Eine mystische Odyssee

berchen

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in österreich, wo die sonne hinter den schönsten b
Eine mystische Odyssee
Er wachte auf. Es war ein hartes Bett, nicht so wie jenes, in dem er sonst am Morgen erwachte. Langsam öffnete er seine Augen. Es fiel ihm schwer. Er wusste nicht, wo er war. Er konnte sich kaum bewegen.

Neben seinem Bett saß eine junge Frau, die ihm nicht bekannt war. Hatte er am letzten Abend zu viel Alkohol getrunken? Hatte er sich und seine Taten vergessen?

Die blonde Frau begann ihre Lippen zu bewegen und aus ihrem Mund kamen Laute, die ihm nicht bekannt waren. Es war nicht seine Sprache, die sie sprach. Julius verstand diese nicht. Sie sah ihn traurig an und wusch sein Gesicht mit einem Lappen ab.
Während er die Fremde weiter ansah, dachte er: „Pulchra puella, pulchra puella!“

Er schrak hoch. War es möglich? Er dachte in der Sprache, die ihm über sechs Jahre ein Dorn im Auge gewesen war. Er mochte diese Sprache nicht, erhasste sie beinahe.
Seine Eltern wollten, dass er Latein lernte. Sein Vater, ein Historiker, hatte eine Schwäche für das antike Rom. Aus diesem Grund hatten ihn seine Eltern Julius genannt.

Die Frau mit den gelockten, langen Haaren ging fort.
Julius hob langsam seinen Kopf und sah sich um. Das Zimmer, in dem er auf dem harten Bett lag, war mit dunklen Holzbrettern ausgekleidet und nur spärlich eingerichtet. An einer Wand entdeckte er ein kleines Fenster. Das Fenster war jedoch zu klein, um zu erkennen, ob es Tag oder Nacht war.

Plötzlich hörte er draußen Stimmen, wieder sprachen diese in der unbekannten Sprache. Die Stimmen wurden lauter und kamen näher.
Die Tür ging auf und ein großer, rothaariger Mann mit einem Vollbart ging auf Julius zu-
Ein Gefühl von Angst kroch in ihm hoch. Ein Gefühl von Angst und Respekt.
Sein Kopf wurde schwer und er ließ ihn zurück auf das Bett sinken. Neben dem großen, bärtigen Mann kam ein kleiner, schmächtiger Junge hervor. Dieser fragte Julius nun, woher er kam und wie er hieß. Ohne sich zu wunder, antwortete Julius dem Jungen auf die lateinischen Fragen. Julius antwortete, ohne auch nur eine Sekunde über Deklinationen, Konjugationen und Wörter nachdenken zu müssen.

Im Hintergrund sah er die junge Frau stehen.
Ein seltsames Gefühl stieg in ihm hoch. Er spürte, dass sie nicht nur irgendeine Frau war, sondern etwas Besonderes, ja, eine besondere Aura umgab dieses zauberhafte Wesen.

Als der bärtige Mann, der ein Anführer zu sein schien, gegangen war, bat Julius den Lateinisch sprechenden Jungen noch zu bleiben.
Der Junge, sein Name war Claudius, erzählte Julius, dass seine Eltern Kriegsgefangene waren und er hier im Dorf geboren wurde.
Julius wollte wissen, warum er hier war. Der Junge sah ihn traurig an und sagte, dass Julius Truppen das Dorf überfallen wollten, doch es wurde verhindert. Nach kurzem Zögern sagte Claudius auch, dass die Stammesältesten Julius im Morgengrauen hinrichten wollten.
Julius wollte jedoch nicht daran denken, wieso er hier war. Das Einzige, was noch in seinem Kopf herumspukte, war die schöne junge Frau.

Julius schließ in der folgenden Nacht kaum, und wenn er doch einnickte, rissen ihn seine eigenen Träume wieder aus dem Schlaf.
Plötzlich ging die Tür auf und Claudius kam herein. Erflüstere Julius zu und bat ihn mitzukommen. Julius versuchte aufzustehen, doch aus eigener Kraft gelang es ihm nicht. Der Junge kam ihm zu Hilfe. Er schleppte den schwer verwundeten Julius aus dem Dorf hinaus.
Draußen standen zwei Pferde bereit. Auf einem saß bereits jemand. Julius konnte in der Dunkelheit die verhüllte Person nicht erkennen.
Julius und Claudius stiegen auf das zweite Pferd. Halb wach, halb bewusstlos saß Julius auf dem Pferd. Ohne zu wissen, wohin der nächtliche Ritt ihn führen und wie lange dieser dauern würde, vertraute er den beiden anderen Personen. Er spürte, dass diese ein gewisse Geborgenheit und Vertrautheit ausstrahlten.

