch Fenster und Türen eindingen und uns nach dem Leben trachten. Ja und mancher wird sich daran erinnern, dass uns nächtens diese auch heute noch geschehen. Die Verhaltensmuster bei der unbewussten Auswahl unserer Schlafstatt liegen also tief in unseren Erinnerungen, die wir mit in unsere Wiege gelegt werden (epigenetische Erinnerungen).

Ohne es zu wissen, achten wir also auf Fenster und Türen, ob deren Lage uns genügend Zeit auf irgendwelche Eindringlinge reagieren zu könne. Jeder Augenblick wird kostbar, deshalb sollten wir schon mit dem Öffnen der Augen die Gefahrenzonen Tür und Fenster im Blickfeld haben können. Anderseits ist auch der Weg zur Tür sehr wichtig, aus der wir ohne Mühe flüchten können.

Von all diesen Faktoren hängt dann ab, wie tief wir uns auf den Schlaf einlassen, denn wir halten meist auch einen feinen Draht zur Wirklichkeit. So reagiert auch eine Mutter auf die kleinste Regung ihres Säuglings.

Mancher wird sich nun fragen, was das alles mit einem Spiegel zu tun hat. Dazu sollte man wissen, dass große Spiegel im Schlafzimmer, wie man heute kennt, erst Ende des Mittelalters hergestellt werden konnten. Jeder kann sich nun denken, wie lange es dann noch gedauert hat, bis man diese Kostbarkeit auch in bürgerlichen Schlafzimmern finden konnte. Evolutionär gesehen ist das also eine winzige Zeitspanne und deshalb ist für unsere Seele der Spiegel immer noch ein Fenster zu einer Welt da draußen.

Das konnte ich auch einmal selbst in einem Traum erfahren. Ich hatte schon öfters gehört, dass Menschen beim Aufwachen ganz real irgendwelche Personen oder Gestalten sehen. Ich weiß auch, warum das so ist, hatte dazu aber dennoch eine etwas zwiespältige Haltung, bis ich das einmal selbst erlebt hatte.

Eines Morgens schlug ich die Augen auf und sah gerade noch eine Gestalt aus meinem Schlafzimmerspiegel springen und durch die Tür zum Flur rennen. Es ist dieser kurze Zustand, in dem wir Träume noch nicht von der Wirklichkeit trennen. Also auch die Muster aus den epigenetischen Erinnerungen, die tief in unserer Seele schlummern. Ja und deshalb sollten wir den Spiegel in diesem Sinne auch berücksichtigen.


Merlin
 
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Danke @DruideMerlin für deine ausführliche Antwort!

achten wir also auf Fenster und Türen
Kann ich bestätigen!
Wie ein gesuchter Mafiosi sitze ich prinzipiell so, dass ich Tür, Leute, Fluchtweg im Aug hab.


So reagiert auch eine Mutter auf die kleinste Regung ihres Säuglings.
Ja.
Hat mich immer fasziniert,
den Radiowecker hört die ganze Nachbarschaft, nur ich nicht.
Während mich die kleinste Bewegung meines Kindes aus dem Schlaf riss.
 
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