Mantra

Noch ein kleiner Beitrag,
ich versuche mit dem Mantra ehrwürdig umzugehen. Es nicht zu rezitieren, wenn mein Geist von Wut oder ähnlichem besetzt ist.

Ich benutze meine kleine Mala täglich beim Gehen und rezitiere dabei.

Ganz liebe Grüße
R.R
 
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Hallo Ihr Lieben,

ich hoffe das ist okay, wenn ich diesen nicht mehr Top-Aktuellen Thread auskrame, aber ich hab dieses Forum erst gestern entdeckt, und Mantra-Meditation finde ich einfach ein total spannendes Thema...

Welche Erfahrungen habt Ihr bezügl. Häufigkeit, Tageszeit, täglich, nach Bedarf, festes Ritual im Tagesablauf etc.?

Ideal ist es meiner Ansicht nach, das Mantra einmal täglich zu praktizieren. Besonders kraftvolle Zeiten sind während dem Sonnenaufgang oder während dem Sonnenuntergang, dieser Wechsel hat einfach eine besondere Kraft. Eine weitere "ideale" Zeit ist Nachts zwischen 3 und 6, weil zu dieser Zeit die meisten Menschen schlafen, und daher die Welt (oder zumindest der Teil der Welt, in dem man lebt), sehr still ist. Allerdings sollte man sehr darauf achten, während dem Praktizieren eines Mantras nicht einzuschlafen!

Das sind wohl die "idealen Zeiten". Eine eher ungünstige Zeit ist um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag, weil zu dieser Zeit einfach sehr viel "Aktivität" im Umfeld ist, was es einfach schwieriger macht, die immerwährende Stille im eigenen Inneren wahrzunehmen. Das hat aber natürlich als Achtsamkeitsübung auch seinen Reiz ;-)

Letztlich ist die beste Zeit aber die, zu der du dir entspannt eine halbe Stunde oder länger Zeit nehmen kannst, ohne gestört zu werden, und ohne danach irgendetwas vor zu haben. ... ... und ... wenn man dazu neigt, während dem Meditieren einzuschlafen ist vielleicht die Mittagszeit für eine Weile gar keine sooo schlechte Idee (besser vor dem Essen ;-) ).

Ich persönlich komme am besten mit festen Meditationszeiten klar, d.h. morgens nach dem Aufstehen erstmal duschen, dann meditieren. Auf diese Art fügt sich die Meditation (1 Std. pro Tag) natürlich in meinen Tagesablauf ein, und es gibt sehr selten einen Tag, an dem ich meine Meditation auslasse, einfach weil die Meditation ein natürlicher Bestandteil meines Tagesablaufes geworden ist (und ich hätte nie erwartet, dass das so schnell und einfach gehen könnte).

Abends hat auch seine Vorteile, ist für mich aber für eine kontinuierliche tägliche Meditationspraxis nicht so einfach einzuhalten, da Abends jeder Tag für mich anders ist, und ich dann häufig erst zu später Stunde dazu komme, mich hinzusetzen. Um beispielsweise ein bestimmtes Mantra zu integrieren, bekomme ich das schon Mal für 40 Tage hin - aber auf Dauer fällt mir eine kontinuierliche Meditation abends eher schwer.

Aber anderen geht es da vielleicht ganz anders, ich denke das findet man am besten heraus, indem man einfach ein wenig mit verschiedenen Zeiten spielt und beobachtet, wie es funktioniert. Ich habe sogar festgestellt, dass sich das bei mir über die Zeit hinweg verändert hat (am Anfang war Abends für mich ideal und ich hatte keinerlei Rhythmus oder Ritual - irgendwann hat sich das plötzlich total geändert und ist seit dem sehr stabil).

[...]
Macht es mehr Sinn ein und dasselbe Mantra tagelang/wochenlang/monatelang benutzen oder ist es ok mehrere Mantras täglich jeweils einige Male zu singen?

Mantras zu singen ist in meinen Augen etwas anderes, als "Mantra-Meditation". Auch wenn ich Mantra-Gesänge (bzw. Mantram-Gesänge) sehr schön und entspannend finde, bevorzuge ich das Praktizieren von Mantras "in der Stille". Das Singen finde ich vor allem schön mit anderen Menschen, um ein harmonisches, friedliches Miteinander zu kreieren - Mantra-Meditation praktiziere ich täglich für mich, um mehr von meinem wahren Selbst zu realisieren.

