Sicher.
Und trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass ein Aufgehetzter, der von Haus aus eine kurze Zündschnur hat, eher einen Mord begeht, als einer mit kurzer Zündschnur, der nicht ideologisch aufgehetzt wird.
Ja. Zum einen kann man sicher sagen, dass unter allen Menschen vor allem jene, die psychologisch irgendwo schon in so einer Richtung sind ("kurze Zündschnur"), eine höhere Wahrscheinlichkeit haben gewalttätig zu werden oder sogar zu töten. Aber warum jemand so ist und wurde, ist die ganz entscheidende Basis. Das macht den Unterschied.
Ideologische Hetze kann dann einer der Faktoren sein die jemanden über die Grenze bringen können. Dennoch ist es nur ein einzelner Faktor und keine singuläre Ursache.
Stell Dir mal noch einen Faktor vor: Nehmen wir an der Mörder wurde immer wieder von Maßnahmen-Befürwortern die ihn, schon bevor er mordete als Feindbild sahen, gedemütigt. Auch das wäre ja theoretisch erstens möglich und dann auch ein möglicher Einfluss, oder? Wenn man annimmt, dass Hetze einen solchen Menschen zum Morden bringen kann, dann könnte es doch auch möglich sein das Demütigung von anderer Seite ihn zum morden bringen könnte, richtig?
Oder ein anderes Gedankenspiel, vollkommen unabhängig von Corona und Maßnahmen: Stell Dir mal vor dass der vor z.B. 3 Wochen eine Frau angeflirtet hätte die ihm gefällt. Und stell Dir mal vor sie hätte ihn nicht nur abgewiesen, sondern ihn irgendwie beleidigt, auf eine Art die bei ihm vielleicht einen wunden Punkt traf. Wer weiß ob der nicht auch in so einer Situation gemordet hätte?
Worauf ich damit hinaus will ist: Die wirkliche Ursache liegt in seiner Persönlichkeit und der Art wie sie sich über Zeit formte. Und das ist kein lösbares Problem. Das ist keine Frage die je vollständig beantwortet werden könnte. Das ist aber der ganz große Unterschied zwischen jemandem wie diesem Täter und allen anderen die weder wegen Corona und Maßnahmen und Querdenker-Bullshit morden, noch weil sie von einer Frau abgewiesen wurden und sich gedemütigt fühlen etc.
Es ist ja so, den Typen mit der kurzen Zündschnur wirst Du nicht so schnell ändern können.
Aber Du kannst auf die Umstände aufmerksam machen, wegen denen er sich radikalisiert hat.
Nein, das funktioniert nicht. Denn "Umstände" wird es immer geben. Denk Dir wir hätten gar kein Corona sondern eine krasse Finanzkrise. Stell Dir vor das Arbeitsplätze verloren gehen, dass es zu einer Inflation oder gar Enteignungen kommt, dass sich logischerweise auch dann Gegner bilden die zum Teil extremistische Ideologien verbreiten usw. Es wird niemals irgendeine kollektive intensive Krise geben die nicht auch massiven Widerstand und Ideologie fördert.
Was ebenfalls Ideologie fördert: Wenn man Menschen vorverurteilt, wenn man Menschen in eine Schublade steckt in die sie nicht gehören. Denn wo sollen sie dann (psychologisch, mental) hin? Genau wie der Krieg gegen den Terror regelrecht Terroristen erschafft, führt ein ideologischer Krieg gegen eine Ideologie zu deren Stärkung wenn man Menschen regelrecht hineinschubst weil man sie zum Feindbild erklärt, ihnen zu verstehen gibt, dass sie dort sowieso schon dazugehören.
Daher sehe ich Pauschalisierungen und Generalisierungen nicht nur als falsch an, weil unwahr und nicht in Übereinstimmung mit der Realität. Es ist auch destruktiv.