Qualitätsmerkmale und Tips - Familienaufstellung

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Hallo ChrisTina,

eigentlich hatte ich etwas anderes gemeint:
Zum Beispiel: Jemand kommt in die Aufstellung und hat Probleme mit irgend einem anderen Menschen, oder eine Krankheit. wäre es dann nicht sinnvoller, hiermit anzufangen, und darauf ein lösendes Bild aufzubauen, damit der Klient sich besser in die Zusammenhänge eindenken kann und auch das Lösungsbild besser in sein Leben (Seele) integrieren kann.

Trotzdem ist der andere Punkt auch sehr wesentlich, den du erwähnt hast: Jemand kommt und möchte sein Anliegen aufstellen, wobei er schon vorher weiß, wie alles zu laufen hat. Das kann nicht funktionieren. ich kann mir gut vorstellen, dass genau wegen dieser "Vorwegnahme der Lösung" viel Enttäuschung über Aufstellungen im Klienten entstanden sind. Gerade hier ist ein einfühlender Umgang mit dem Klienten notwendig. Denn es muss ja einen Grund haben, dass er sich seine Gedanken gemacht hat und so wenig Vertrauen ins Geschehen hat.

Demnach sind es nicht so sehr die Aufstellungen, die die Klienten ins Zweifeln bringt, und dann womöglich B.H. angreifen, sondern es ist mehr die Art wie mit ihnen und ihrem Anliegen und ihrer Angst sich zu öffnen umgegangen wird.

Liebe Grüße pluto
 
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Dieser Thread dient dem Zusammentragen von Informationen und Hinweisen. Ausführlichere Diskussionen und Zwiegespräche bitte ich in eigenen Threads durchzuführen. (Damit es nicht unübersichtlich wird und das flüssige Lesen der Informationen erschwert.)

LG, Reinhard
 
Verschiedene Formen der Aufstellungsarbeit :

1. "Klassische" Familienaufstellung :

Hintergrund dieser Familienaufstellung ist die Beobachtung (oder Annahme), dass in Familiensysteme ein Gedächtnis wirkt, dass Unrecht und Ausklammerung nicht zuläßt. Wenn jemand in der Familie ausgeklammert wird - oder jemandem aus (oder von) der Familie massiver Schaden zugefügt wird (der nicht bereinigt wird) - dann wird dies von einem späteren Mitglied der Familie repräsentiert, er ist mit der betreffenden Person "verstrickt" und wird ihr und ihrem Schicksal ähnlich. Eine mögliche Lösung ist es, die ursprüngliche Person wieder zu entdecken und zu sehen und ihr Schicksal zu würdigen - sodass der sie repräsentierende Nachkomme entlastet ist und sein eigentliches Leben leben kann.

2. Hellinger's "Ordnungen der Liebe" :

Dies wurde durch Bert Hellinger in seinen Anfängen mit dem "Familienstellen" noch verfeinert, indem er natürliche Ordnungen in familiären Beziehungen erkannte, deren Verletzung den Betroffenen nicht gut tut. Solche Verletzungen der Ordnung stellt es zB. dar wenn sich Spätere über Frühere stellen (nicht nur in familien, sondern auch zB. in Firmen), Kinder über Eltern etc. Die Einfügung in die natürliche Ordnung dient dazu, dass man seinen gemäßen Platz einnimmt und die Liebe wieder fließen kann - die zB. durch die "Anmaßung" eines Platzes blockiert wird, der einem nicht zusteht.
(Hellingers Aufstellungsart hat sich zB. zu den "Bewegungen der Seele" weiterentwickelt, bei der meines Wissens der Aufstellungsleiter kaum mehr eingreift und es vor allem darum geht, blockierte seelische Bewegungen wieder in Fluß zu bringen. Da weiß ich aber kaum etwas darüber und würde mich über genauere Beschreibungen durch andere freuen.)

