Psychiatrie für alle - Artikel in der taz


Und er selbst betrachtet in dem Artikel den Einfluss der Schwere der Depression. Ein ganzes Kapitel ist dieser Frage gewippnet.

Zitat:
Dennoch macht der Depressionsgrad einen Unterschied. Patienten mit sehr hohen Werten auf der Hamilton-Skala (> 28) zeigten dabei einen Unterschied zwischen den Antidepressivum- und Placebo-Armen von 4,36 Hamilton-Skalenpunkten, was nach dem NICE-Kriterium als klinisch bedeutsam angesehen werden kann, auch wenn dies natürlich deutlich unter den 7 Hamilton-Skalenpunkten liegt, die einem CGI-I-Rating von «minimaler Verbesserung» entsprechen.

Und er schließt das Kapitel mit:
Die Frage, ob Antidepressiva bei der Subpopulation von schwerstdepressiven Patienten wirken oder ob sie bei allen Schweregraden keine klinische Wirksamkeit zeigen, bleibt also weiterhin offen.

Das ist, was er im Rahmen der verschiedenen statistischen Studien, die er betrachtet hat, sagen kann. Er kann den Nutzen von Antidepressive bei schweren Depressionen, der über Placebo-Effekte hinaus geht, also nicht ausschließen. Er mag es anzweifeln, aber er muss so ehrlich sein und idt es auch, dass er seine Meinung da auch nicht in den Studien klar bestätigt sieht.
 
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Das Absurde ist ja im Grunde, dass, wenn man sagt, Homöopathie wirkt nicht, dann heißt es: Wer heilt, hat recht. Wenn Millionen von Patienten positive Erfahrungen mit Psychopharmaka haben, dann heißt es: Das kann nicht sein, weil Psychopharmaka nicht wirken. Aber bei nur einem von beiden sind Wirkungen über den Placebo-Effekt wissenschaftlich bewiesen.. 🤷‍♂️
 
Das Absurde ist ja im Grunde, dass, wenn man sagt, Homöopathie wirkt nicht, dann heißt es: Wer heilt, hat recht. Wenn Millionen von Patienten positive Erfahrungen mit Psychopharmaka haben, dann heißt es: Das kann nicht sein, weil Psychopharmaka nicht wirken. Aber bei nur einem von beiden sind Wirkungen über den Placebo-Effekt wissenschaftlich bewiesen.. 🤷‍♂️
Und da ist in der Regel sogar die Toleranz bei Nicht-Wirksamkeit groß. Geht es einem schlechter, ist die Erstverschlimmerung dafür verantwortlich. Ändert sich nichts, muss das passende Mittel noch besser ermittelt werden. Einigkeit herrscht größtenteils darüber, dass Geduld erforderlich ist. Bessern sich die Schulterschmerzen nach Monaten, hat man am Ende "das richtige Globuli" gefunden. - Treten jedoch Nebenwirkungen in der Anfangsphase von Medikamenten auf (die sich in der Regel auf Mundtrockenheit oder Müdigkeit u.ä.) beziehen, wird direkt eine vermeintliche Gefahr gewittert.
 
Und da ist in der Regel sogar die Toleranz bei Nicht-Wirksamkeit groß. Geht es einem schlechter, ist die Erstverschlimmerung dafür verantwortlich. Ändert sich nichts, muss das passende Mittel noch besser ermittelt werden. Einigkeit herrscht größtenteils darüber, dass Geduld erforderlich ist. Bessern sich die Schulterschmerzen nach Monaten, hat man am Ende "das richtige Globuli" gefunden. - Treten jedoch Nebenwirkungen in der Anfangsphase von Medikamenten auf (die sich in der Regel auf Mundtrockenheit oder Müdigkeit u.ä.) beziehen, wird direkt eine vermeintliche Gefahr gewittert.
Es läuft immer darauf hinaus, dass da nix drin ist. Jeder noch so ausgeklügelte Erklärung kann daran nichts ändern.
 
bei kleinen Erkrankungen braucht mir mein Arzt nur das medi verschreiben und ich werd gesund ohne es zu nehmen, das weiss er auch, er weiss aber auch das wenn er mir die Nebenwirkungen sagt, das ich die auch ohne Medi bekomme.

soviel über Psyche und Funktion wenn man auf gesprochenes körperlich reagieren kann.
 
