ich habe nun 2 Tage ernsthaft überlegt, ob ich dir eine Antwort auf deine letzen Sätze zu mir geben soll oder ob ich dich einfach machen lasse. Meine Entscheidung lautet, ich lasse dich so weiter machen weil Skepsis gerade in Grenzbereichen sinnvoller ist als blinder Glaube. Es schärft die Sinne für den ganzen mystischen Mist, der so erzählt wird.
Es tut mir leid, wenn meine Worte irgendwie aggressiv wirken. Das ist wirklich nie meine Absicht gewesen. Ich will auch niemanden vom naturalistischen/materialistischen Weltbild überzeugen. Auch wenn es vielleicht oft so klingt, ist das ebenfalls wirklich nicht meine Intention hier.
Aber es ist auch auf der anderen Seite auffällig, das du hemmungslos die Argumente (auch meine) anderer so verdrehst das sie in dein Weltbild passen. Nicht weiter schlimm, das ist wahr, wenn da nicht der Punkt wäre, an dem du behauptest das du mehr als 3 Dimensionen in unserer Welt akzeptierst. Denn das tust du nicht und ich frage mich mittlerweile "Warum". Wäre es nicht viel einfacher für dich zu sagen "Alles Müll, weil X Y Z". DAS ist es, was du im Grunde deines Herzens denkst. Ehrlicher wäre es, findest du nicht?!
Nein, es wäre nicht ehrlicher. Wenn ich "alles Müll" sagen oder denken würde, wäre ich nicht hier im Forum. Ich bin nicht hier, um irgendjemanden zu überzeugen oder andere Menschen zu erforschen, sondern, zum einen, um Spaß zu haben (siehe Zeitreise-Thread und andere Blödel-Threads), und zum anderen um mein eigenen Glauben entweder zu stärken oder zu schwächen.
Vor zwei jahren sind kurz hintereinander eine gute Freundin von mir und mein Vater gestorben. Das schrieb ich mehrmals, und es ist auch wahr. Vorher war ich Agnostiker bis Atheist. Hinterher habe ich mich ein paar Monate fast verzweifelt an ein Glauben an ein Jenseits geklammert. Mir ging es richtig dreckig.
Wenn jemand sagt: "Das Jenseits gibt es garantiert nicht... alles Müll.", dann widerspreche ich dieser Person genauso entschieden wie jemand der es als Wissen postuliert. Der sinngemäße Satz "alles Müll weil..." fühlt sich für mich immernoch so an, als würden dadurch besagte Freundin und mein Vater erneut umgebracht werden. Das liegt natürlich weder in der Absicht noch in der Macht des Jenseits-Leugners. Ob es das jenseits nun gibt oder nicht; daran ändert weder mein Hoffen, noch die Leugnung anderer etwas.
Ich akzeptiere wirklich weitere Dimensionen; ich akzeptiere wirklich die Existenz eines Jenseits. Ich habe für mich sogar schon ein grobes Modell entwickelt, wie das Gehirn als Transmitter und nicht als Entstehungsort von Gedanken und Gefühlen verstanden werden könnte (ohne die QM zu überstrapazieren, was in der Esoterik gerne geschieht).
Ich habe nichts gegen die Vorstellung eines Jenseits. Soweit zum Thema Glauben.
Jetzt kommt das große ABER: Als ich nun
wissen wollte, ob sich das Jenseits auch beweisen lässt, stieß ich auf diese und auch auf andere Seiten. Ich habe mich über NTE, OBE, Medien, Tonbandstimmen, Rückführungen etc. hier und auch in Büchern ordentlich eingelesen. Das sind wirklich beeindruckende Phänomene, die dort beschrieben werden. Um daraus jetzt einen Beweis für ein Jenseits zu machen, müssen die Möglichkeiten, wie diese Phänomene auf rein irdische Art entstehen könnten, ausgeschlossen werden. Das geschieht oft gar nicht oder nur ungenügend.
Den Wahrsagertest hier im Forum habe ich nicht durchgeführt, um zu zeigen, dass das alles Müll ist, sondern in der leisen Hoffnung, die Wahrsager würden den Test bestehen, und um zu zeigen, wie so eine Studie nach wissenschaftlichen Maßstäben auszusehen hat. Diese Maßstäbe gelten nicht nur im Bereich der "Untersuchung der Esoterik", sondern man findet diese kritischen Richtlinien überall in der experimentellen Wissenschaft. Das hat nichts mit Dogmatismus zu tun im Sinne von "alles Müll", sondern mit "erst sehr genau hinschauen". Daraus machen einige Skeptiker leider "alles Müll" (weshalb ich die GWUP auch nicht sonderlich mag; mehr liegt mir die Gesellschaft für Anomalistisk).
