Menschenwürde ist verankert im Grundgesetz, jeder hat die Möglichkeit (in unserer Demokratie) dagegen anzugehen wenn er Menschenunwürdig behandelt wird.
Wirklich? Ich denke eher, dass Papier geduldig ist.
Nun, ich habe auch viel gesehen, viel erlebt, aber die Erfahrung gemacht, das niemand wenn er bemüht ist abrutschen muß, dafür sorgt schon das soziale Netz, meist ist es das verlassen auf andere, die Erwartungen, Unlust, Unwille, Flucht in die Sucht.
Warum flüchtet ein Mensch in die Sucht? Glaubst Du, er denkt sich "Hach, dann werde ich mal ein bisschen süchtig, weil das Leben mir sonst zu langweilig ist"? Ich denke eher, Menschen werden süchtig, weil ihnen alles zu viel wird, weil sie mit den Gegebenheiten nicht zurechtkommen - was mitunter auch an den Gegebenheiten (und nicht nur an den Menschen alleine) liegen könnte
Es gab durch die Arbeitsämter jede Unterstützung, angefangen von Berufsberatung bis Lehrstellen suche.
Woher willst Du wissen, was es gab? Ja, eine Berufsberatung bekam ich, die mich prompt in einen unpassenden Beruf schickte ("Ihre Mutter ist ja auch schon Kauffrau, da ist das sicherlich auch passend für Sie - nein, mit Büchern, das passt bestimmt nicht. Bei Ihrer Deutschnote!")
Und später, als ich dann endlich wusste, dass Bücher eben doch die richtige Wahl wären, war ich bereits zu alt für eine reguläre Ausbildung. Bewirb Dich mal mit 30 um einen Ausbildungsplatz. Das Arbeitsamt wollte mich zur Krankenschwester ausbilden (was nun absolut nicht meins ist), anderes wurde eine zeitlang nicht unterstützt. Wenn ich nicht gekämpft hätte, würde ich heute noch Aushilfsjobs machen müssen.
Leider nicht. Ich musste mein Studium abbrechen, damit ich Sozialhilfe bekomme.
Jeder Mensch darf Jederzeit eine Ausbildung machen, nur wird dann eben die Sozialhilfe gestrichen, da ja Ausbildungsgeld bezahlt wird.
Tja, Ausbildungsgeld gibt es aber nicht fürs Studieren - und meinen jetzigen Beruf hätte ich ohne Unterstützung auch nicht machen können, da das Wohnheim an der Berufsschule zu teuer ist, um es von einem normalen Ausbildungsgehalt zu zahlen, wenn man gleichzeitig auch noch eine Wohnung und sein Leben finanzieren muss.
Ich habe in meinem Leben noch nie einen Pfennig/Cent vom Staat bekommen/gewollt, aber ich kenne genügend Menschen die es als Übergangs -Hilfe bekamen, aber auch andere, die nur darauf aus waren.
Dann weißt Du auch nicht, welche drohenden Aussagen (die einen Menschen noch kaputter machen können) in diesen Briefen stehen.
Bsp.: Ich hatte um eine ABM-Maßnahme gebeten, damit ich aus der Arbeitslosenhilfe rausfalle, es war sogar abgesprochen, welche Stelle ich bekommen könnte und ich war einverstanden und was stand im Brief: "Wenn Sie sich weigern, diese Stelle anzunehmen, dann ... " Was soll der Scheiß? Ich hatte doch sogar selbst darum gebeten? Warum müssen die dann noch drohen? Und solche Formulierungen kamen ständig, völlig egal, ob man "kooperiert" hat oder nicht. Ich kann die Menschen verstehen, die an so etwas völlig zerbrechen oder eine "Ist-mir-doch-scheißegal"-Haltung annehmen.
Ich kenne Menschen, die sehr gerne arbeiten würden, aber keine Arbeit finden und auf diese Art in Hartz-IV fallen. Ist es deren Schuld, dass es kaum Arbeit und viel zu viele Arbeitslose gibt? Und wenn ein Mensch, der eigentlich will auch noch Drohbriefe bekommt, was glaubst Du, was das mit ihm macht. Ich denke nicht, dass das sein Selbstbewusstsein steigern wird.
Jeder hatte eine Chance, man muß es aber auch wollen, Eigeninitiative entwickeln. (Mag heute wohl etwas schwieriger sein).
Eben, es ist nicht mehr so wie in den 50ern, wo die Arbeitnehmer von den Arbeitgebern umgarnt werden, damit sie bleiben (oder kommen). Heute heißt es: "Seien Sie froh, dass Sie überhaupt eine Arbeit haben", wenn man sich über schlechte Arbeitsbedingungen beschwert - und mit diesem Satz hat man sogar noch Glück, anderenfalls würde der Arbeitgeber irgendeinen Grund finden, warum man gekündigt wird, wenn man auf Missstände aufmerksam macht.
Auf Glück habe ich nie gewartet, sondern gebuckelt........
Trotz einfacher Lehre, schwerster Erkrankung, geschieden mit 2 kleinen Kindern, habe ich es ohne jede staatl. Hilfe geschafft, mir noch 4 weitere Berufe anzulernen, war Filialleiterin mit 150 Beschäftigten, habe aber auf dem Weg bis dahin auch niedrigste Arbeiten wie putzen und Heimarbeit nicht gescheut.
Dann hast Du ja Glück, dass Du eine "Bucklerin" bist. Ist aber nicht jeder Mensch wie Du. Andere Menschen haben andere Stärken (die auch für die Gesellschaft wichtig sein können). Wollen wir sie deswegen fallen lassen?