3. Spirituelle Aufstellungen :

In Aufstellungen können auch seelische Wirklichkeiten (wie die "unsterbliche Seele", seelische Helfer und Wesen etc.) aufgestellt werden. Dadurch ist es möglich, seelischen Verstrickungen nachzugehen, die aus Vorleben stammen - zB. aus erlittenem (und nicht vergebenem Leid), die man erlebt oder anderen zugefügt hat, aus Bindungen durch das Einzelleben überschreitende Gelübde, magische Handlungen und nachwirkenden Flüchen. Man kann dadurch auch die seelische Welt sichtbar machen, die uns umgibt. Meiner Erfahrung nach geht es in spirituellen Aufstellung letztlich um die menschliche Urentscheidung zwischen Zugehörigkeit zum Göttlichen oder Durchsetzung eigener Vorstellungen - pointiert : zwischen Liebe oder Macht.

4. Schamanistische Aufstellungen :

Wesentliche Teile schamanistischen Erlebens und schamanistischer Arbeit können bei kompetenter (!) Leitung auch in Aufstellungen dargestellt werden : Begegnung mit "Verbündeten", Suche nach verlorenen Seelenteilen etc.

5. Aufstellungen auf systemischen Hintergrund (zB. Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed; systemische Familientherapie )

6. Organisationsaufstellungen

(Bei 5 & 6 bitte ich andere, mehr dazu zu sagen).

7. Sonderformen :

Da sehr viel durch Stellverteter dargestellt werden kann, ist die Vielfalt der behandelbaren Themen durch Aufstellung groß. Man kann zB. Hilfen für Entscheidungssituationen versuchen - zb. bei der Wahl von Ausbildung und Beruf. Einmal habe ich in einer Gruppe eher spielerisch die verschiedenen Dämmumgen eines Hauses durchprobiert - von Styropor bis lehmverschmiertem Stroh. Die Reaktionen der StellvertreterInnen waren erstaunlich hilfreich.

"Verdeckte Aufstellung" :

Um die Beeinflussung der StellvertreterInnen zu vermeiden oder wenn esum Anliegen geht, die nicht öffentlich bekannt werden sollen, kann man StellvertreterInnen auch so beauftragen, dass sie nicht wissen, wen / was sie vertreten : sodass nur der aufstellende Klient und der Aufstellungsleiter weiß, worum es genau geht.

Voraufstellung "Lösung erwünscht ?" :

Das Gelingen einer Aufstellung hängt maßgeblich davon ab, ob der Aufstellende überhaupt für eine Lösung offen ist. Wenn daran Zweifel bestehen. kann man dies in einer Voraufstellung klären. Falls sich zeigt, dass jemand eine Lösung gar nicht will, kann man in der Aufstellung herausfinden, welche Schritte sinnvoll und notwendig sind, damit sich der Aufstellende der Lösung öffnet.

8. "Familienskulpturen" im Psychodrama

Sie sind Formen der Darstellung und Bearbeitung von Beziehungen, aus denen die Familienaufstellungen entwickelt wurden - aber nicht Familienaufstellungen im eigentlichen Sinn. (Das Psychodrama ist eine eigene psychotherapeutische Methode.)

Reinhard

Ergänzungen und Korrekturen sind willkommen !
 
6. Organisationsaufstellungen

Können vom Ablauf her mit "klassischen" Familienaufstellung und auch Hellinger's "Ordnungen der Liebe" verglichen werden, bzw. sehr oft wird auch auf Strukturaufstellungen zurück gegriffen, je nach Thematik.

Hier geht es vor allem um Firmenstrukturen, zB Unstimmigkeiten in Teams, wie Mobbing oder so. Dies entweder als klassiche Teamaufstellung oder auch als *abstrakte* Aufstellung, dass eben Mobbing an sich gestellt wird.

Andere Thematiken wären zB auch das Verhältnis und die Einstellung zu den eigenen Kunden, oder auch "was behindert den Firmenerfolg an sich". Es geht auch um Personen, die für die Organisation wichtig waren - aber nicht gesehen werden - oder nicht entsprechend gewürdigt werden.

