Mediale Gewalt

Vielleicht hier noch eine Kleinigkeit für den Wut-Level:

Jugendliche wollten Mädchen sterben sehen

Der Polizei in Trofaiach ist es gelungen, drei Jugendliche zu verhaften, die einen Mord geplant haben. Die Burschen im Alter von 15, 16 und 19 Jahren wollten ein Mädchen zuerst vergewaltigen und danach ermorden.

Jüngster hätte Tat ausüben sollen

Der jüngste der drei Burschen hätte die Tat durchführen sollen, die beiden anderen wollten zuschauen um zu sehen, wie das Opfer stirbt. Die Leiche des Mädchens wollten die Jugendlichen dann in die Mur werfen. Per Handschlag hatten die drei Burschen ihre geplante Bluttat vereinbart, die sie in der Nacht auf Sonntag in Leoben vorbereitet hatten. Wie ernst es ihnen gewesen sein dürfte, zeigen laut Polizei auch die Vorbereitungen. (...)

Der Entschluss, eine solche Tat tatsächlich umsetzen zu wollen, entstamme aus Horrorfilmen, gaben die drei Jugendlichen vor der Polizei an. Sich selbst bezeichnen sie als "horrorgeil"; sie wollten einfach das Sterben eines Menschen beobachten.

Die Eltern der jungen Steirer seien laut Polizei sehr bestürzt gewesen. Auf die Frage, ob es nicht doch Spaß gewesen sei, habe einer der Burschen gemeint: "Ich hätt' sie wirklich abgestochen."

http://oesterreich.orf.at/steiermark/stories/206223/

Jetzt kommt mit Sicherheit das banale und abgenutzte Argument, wenns so wäre, würden ja nur noch Psychopathen durch die Gegend rennen, da es ja unzählige Konsumenten von Horrorfilmen mit exzessiver Gewaltdarstellung gäbe. Das ist eine Argumentation gegen eine Position, die nie einer behauptet hat. Selbst im radikalsten Lager der Gegner expliziter Gewaltdarstellungen findet sich eine solche monokausale Zuordnung: Gewaltkonsum ----> Gewaltverbrecher nie. Was aber unzweifelhaft besteht, besonders bei Kindern und Jugendlichen, die durch Imitieren lernen, das ist der Zusammenhang zwischen konsumierter Gewalt und der Bereitschaft, sie auch einzusetzen. Ob es dann tatsächlich passiert, hängt von vielen Faktoren ab; die alllgegenwärtige Bewußtseinsindustrie, die die Menschen pausenlos mit Bildern der Gewalt versorgt, dürfte daran keinen unbeträchtlichen Anteil haben.
 
Werbung:
Hammermäßig! Nicht zu fassen, das.

Mußte erstmal nachdenken. Mich erinnert das sehr an Psychopathen oder wie man heute sagt: "Antisoziale oder dissoziale Persönlichkeitsstörungen". Es "zeichnet diese Menschen aus" oder bestechende Merkmale sind, daß sie äußerst unemotional sind, überhaupt nicht zu beeindrucken, keine Angst haben u.a.m.



Antisoziale Persönlichkeitsstörung (APS)
Klassifikation durch WHO
Mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen
vorliegen:

• Mangelnde Empathie und Gefühlskälte gegenüber anderen
• Beziehungsschwäche und Bindungsstörung
• Missachtung sozialer Normen
• Geringe Frustrationstoleranz und impulsiv-aggressives Verhalten
• Vordergründige Erklärung für das eigene Verhalten und unberechtigte
Beschuldigung anderer
• Anhaltende Reizbarkeit.
• Mangelndes Schulderleben und Unfähigkeit zu sozialem Lernen
_ kaum durch körperliche Schmerzen, Bestrafung konditionierbar


Antisoziale Persönlichkeitsstörung (APS)
Psychopathen zeigen angesichts bekannter oder neuer Situationen die die
meisten von uns belastend oder unangenehm finden keinerlei emotionale
Reaktion

„(Beim Psychopathen) finden wir in der Regel da, wo anderen die Knie zittern,
eine außerordentliche Gelassenheit, ein unbeeinträchtigtes Gefühl
körperlichen Wohlbefindens statt ängstlicher Sorge um den eigenen Körper.
Sogar unter Bedingungen, die beim normalen Menschen Verlegenheit,
Verwirrung, große Unsicherheit oder sichtbare Aufregung hervorrufen, bleibt
er von bemerkenswerter, gelassener Ruhe“
Cleckley (1976)


http://www.psychologie.tu-dresden.de/allgpsy/Mayer/lppt.pdf


http://de.wikipedia.org/wiki/Psychopathie


Die Ursachen für APS sind fast nicht geklärt und erforscht.
 
Die Ursachen für APS sind fast nicht geklärt und erforscht.

Hey SammyJo, was heißt fast ?
Da kommt mir immer in den Sinn "knapp vorbei ist auch daneben" ...

Aber Spaß beiseite, mir kommt es so vor, dass sehr sehr viele Jugendliche unter dem Titel "antisoziale Persönlichkeitsstörung" laufen, zumal es nicht direkt offensichtliche Symptome geben muß.
Und drei Eigenschaften von der Liste kommen schnell zusammen (Meine Erfahrung).