Um mal einen einfachen Vergleich des Dilemmas zu bringen: Stell Dir ein Bild vor, was an der Wand hängt. Jetzt geht es darum, das Bild zu beschreiben. Das Ziel der Naturwissenschaften ist es, eine möglichst einfache Beschreibung der Welt/des Bildes zu schaffen. Ein Jenseits/zusätzliche Dimensionen wären auf der Rückseite des Bildes angesiedelt. "Übernatürliche Phänomene" wie Telephatie etc. wären ein Durchscheinen der Farbe der Rückseits auf die Vorderseite. Und es gibt viele Phänomene, die so aussehen, als würde Farbe von hinten durchscheinen. Nun kann man genau hinschauen, und schauen, ob die Farbe nicht doch auf der Vorderseite ist.
Es gibt die Berichte über Telephatie, Hellseherei, Jenseitskontakten etc. Es gibt aber auch Leute, die Behaupten, das aufgrund von Suggestion, Einbildung, stärkere Erinnerung von Koinzidenzen, statistischen Effekten etc. beschreiben können (d.h. die Farbe ist auf der Vorderseits). Und diese Argumente sind nicht von der Hand zu weisen.
Du schreibst, die Hälfte des menschlichen Erlebens sei aufgrund der weiteren Dimensionen. Nun gut, nehmen wir mal ein Beispiel.
Es gibt den "Effekt", dass eine Person anruft in dem Augenblick, an dem man an sie denkt. Das ist mir auch schon passiert. Aber, woran liegt das? Denke ich öfter an Personen, die mich auch oft anrufen? Bei Menschen, mit denen ich regelmäßig telefoniere, kann ich auch abschätzen: "Jetzt könnte XY anrufen", und ich bin dann nicht sonderlich überrascht, wenn das telefon klingelt. Oder ist da doch noch eine telephatische Komponente? Warum sollte ich die telephatische Komponente annehmen und als "Wissen" postulieren, wenn es so viele weitere Erklärungsmöglichkeiten gibt? Was wird dadurch besser beschrieben? Natürlich spricht nichts dagegen an die telephatische Komponente zu glauben; ich bin derzeit nicht in der Lage zu zu widerlegen. Aber um sie als Wissen zu verkaufen, was hier oft getan wird, müsste noch viel mehr geschehen und durchgerechnet werden. In diesem Beispiel ist das so gut wie unmöglich; der Aufwand wäre horrend. Aber z.B. beim Wahrsagertest lassen sich einige irdische Phänomene sehr effektiv ausschalten. Das ist das Ziel von Studien, Untersuchungen, Versuchen und Experimenten.
Verstehst Du, was ich meine: Ich will glaube zum Wissen machen. Und dazu muss ich die Gegenposition des Glaubens in Gedanken einnehmen. Ich überlege beim Schach-Spielen auch nicht nur: "Warum ist das ein guter Zug?", sondern auch (hauptsächlich): "Warum könnte das ein schlechter Zug sein?"
Ich habe ja auch so einiges Versucht. Ich hatte Träume von den verstorbenen Mitmenschen. Nur Träume oder Kontakt? Wie unterscheide ich zwischen diesen Möglichkeiten? Ich habe zwei Medien konsultiert; ohne Erfolg. Meine Schuld, weil ich ja nur Beweisfragen gestellt habe? Ich trainiere sporadisch OBE herbeizurufen. Bis zum oft zitierten Schwingungszustand bin ich schon gekommen; das klappt aber noch nicht immer.
Wenn ich hier und in einigen Büchern lese, was alles als Beweis gewertet wird... da lässt sich so viel dagegen angehen... das passt auf keine Kuhhaut. Und oft werden Gegenargumente schlicht ignoriert (auf beiden Seiten; auch bei den Skeptikern).
Ich bin durchaus ehrlich (hoffentlich auch zu mir selbst); auch, wenn ich in Diskussionen oft eine härteremeinung einnehme, als die, ide ich wirklich vertrete. In diesem Beispiel nehem ich die naturalistische Position ein, obwohl ich eigentlich ja durchaus an ein Jenseits glaube... aber eben nicht weiß.
Verstehst Du nun meine Haltung etwas besser?
Viele Grüße
Joey