5. Aufstellungen auf systemischen Hintergrund (zB. Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed; systemische Familientherapie )

Hierzu kann sicher Jake mehr schreiben, ich kenne nur einzelne *Techniken* wie Tetra-Lemma oder Alter-Ego-Aufstellungen, welche aus diesem Bereich kommen. Hier geht es nicht um einzelne Personen in einer Familie sondern zB um mehrere Wahlmöglichkeiten zu einem Thema oder unterschiedliche Altersstufen einer einzelnen Person.
 
Verschiedene Formen der Aufstellungsarbeit :

2. Hellinger's "Ordnungen der Liebe" :

Dies wurde durch Bert Hellinger in seinen Anfängen mit dem "Familienstellen" noch verfeinert, indem er natürliche Ordnungen in familiären Beziehungen erkannte, deren Verletzung den Betroffenen nicht gut tut. Solche Verletzungen der Ordnung stellt es zB. dar wenn sich Spätere über Frühere stellen (nicht nur in familien, sondern auch zB. in Firmen), Kinder über Eltern etc. Die Einfügung in die natürliche Ordnung dient dazu, dass man seinen gemäßen Platz einnimmt und die Liebe wieder fließen kann - die zB. durch die "Anmaßung" eines Platzes blockiert wird, der einem nicht zusteht.
(Hellingers Aufstellungsart hat sich zB. zu den "Bewegungen der Seele" weiterentwickelt, bei der meines Wissens der Aufstellungsleiter kaum mehr eingreift und es vor allem darum geht, blockierte seelische Bewegungen wieder in Fluß zu bringen. Da weiß ich aber kaum etwas darüber und würde mich über genauere Beschreibungen durch andere freuen.)

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Ergänzungen und Korrekturen sind willkommen !

Hier möchte ich etwas ergänzen.

Bert Hellinger hat mit der Zeit herausgefunden, dass die klassischen Familienaufstellungen mitunter einer Lösung sogar im Wege stehen können.

Weiterhin stellte sich bei genauer Beobachtung von Teilnehmern in Aufstellungen heraus, dass diese schon während der Phase der Einfühlung in die Rolle deutliche kleine ideomotorische Reaktionen zeigten - vor allem im unteren Körperbereich. Hier besonders die Hände, Becken, Beine und Füße.

Bert Hellinger fand heraus, dass es oft völlig ausreicht, nur eine oder zwei Personen zu einem Thema aufzustellen und deren Körperbewegungen zu folgen. Er sagt dazu, dass ein Stellverteter (oder auch eine Originalperson, die aufgestellt wird) sämtliche Bewegungen der Seele eines Systems in seinem eigenen Körper abbildet. Schon eine Person ist - wenn sie steht - eine Systemaufstellung in sich.

Der Stehende (Stellvertreter oder Aufstellender) wird aufgefordert, gesammelt zu sien und dann den subtilen Bewegungsimpulsen seines Körpers ohne Worte (jedoch mitunter eben nicht schweigend, weil sich daraus auch ein heftiger Schrei entwickeln kann) zu folgen. Daraus ergeben sich meist zeitlupenartige Bewegungen von eigenartiger Intensität. Mitunter wird dann noch die eine aoder andere Person dazugestellt oder der Protagonist aufgefordert eine Bewegung oder Haltungsänderung zuversuchen, wenn der Fluss unterbrochen ist.

Was sich ergibt sind wortlose, dramatische Bewegungsbilder des Systems. Oft wird an derStelle der größten Spannung inne gehalten odergarabgebrochen. Ziel dieses Abbruchs ist dann, dass die Seele von dort an ihrem eigenen Weg wieder überlassen wird. Hier weiter zu machen wäre dann ein unbotmäßiger Eingriff in das Handwerk der Seele.

Der Leiter einer solchen Arbeit hält sich weit gehend im Hintergrund, so lange die Stellvertreter gesammelt agieren. Fangen sie an zu "acten" wird er natürlich sofort unterbrechen.

Bewegungen der Seele sind rein phänomenologisch und NICHT zielgerichtet. Bei dieser Arbeit verbietet es sich auch (m.E. ebenso wie bei den Familienaufstellungen), den Aufstellenden vorhernach einem Wunsch oder Ziel zu fragen, was ja konstruktivistische Aufstellungen manchmal bieten. Auf dieser tiefen Ebene der Systemseele und des Geistes an sich wäre jedes formulierte Ziel lächerlich. Oft handelt es sich um Bewegungen mit ethnischem Hintergrund, also bei Nachfahren oder Betroffenen ethnischer Konflikte.

