Meine Katze

Ironwhistle

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1. November 2004
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Köln Höhenhaus
Ich öffne das Fenster, nehme einen tiefen Zug dieses Wintermorgens in mich auf und spüre – nicht ganz ohne ein gewisses wohliges Empfinden, wie die kalte Luft über meine nackte Brust streift. Anderen wäre ein solcher Moment wahrscheinlich zu kalt, aber ich bin einer jener Wahnsinnigen die das Fenster erst schließen wenn das Thermometer zehn Grad Minus anzeigt. Dann erst beginnt für mich der eigentliche Winter. Den Kaffee in der einen Hand, die Zigarette in der anderen Hand stehe ich und schaue auf den kleinen Hinterhof, es dauert nicht lange und die kleine Katze, welche mich auf Schritt und Tritt verfolgt, steht neben mir und kuschelt sich an meine Seite.

Armes kleines Vieh. Als ich sie fand war sie vielleicht sechs Wochen alt, wog knappe 300 Gramm und war dem Tod näher als dem Leben. War ein schönes Stück Arbeit die Kleine aufzupäppeln und dazu zu bringen etwas zu futtern. Sie trug ein dünnes, rotes Halsband – das Ding war so eng um den dürren Hals gewickelt das ich Angst hatte sie zu verletzen als ich es ihr abnahm. Kein Wunder dass das Tier nicht essen konnte! Auch hatte sie anfangs Angst vor mir und den anderen Katzen und es dauerte zwei Tage bis sie, zumindest zu mir, Vertrauen fasste. Das liegt mittlerweile ein Jahr zurück und sie ist immer noch ein Fliegengewicht. Langes, weiches Fell, große Kulleraugen die immer ein wenig neugierig-beleidigt wirken und eine fast schon unheimliche Anhänglichkeit mir gegenüber zu welchem kein Mensch fähig wäre.

Wenn ich unterwegs bin, bekommt meine Mutter die Kleine zur Pflege, dann liegt sie meistens irgendwo in einer Ecke, starrt die Wand an, verweigert das Essen und wartet darauf das ich zurück komme. Freunde und Bekannte meinten einmal das es eine norwegische Waldkatze sei und das es große Tiere wären, aber die Hoffnung dass dieses Schmusetier noch wachsen würde, die habe ich mittlerweile aufgegeben. Ist ja auch egal – sie ist keine Freigängerin und hat Angst vor dem was da draußen möglicherweise auf sie warten könnte. Solange ich sie im Arm halte, ist es in Ordnung wenn ich mit ihr zum Tierarzt gehe oder sie aus dem Fenster schaut solange ich neben ihr bin, nur wenn ich sie loslasse und sie alleine am offenen Fenster stehen lasse, dann jagt sie mir wie ein Blitz nach und Maunzt mich verzweifelt an, so da ich mich immer wieder frage, was mag diesem kleinen Wesen widerfahren sein?

Als Menschen sprechen wir Tieren gerne die Intelligenz ab, aber ihr Verhalten sagt mir etwas anderes. In diesem kleinen weichen Kopf mit den Kulleraugen sind Erinnerungen gespeichert, keine schönen Erinnerungen, sonst würde sie sich anders verhalten. Sie reagiert auf Worte, kennt Zeiten und Personen. Ein klein wenig scheint sie auch zu abstraktem Denken fähig zu sein – zumindest weiß sie dass das Futter sich nur mit einem Dosenöffner öffnen lässt oder das der Streichelhandschuh ihr gut tut – kleine Dinge zwar nur, aber ich finde es trotzdem jedes mal interessant wenn sie mit diesen Kleinigkeiten in ihrem Schnäuzchen zu mir gelaufen kommt.

Manchmal jedoch, wenn ich unruhig oder auch nicht schlafe, dann beobachte ich sie dabei, wie sie sich neben mich legt, die Augen starr auf einen Punkt im Raum gerichtet oder mit Blicken etwas verfolgend, so das ich mich manches Mal frage, wer passt hier eigentlich auf wen auf? Fakt ist jedoch das ich besser schlafen kann wenn die Kleine meinen Schlaf bewacht oder mir angenehme Texte leichter fallen, solange sie auf meiner Stuhllehne sitzt.

So ein kleines Ding – ein wenig Fell, eine nasse kleine Zunge die mir gelegentlich versucht die Haare zu waschen und ein gelegentliches Miaunzen – Kleinigkeiten die mir jedoch mitunter verdammt groß erscheinen...

(c 2008 by I.Jäckels - erschienen auch auf Opinio.de)
 

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Huhu,
tolle Geschichte.:)
Das ist keine reinrassige Norweger (sieht man am Gesicht)... es gibt Leute, die sowas dann einfach wegschneissen, weil sie sie nach der Aufzucht nicht gewinnbringend verkaufen können.:wut1:
Gut, dass sie nun ein liebevolles Zuhause gefunden hat.:umarmen:
 
Huhu,
tolle Geschichte.:)
Das ist keine reinrassige Norweger (sieht man am Gesicht)... es gibt Leute, die sowas dann einfach wegschmeissen, weil sie sie nach der Aufzucht nicht gewinnbringend verkaufen können.:wut1:
Gut, dass sie nun ein liebevolles Zuhause gefunden hat.:umarmen:
 
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Hallo Ironwhistle
puh, da hat die schöne Schnurrli aber Glück gehabt!!
gruß an den lieben Katzenpapa:kiss3: von
puenktchen
 
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