@Tommy: Danke für Deine Ausführungen, find ich sehr interessant.
Ich bin mir sicher, dass der Titel dieses Threads eine ganz wesentliche Ursache für APS ist.

LGA
 
Hey SammyJo, was heißt fast ?
Da kommt mir immer in den Sinn "knapp vorbei ist auch daneben" ...

Aber Spaß beiseite, mir kommt es so vor, dass sehr sehr viele Jugendliche unter dem Titel "antisoziale Persönlichkeitsstörung" laufen, zumal es nicht direkt offensichtliche Symptome geben muß.
Und drei Eigenschaften von der Liste kommen schnell zusammen (Meine Erfahrung).

@Tommy: Danke für Deine Ausführungen, find ich sehr interessant.
Ich bin mir sicher, dass der Titel dieses Threads eine ganz wesentliche Ursache für APS ist.

LGA


Hi Akwaaba,


ähm ja, ich finde auch. Erschreckend eigentlich, wenn das schon reicht dafür, oh wei, da kommt eine Menge zusammen.

Ja, also die Ursachen werden halt diskutiert:

Als Ursache werden eine abnorme Entwicklung, sowie soziale und konstitionelle Faktoren diskutiert. Die Ursachen für das Asperger-Syndrom sowie die Persönlichkeitsstörungen sind noch nicht geklärt. Als Ursache für Bindungsstörungen und Anpassungsstörungen vermutet man zum Beispiel psychischen Hospitalismus, Verwahrlosung oder auch Misshandlung. (Allerdings führen die genannten Ursachen nicht zwingend zur Entstehung einer Psychopathie.)

Umgangssprachlich ausgedrückt können psychische Störungen meist durch Mobbing in der Schule, gestörte Familienverhältnisse und die Nicht-Anerkennung im Freundeskreis ausgelöst werden.

Ich bin auch sicher, daß die mediale Gewalt eine Menge dazu beiträgt, auch wenn es nicht so ohne weiteres nachgewiesen werden kann und ja auch einige "Interessenlagen" dagegen sprechen, wie schon erwähnt.
 
Was aber unzweifelhaft besteht, besonders bei Kindern und Jugendlichen, die durch Imitieren lernen, das ist der Zusammenhang zwischen konsumierter Gewalt und der Bereitschaft, sie auch einzusetzen.

Wieso besteht dieser Zusammenhang unzweifelhaft?

Ob es dann tatsächlich passiert, hängt von vielen Faktoren ab; die alllgegenwärtige Bewußtseinsindustrie, die die Menschen pausenlos mit Bildern der Gewalt versorgt, dürfte daran keinen unbeträchtlichen Anteil haben.

Wie sähe die Welt in Deiner Vorstellung aus, wenn die "Bewusstseinsindustrie" (komisches Wort... gefällt mir irgendwie) keinerlei Gewaltdarstellungen mehr bringen würde? Gäbe es weniger Amokläufe? Würden weniger Menschen durchdrehen?

Ich bezweifle es.

Viele Grüße
Joey
 
Wieso besteht dieser Zusammenhang unzweifelhaft?



Wie sähe die Welt in Deiner Vorstellung aus, wenn die "Bewusstseinsindustrie" (komisches Wort... gefällt mir irgendwie) keinerlei Gewaltdarstellungen mehr bringen würde? Gäbe es weniger Amokläufe? Würden weniger Menschen durchdrehen?

Ich bezweifle es.

Viele Grüße
Joey



Und was sind deine Schlüsse, die du aus den Entwicklungen ziehst?

Mal anders gefragt, ganz unabhängig von Wirkungen oder Nichtwirkungen, die nachgewiesen oder nicht nachgewiesen werden - besorgt dich das nicht ein wenig am Rande, mit was der Mensch sich so beschäftigt und was als "Unterhaltung" en vogue ist? Abschlachtungen von Menschen, das säuberliche Filettieren von Mitgliedern der eigenen Spezies, genügsam vor der Kiste sitzend, Popcorn mampfend und sich daran erfreuend, aufgeilend?

Keine Irritationen, alles ganz normal?

Sehr hochentwickelt, nicht wahr?

:confused:
 
mit was der Mensch sich so beschäftigt und was als "Unterhaltung" en vogue ist? Abschlachtungen von Menschen, das säuberliche Filettieren von Mitgliedern der eigenen Spezies, genügsam vor der Kiste sitzend, Popcorn mampfend und sich daran erfreuend, aufgeilend?

ähm... du hast wahrscheinlich noch nie n Horrorfilm gesehen wie?

also: Horrorfilme, selbst Mondofilme oder Gorefilme sind meist weniger Brutal als ihr Ruf, z.b. hat es Texas Kettensägenmassaker, obwohl verboten, keine einzige wirklich explizite Gewaltdarstellung, in "Psycho" ist jeder Mord im Off gefilmt (klassisches Filmelement, man sieht den Schatten) und die ... of Dead Filme von Romero haben zwar teilweise echt grobe Gewaltdarstellung, aber die is im Hintergrund und eigentlich immer nur in einem Moment zu sehen (das Klassische "Zombis fressen Menschenfleisch" Element"), bei den Stephen King Filmen ist die Gewalt meist so im Hintergrund dass die Filme nicht einmal einen Blutspritzer haben (Carrie einmal ausgenommen, aber das ist wieder was anderes, was man nur versteht, wenn man es gesehen hat)...