Als die Sonne den Himmel emporwanderte, fand sich Julius in einem Wald wieder. Es war ein finsterer und düsterer Wald. Neben ihm sah er wieder diese wunderschöne Frau aus dem Dorf. Es war wie ein Traum für ihn.
Wieso war er hier? Hatte er einen Auftrag? War alles überhaupt real?
Claudius kam hinter einem Baum hervor und brachte einige Beeren und andere Früchte zu Stärkung. Er erzählte Julius, dass die junge Frau Irwin hieß und sie die Tochter des keltischen Anführers sein.

Sie durften keine Zeit verlieren. Sie mussten weiterziehen. Julius, Claudius und Irwin durften nicht gefangen werden, da sonst alle drei hingerichtet würden.

Die Pferde waren ausgeruht, die Menschen genährt. Sie ritten weiter, weiter über Felder, weiter durch Wälder, über Flüsse und Hügel.
Ohne zu wissen, dass der Anführer und seinen Untertanen schon längst hinter ihnen her waren, ritten sie, ohne zu ermüden, quer durch das Land.

Am folgenden Abend, als die Pferde müde wurden, schlugen Irwin, Claudius und Julius ihr Lager auf einer kleinen Lichtung in einem Wald auf.
Plötzlich, mitten in der Nacht, als sie gerade einschliefen, geschah es.
Ein Horde von wütenden Kelten stürmten auf das Lager zu. Sie brüllten wild durcheinander. Ihr Anführer stand an der Spitze des Zuges. Durch eine Handbewegung des Führers blieb die gesamte Truppe stehen. Die Pferde wieherten und bäumten sich auf. Die Männer wurden ruhig.
Irwin, Claudius und Julius sprangen von ihrem Lager hoch und versuchten zu fliehen. Sie flohen zu Fuß durch die Wälder, da ihre Pferde nicht mehr da waren.
Das keltische Heer war ihnen dicht auf den Fersen.

Völlig erschöpft kamen die drei bei einer Höhle an. Allen war klar, dass sie nicht mehr lange leben würden, wenn nicht ein Wunder geschähe. Sie nächtigten in der Höhle. Wieder eine Nacht von unruhigen Träumen und Schweißausbrüchen.

Im Morgengrauen wacht Julius auf und fühlte Irwin an seiner Brust leise atmen. Er wollte sie nicht wecken. Julius dachte nicht mehr darüber nach, warum er hier war. Er konnte nur noch an Irwin denken und daran, dass alles, was nun begann, bald zu Ende sein würde. Er sah Irwin an und bemerkte eine kleine Träne, die über ihre blasse Wange floss.

Kurz darauf, als die Sonne aufging, kam Irwins Vater bei dem Höhleneingang herein.
Mit einem Schwer bewaffnet ging er auf Claudius zu und stach ihm mitten in die Brust. Nach dieser grausamen Tat wandte er sich Julius und Irwin zu.
Voller Angst klammerte sich Irwin an Julius.
Der Anführer riss sie von ihm und ohne zögern erstach er auch Julius.
Nun lag Julius auf dem Boden. Irwin konnte sich von ihrem Vater losreißen und stürzte zu Julius. Sie sah ihm in die Augen und das Letzte, was er hörte, waren ihre Worte. Sie flüsterte: „Te amo!“. In diesem Augenblick verlor Julius sein Bewusstsein.

Als er aufwachte, lag er auf einem Bett, einem weichen Bett, wie er es gewohnt war.
Er öffnete seine Augen und fand sich in seiner gewohnten Umgebung wieder.
Große Fenster, helle Wände.
Beben ihm lag eine junge Frau. Es war eine Frau mit langen, blonden Locken und blasser Haut. Eine Träne floss ihre Wange hinunter.
 
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