Nithaiah
Sehr aktives Mitglied
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Hi ihrsen
Ich lass jetzt mal die Hosen runter.
Ich überlege mir so eine Sache von mehreren Seiten.
Und dazu gehört auch, das ich mir vorstelle, was wäre wenn.
Ich habe mir auch öfters die "was wäre wenn Frage" gestellt. Aber ich bin nicht so vermessen zu glauben, dass ich mir aus der Theorie heraus diese Frage ehrlich beantworten könnte. Deswegen habe ich auch den allergrößten Respekt vor Menschen, denen so etwas Schlimmes widerfahren ist, und die trotzdem nicht nach der Todesstrafe rufen.
SunnyAfternoons Einstellung finde ich immer wieder bemerkenswert. Und in den USA gab es mal einen Zusammenschluss von Angehörigen von ermordeten Opfern, die den damaligen Gouverneur gebeten hatten, die Todesstrafe an den Tätern nicht zu vollstrecken! Die Täter waren bereits zum Tode verurteilt, aber jene Angehörige haben sich dagegen ausgesprochen. Das ist menschliche Größe, wie sie größer nicht mehr sein kann und ich hab mich damals gefragt, ob ich dazu ebenfalls in der Lage wäre.
Denn, wie Joey schon treffend schrieb, es ist menschlich, diese Gefühle zu haben, auch als nicht Betroffener, wenn man beispielsweise von bestimmten Taten liest.
Ist mit der Todesstrafe aber wirklich etwas gewonnen? Oder gibt es am Ende nur Verlierer? Dem Mörder selbst wird die Möglichkeit zur Sühne genommen. Im Knast bringen sich auch immer wieder welche um, weil sie lieber sterben, als lebenslang einzusitzen.
Jemanden, der durch Jahre oder Jahrzehnte in der Todeszelle schon geläutert wurde, ereilt die Todesstrafe dann auch nicht mehr zum "richtigen Zeitpunkt".
Die Henker erkranken teilweise dann auch an Depressionen, nachdem sie Jahrelang den Schalter umgelegt haben.
Schließlich müssen sogar Versuchstiere herhalten. In der von mir erwähnten Reportage wurde gezeigt, wie mehrere Hasen vor einer Hinrichtung in der Gaskammer dafür herhalten mussten, zu schauen, ob noch alles funktioniert.
Was hier auch schon erwähnt wurde: Nicht alle Mörder sind abgrundtief böse. Natürlich gibt es sie, die wirklich infernalischen Menschen, aber das wird nur einen Bruchteil jener ausmachen, die zum Tode verurteilt wurden. Nicht selten laufen etliche infernalische Menschen munter und frei in der Welt herum, können sogar höhere Posten bekleiden und werden niemals dafür belangt - die Geschichte zeigt dies immer wieder. Gerechtigkeit scheint mir zumindest im Diesseits doch ein ziemlich ambivalentes Ding zu sein, launisch noch dazu.
Und nicht zuletzt: Todesstrafe ist auch Mord - nur eben staatlich sanktionierter.
Warum reicht es nicht, einen gefährlichen Menschen lebenslang hinter Gitter zu bringen? Warum muss man ihn töten?
Das Wichtigste zum Schluss:
Ich gebe zu, wenn die Sachlage absolut eindeutig wäre und ich würde meine Finger nicht eigenhändig an die Gurgel dessen bekommen, der dafür verantwortlich ist, dann würde ich wollen, das man ihn von dieser Erde als Lebewesen...
Genau das ist aber ein großes Problem: Wann ist denn die Sachlage immer eindeutig? Weißt du, wieviele Menschen schon unschuldig hingerichtet worden sind? Ich habe darüber mal eine Statistik gelesen. Die Zahlen kriege ich nicht mehr zusammen, aber es war absolut erschreckend.