Der Horrorfilm aber ist das (fast) einzige Filmgenere, dass sich mit ein paar Randthemen der Gesellschaft auseinandersetzen kann. z.b. Esoterik und Okkultismus. Diese Thematik wird fast nur in Horrorfilmen zur Sprache gebracht (Carrie, Poltergeist, Hellraiser), Religiöse Weltinterpretation (Das Omen, der Exorzist, Pans Labyrinth, Friedhof der Kuscheltiere, Brennen muss Salem), Sexuelle Vorlieben jenseits des Mainstream (Hellraiser).

Eigentlich finden solche Themen nur im Horrorflim und in der Horrorliteratur ihren Niederschlag, so ist z.b. Stephen Kings Werk von Indianischer Mythologie nur so durchzogen, ebenso von einer radikalen Fundamentalismuskritik.

Das ist schon bei den Klassikern der Horroliteratur so, Poe war ein scharzüngiger und zynischer Kritker des Wissenschaftsbetriebs und der Entmenschlichten Sprache die in ihm herrschte, Bram Stoker (Dracula) war ein Mitglied des Golden Dawns und die Kritik des Wissenschaftlichen Machbarkeitswahn in Frankenstein ist meines Erachtens offensichtlich.

In derselben Tradition stehen die meisten Horrofilme. Denn Horror funktioniert nach dem Schema: man nehme eine Urangst des Menschen (Technikwahn, Religiöse Vorstellungen, Übernatürliches, aber auch ganz Menschliche Dinge wie Soziale Isolation, Aussenseitertum, die Kontolle verliehren usw.) und überspitzt sie.

Darum ist es bezeichnend, dass Propagandafilme eigentlich nie dem Genere des Horrorfilms angehören, sondern meist dem Heimatsfilm, der Liebesschnulze oder des Heldenepos, denn Horrorfilme unterwandern diese Glorifizierten Anschauungen und entlarfen sie

Stellt sich die Frage, was wirklich krank ist: jemand der Popkornmampfend Hostel guckt, oder jemand der Popkorn Mampfend bei Matrix Religiösen Fundamentalismus aufsaugt oder bei Passion of the Christ mit Antisemtischen Vorurteilen vollgestopft wird und bei Armagedon und anderen Hollywoodblockbuster einen zum Himmel stinkenden Nationalismus in sich aufsaugt

lG

FIST
 
Werbung:
Und was sind deine Schlüsse, die du aus den Entwicklungen ziehst?

Welche Entwicklung? Psychophaten und Leute, die sonstwie durchdrehen hat es auch schon sehr viele gegeben, als es noch keine Horrorfilme und Gewaltspiele gab. Von denen bekomen wir jetzt nur nicht so viel mit... die werden in der "Bewusstseinsindustrie" (wirklich ein tolles Wort) halt nicht soviel erwähnt. Ein Amoklauf in heutiger Zeit ist interessanter als die Wasserleichen, die achtzehnhuntertnochwas mit aufgeschlitzter Kehle in der Themse gefunden wurden... und das war damals gang und gäbe. Ich sehe darin keine Entwicklung; die mittlere Gewaltbereitschaft der Menschen hat nicht zugenommen.

Mal anders gefragt, ganz unabhängig von Wirkungen oder Nichtwirkungen, die nachgewiesen oder nicht nachgewiesen werden - besorgt dich das nicht ein wenig am Rande, mit was der Mensch sich so beschäftigt und was als "Unterhaltung" en vogue ist? Abschlachtungen von Menschen, das säuberliche Filettieren von Mitgliedern der eigenen Spezies, genügsam vor der Kiste sitzend, Popcorn mampfend und sich daran erfreuend, aufgeilend?

Keine Irritationen, alles ganz normal?

Sehr hochentwickelt, nicht wahr?

:confused:

Nein, hochentwickelt ist das nicht; aber mehr oder weniger normal (ich persönlich stehe auch nicht so auf Horrorfilme... einem guten Computerspiel bin ich aber nicht abgeneigt).

Ich habe selten gehässigtere Menschen erlebt, als solche, die Häschenaufkleber auf ihre Behördenpost kleben. Aggressionen verdrängen zu wollen bringt rein gar nichts; die finden anders ihren Weg raus. Da halte ich es für sinnvoller, sie zu "kanalysieren", als sie zu "verbieten".

Man kann sich jetzt überlegen, wie man selbst sich zu dem Idealbild "hochentwickelt" hinbewegen kann. Da kann man natürlich für sich entscheiden, keinerlei Gewaltdarstellung mehr zu konsumieren... ist ein durchaus gehbarer und verständlicher Weg. Ein generelles Verbot halte ich dagegen für nicht sinnvoll.

Viele Grüße
Joey
 
Zurück
Oben