Bewegungen der Seele und des Geistes werden nachher auf keinen Fall rational "ausgewertet". Auch eine verbale "Nacharbeit" verbietet sich auf dieser Ebene.

Als Stellvertreterso einerArbeit erlebt man die Bewegungen, wie ein "erfasst-Sein". Man kann ihnen nicht entgehen. Jeder Versuch der Kontrolle geht daneben und man tut gut daran, sich den Bewegungen einfach anzuvertrauen.

Die Leitung einer solchen Aufstellung erfordert vom Leiter eine große innere Reife, Zurückhaltung und vor allem Absichts- und Ziellosigkeit. Erfolgt nur dem, was der Geist ihm zeigt. Dadurch, dass es gesehen wurde, verändertes sich und kommt in Fluss.Dies ist eine Arbeit auf einer derarttiefen spirituellen Ebene, wo sich nur mehr Wort-Losigkeit zeigen kann. Es erfordert ein im Einklang sein mit allem seitens des Leiters.

Bewegungen der Seele und des Geistes haben von ihrer Wirkung her und von ihrer Tiefe wie von ihrer Anforderung an den Leiter das klassische Familienstellen sozusagen überholt und werden oft von Familienstellern abgelehnt, die noch ein Bedürfnis nach eigener Bedeutung und Kontrolle haben. Dies hat u.a. dazu geführt, dass sich einige sehr vehement von Bert Hellinger abgesetzt haben.

A.
 
Eines meiner persönlichen obersten Prinzipien ist es als AL in der Absichtslosigkeit zu bleiben. Dem "Klienten" nichts aufzwingen / aufschwatzen zu wollen.

Und das zeigt sich schon vor einer Aufstellung im Vorgespräch oder wie es viele nennen "Interview".

Qualifizierungen soll und muß es m.E. geben. Hier kann eine Registrierung bei einem Dachverband ein Qualimerkmal sein.
 
Qualifizierungen soll und muß es m.E. geben. Hier kann eine Registrierung bei einem Dachverband ein Qualimerkmal sein.
Das sah ich auch mal so - die derzeitigen Entwicklungen in dieser Richtung lassen mich daran zweifeln. Ich habe zunehmend den Eindruck, dass die Eintragung in solche vorgeblichen "Qualitätssicherungslisten" zur Geldbeschaffung und Freunderlwirtschaft verkommen können. Da muss man zB. mehrere Hundert Euro zahlen und braucht "Bürgschaften" bereits eingetragener Personen, damit man in eine der Liste aufgenommen wird - und muss jährlich hohe Beträge zahlen, nur damit man auf der Liste bleiben "darf" - ohne dass dafür irgendeine Leistung erbracht wird. Wer kontrolliert die Integrität und Qualität der (selbsternannten !) Kontrollore ?

Auch in Dachverbänden gibt es sehr eigenartige Dynamiken ...

Die beste und verlässlichste Qualitätskontrolle ist und bleibt die Rückmeldung früherer Klienten.

LG, Reinhard
 
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Hallo Reinhard,

Zitat von A.1526
Die Leitung einer solchen Aufstellung erfordert vom Leiter eine große innere Reife

Ich vermute - nicht nur vom Leiter, sondern auch vom Teilnehmer.

Als Klient möchte ich zu innerer Reife gelangen. Und nun schreibst du dieser müsse diese schon haben, um überhaupt an einer Aufstellung teilnehmen zu können. Das heißt für mich: Aufstellungen sind nur für besondere Klienten geeignet. Das ist Aussortierung und führt zu einer Elite-Haltung: ätsch, ich gehöre dazu, ich darf aufstellen, ätsch du gehörst nicht dazu, dir fehlt die Reife.

Vom AL Reife zu erwarten ist gemäß, vom Klienten dagegen nicht, sonst wird er degradiert.

Liebe Grüße pluto
 
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