Möchte hier noch ein paar Gedanken aufwerfen.
Ist Rache überhaupt notwendig? Oder bekommt nicht jeder seine Rechnung präsentiert, wenn nicht in diesem, dann doch im nächsten Leben?
Im Grunde ist Rache nichts als der drängende, blinde Wunsch, dass ein anderer Schmerz erleidet. Meistens deswegen, weil er dir auch Schmerzen verursacht hat - vielleicht nicht einmal absichtlich oder bewußt. Rache macht da keinen Unterschied, denn sie ist im Grunde Hass.
Ich halte nicht viel vom moralischen Komperativ.
Meiner Meinung nach hat Rache ihre Daseinsberechtigung als "Gefühl", als "Drang", sonst gäbe es sie ohnehin nicht. Ich wage zu behaupten, in den überwiegenden Fällen spielt sich Rache ohnehin im Kopf ab, ist nichts als eine (manchmal) blutige Phantasie. Wenn wir den Rachedrang nicht unterdrücken, sondern im Kopf ausleben, vielleicht einem Dritten gegenüber auch aussprechen, dann können wir irgendwann vielleicht darüber scherzen, sogar lachen. Und am Ende zu innerem Frieden zurück kehren - denn DaS ist Rache sicher nicht.
Und die Fälle, wo jemand tatsächlich Rache ausübt, sei es auf die Türmatte sch... oder einen Ehrenmord verüben, kommen mir trotz der Grausamkeit so hilflos vor. Ein bilindwütiges Toben, ein cholerischer Ansatz. Dennoch wahrscheinlich unglaublich befriedigend.
Eines sollte man nicht vergessen. Der "Wunsch", jemandem Schmerzen zuzufügen, egal ob psychischer oder physischer Art, verletzt einen Menschen auch selbst.
Ja, das "Gefühl", der Rache hat meiner Meinung Legitimität, der "Akt" der Rache nicht. Denn wir können letztendlich nur authentisch bleiben, uns um unser eigenes Wohl kümmern und "höhere Gerechtigkeit" anderen Instanzen überlassen.
Denn ich denke nicht, dass Gott sich "verscheissern" lässt.
In keinster Weise.
Wobei man "Rache" auch nicht mit "Konsequenz" verwechseln darf. Konsequente Reaktion auf verletzendes Handeln anderer gehört zur Authentizität. Und dann kann es schon sein, dass man den Kontakt mit jemand anderem abbricht, oder ihm die Zuneigung verweigert. Und oft kann eine innerliche Distanz und ein Schweigen wirkungsvoller sein, als ein blindwütiges Toben oder ein hasserfüllter Ausbruch.
Vor allem geht es einem auch besser damit.
Denn in dem Fall, wo wir bei uns bleiben und unsere eigene Würde wahren, auch rücksichtslosem Verhalten gegenüber, schützen wir auch unseren eigenen Seelenfrieden.
Angst essen Seele auf, hieß es einmal in einem Film. Aber ich denke auch Hass essen Seele auf.