Ist „Schwarzfahrer“ rassistisch?
Jahrelang dachten wir, wenn es etwas gibt, worauf wir vorbereitet sind, dann darauf, spontan einem in der Straßenbahn als „Eskimo“ diskriminierten Inuk beizustehen, weil wir einmal gelernt hatten, wie wir in dieser Situation Zivilcourage beweisen können. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass der bisherige Begriff mehrere Sprachgruppen umfasst, von denen manche gerne weiter als „Eskimos“ firmieren möchten; außerdem gilt die früher vermutete Bedeutung des Wortes („Rohfleischesser“), die in Grönland und Kanada zu seiner weitgehenden Ablehnung geführt hat, inzwischen als widerlegt. Korrekterweise müsste man den Besucher aus dem Norden also zunächst daraufhin befragen, ob er sich gerade diffamiert fühlt.
So forderte ein Linken-Stadtrat die Münchner Verkehrsgesellschaft auf, den Begriff „Schwarzfahrer“, der mit Menschen dunkler Hautfarbe so viel zu tun hat wie der Schwarzwald, durch ein „nicht-rassistisches“ Wort zu ersetzen. Die emeritierte Bremer Psychologieprofessorin Ellen Reinke hat diese Fixierung auf bestimmte Ausdrücke einmal als „fetischisierte“ Sprache bezeichnet und eine „Sprachobsession“ diagnostiziert.