Zitat:
Dennoch macht der Depressionsgrad einen Unterschied. Patienten mit sehr hohen Werten auf der Hamilton-Skala (> 28) zeigten dabei einen Unterschied zwischen den Antidepressivum- und Placebo-Armen von 4,36 Hamilton-Skalenpunkten, was nach dem NICE-Kriterium als klinisch bedeutsam angesehen werden kann, auch wenn dies natürlich deutlich unter den 7 Hamilton-Skalenpunkten liegt, die einem CGI-I-Rating von «minimaler Verbesserung» entsprechen.
Da steht auch etwas anderes, @Joey , und zwar:

"Die wahrscheinlich überraschendste Komplikation bei der Einnahme von Antidepressiva tritt aber bei allen Altersgruppen und Geschlechtern auf: Antidepressiva führen zu einem erhöhten Risiko, wieder an einer Depression zu erkranken. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Depression ist nach der Behandlung mit Antidepressiva höher als nach jeder anderen Behandlung, inklusiver einer Behandlung mit Placebos [Andrews et al., 2012; Babyak et al., 2000; Dobson et al., 2008]. Das Ausmaß dieses Rezidivrisikos hängt dabei auch davon ab, wie stark das betreffende Antidepressivum in den Neurotransmitterhaushalt im Gehirn eingreift."

Das heißt, die lösen selbst die Depressionen aus, sehr schön ! / Ironie/.

Und weiter:

"Da Antidepressiva im Vergleich zu den anderen wirksamen Behandlungsarten das größte Risiko aufweisen und die meisten Schäden verursachen, sollten sie nur als letztes Mittel bei extrem schweren Depressionen und nur, falls alle anderen Behandlungsformen versagt haben, eingesetzt werden."

Und das ist auch die Lüge, also man sollte nur aufmerksam den ganzen Artikel lesen:

". Es macht also keinen Unterschied, welches Medikament verabreicht wird - es kann die Verfügbarkeit von Serotonin erhöhen oder erniedrigen oder auch gar keinen Effekt auf Serotonin haben - der antidepressive Effekt ist der gleiche. Wie aber nennt man Interventionen, deren Effekt unabhängig von ihren chemischen Bestandteilen ist? Ich nenne sie Placebos.


Das ist doch wie Schamanismus: Selig, wer glaubt. Aber das ist doch Wahnsinn und keine objektive Wissenschaft!


"---Dieses Wissen führte zu einer deutlichen und signifikanten Steigerung der Wirksamkeit der Antidepressiva. Dieser Befund unterstützt die Annahme, dass der relativ kleine Unterschied zwischen Antidepressivum und Placebo auch durch die Entblindung und die Wahrnehmung der Armzuteilung aufgrund der Nebenwirkungen der Antidepressiva mit beeinflusst wird."
Von Anfang an sind die Doppelblindstudien so angelegt, dass das Problem mit der sogenannten Entblindung gar nicht gelöst werden kann – also wieder eine Täuschung- Mein Kommentar.

Nochmal:

"Hier besteht aber das Problem, dass Antidepressiva nicht ohne Risiken sind, da sie Nebenwirkungen haben. Beispielsweise erleben 70-90% der Patienten unter SSRI sexuelle Funktionsstörungen [Clayton et al., 2006; Serretti et al., 2009] und häufig auch Gewichtszunahme, Schlafstörungen, Übelkeit und Durchfall. Viele Patienten, die versuchen, ihre Antidepressiva abzusetzen, erleben Entzugssymptome [Rosenbaum et al., 1998]. Antidepressiva wurden auch mit Suizidgedanken sowie mit externalisierendem Verhalten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Verbindung gebracht [Molero et al., 2015; Stone, 2014; Stone et al., 2009], und bei älteren Erwachsenen wurde über ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Todesfälle jeglicher Ursache berichtet [Andrews et al., 2012]. Die Einnahme von Antidepressiva in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Fehlgeburten und selbst nach termingerechter Geburt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Autismus, Missbildungen und persistierende pulmonale Hypertension [Dolmar et al., 2013]. Dabei ist anzumerken, dass dieses erhöhte Risiko mit der Einnahme von Antidepressiva im ersten Trimester assoziiert ist, d.h. zu einem Zeitpunkt, zu dem sich viele Frauen ihrer Schwangerschaft noch gar nicht bewusst sind.

Die wahrscheinlich überraschendste Komplikation bei der Einnahme von Antidepressiva tritt aber bei allen Altersgruppen und Geschlechtern auf: Antidepressiva führen zu einem erhöhten Risiko, wieder an einer Depression zu erkranken. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Depression ist nach der Behandlung mit Antidepressiva höher als nach jeder anderen Behandlung, inklusiver einer Behandlung mit Placebos [Andrews et al., 2012; Babyak et al."

Was sind das bitte die Mittel, die selbst Depressionen auslösen? Das ist doch wie ein schlechter Witz – oder sogar ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!- von mir.
Punkt!
 
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Da steht auch etwas anderes, @Joey , und zwar:

"Die wahrscheinlich überraschendste Komplikation bei der Einnahme von Antidepressiva tritt aber bei allen Altersgruppen und Geschlechtern auf: Antidepressiva führen zu einem erhöhten Risiko, wieder an einer Depression zu erkranken. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Depression ist nach der Behandlung mit Antidepressiva höher als nach jeder anderen Behandlung, inklusiver einer Behandlung mit Placebos [Andrews et al., 2012; Babyak et al., 2000; Dobson et al., 2008]. Das Ausmaß dieses Rezidivrisikos hängt dabei auch davon ab, wie stark das betreffende Antidepressivum in den Neurotransmitterhaushalt im Gehirn eingreift."

Das heißt, die lösen selbst die Depressionen aus, sehr schön ! / Ironie/.

Wenn sie dabei helfen, die Depression vorher los zu werden, ist das mitunter besser als die Menschen nicht zu behandeln. Und es heißt dann auch, dass man die Mittel nicht schnell und voreilig sondern langsam und unter ärztlicher Aufsicht absetzen soll.

Und weiter:

"Da Antidepressiva im Vergleich zu den anderen wirksamen Behandlungsarten das größte Risiko aufweisen und die meisten Schäden verursachen, sollten sie nur als letztes Mittel bei extrem schweren Depressionen und nur, falls alle anderen Behandlungsformen versagt haben, eingesetzt werden."

Es ist ein Merkmal von schweren Depressiponen, dass die betroffenen Menschen ohne Medikation oftmals therapieresistent sind. Die Mittel machen sie erst empfänglich für eine Psychotherapie o.ä.

Und hier plädiert niemand dafür, dass alle Leute - auch nur mit leichen depressiven Verstimmungen o.ä. - die Mittel wie TikTak schlucken sollen, sondern, dass die Mittel nicht a priori verteufelt und ein Feldzug gegen sie veranstaltet werden soll, auf dass diese Option für Menschen mit eben solch schweren Depressionen offen bleibt.

Nochmal:

"Hier besteht aber das Problem, dass Antidepressiva nicht ohne Risiken sind, da sie Nebenwirkungen haben. (...) "

Das gilt für fast ALLE Medikamente. Darum ist jede Verschreibung und Einnahme eine Abwägung zwischen Nutzen und Risiken. Und wenn der Nutzen ist, dass ich nicht vorschnell Suizid basierend auf der unbehandelten bzw. gegen Psychotherapie resistente Depression begehe, sind so manche Risiken und Nebenwirkungen das kleinere Übel.
 
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