Man kann den Unterschied leicht selbst ausprobieren: Man nehme ein kurzes Mantra, zu dem man eine gute Verbindung fühlt (z.B. das genannte Om Mani Padme Hum) und tönt es erst laut, und wird dann langsam damit leiser, bis der Ton der Stimme verstummt, und man es innerlich wiederholt. Dann hört man auf, es aktiv zu wiederholen und erinnert sich nur noch daran. Schließlich hört man dem Mantra zu, wie es in einem nachklingt, und gibt jegliche Bemühung und Anstrengung auf (was dann folgt ist eine sehr hohe Kunst, die man über Jahre oder auch Jahrzehnte immer weiter verfeinern kann ;-) - da steckt eine tiefe Wissenschaft dahinter, und ich würde mir da einen Menschen suchen, mit dem ich das im persönlichen Kontakt lernen kann, weil es da vieles gibt, was mit Wörtern nicht vermittelbar ist, sondern nur durch Präsenz).


In der stillen Form würde ich maximal zwei unterschiedliche Mantras pro Tag praktizieren, und mindestens 6 Stunden zwischen den Meditationen lassen. Der Grund dafür ist einfach, dass Mantras auch in einem arbeiten, wenn man sie nicht aktiv und bewusst praktiziert (einige kennen das sicher, dass das Mantra plötzlich einfach "da ist", ohne dass man sich bewusst darauf fokussiert). Wenn ich ein Mantra praktiziere und 10 Minuten später ein anderes, kann das ein gewisses "Durcheinander" kreieren, und der Mind weiß dann vielleicht gar nicht mehr, wofür er denn jetzt durchlässig sein soll.

Gerade, wenn man mit Mantra-Meditation anfängt, würde ich mich aber sowieso auf ein Mantra beschränken. Jedes Mantra hat eine individuelle Wirkung, und ich finde es gut, diese Wirkung auch im Leben zu erfahren, bzw. der dem Mantras innewohnenden Absicht zu erlauben, sich im eigenen Leben zu entfalten. Wenn man 2 Mantras praktiziert, und vielleicht auch sonst einiges im Leben umstellt, wird es relativ schwierig, ein Gefühl dafür zu bekommen, was denn nun was bewirkt.

Die allgemein übliche Dauer für das Integrieren eines Mantra ist 40 Tage. D.h. idealerweise praktiziert man ein bestimmtes Mantra 40 Tage lang täglich. In diesem Zeitraum sollte sich das Mantra integrieren - ein Dogma würde ich daraus aber nicht machen. Es gibt Traditionen, die sagen, wenn man einen Tag auslässt, muss man von vorne anfangen - davon halte ich persönlich nicht sehr viel. Ich sehe das deswegen problematisch, weil dadurch ein Druck aufgebaut wird, der sich in einer so subtilen Arbeit wie der Mantrameditation eher negativ auswirken könnte. Es macht einen sehr großen Unterschied, ob man das Mantra praktiziert, weil man Freude daran hat und es einfach geniesst - oder ob man sich dazu zwingt, weil man seine 40 Tage voll bekommen möchte, um irgendein Ziel zu erreichen.

Mein spiritueller Lehrer, Aaravindha Himadra meinte zu "Unterbrechungen", dass man einen Tag, den man ausgelassen hat einfach hinten dran hängen kann. Lässt man zwei Tage aus, macht es Sinn 4 oder 5 Tage hinten dran zu hängen. Macht man eine ganze Woche Pause, würde ich tatsächlich "von vorne anfangen", wenn meine Absicht ist, das Mantra zu "integrieren".

Neben den 40 Tagen gibt es noch andere Zeiten, z.B. 14 Tage, und 120 Tage - das sind Zeiträume, die bei verschiedenen Mantras einfach bestimmte "Stufen" der Vertiefung erfahren. Das bedeutet aber keineswegs, dass 40 Tage bei jeder Person die gleiche Wirkung haben. Ich kenne Leute, die nach 40 Tagen eine extrem starke Wirkung eines sehr einfachen Mantras gespürt haben - während ich selbst erst nach zwei Jahren täglicher Mahantarapatha-Meditation so eine "direkte Auswirkung" eines eigentlich viel "stärkeren" Mantras gespürt habe (die Mahantarapatha-Meditationen unterstützen die Fähigkeit Mantras zu praktizieren sehr stark, d.h. durch das Praktizieren der Mahantarapatha-Meditationen verbessert sich die Fähigkeit, Mantrameditation zu praktizieren).

Da ist jeder Mensch unterschiedlich, und es ist auch jedes Mantra unterschiedlich, und - es ist auch jedes Mantra bei jedem Menschen unterschiedlich. Das liegt allerdings nicht an den Mantras, sondern an uns Menschen. Die Mantras sind an sich äußerst einfach, und haben auch eine sehr klare Absicht - wie sich das für uns auswirkt ist aber völlig unterschiedlich, weil wir einfach völlig unterschiedlich sind, und auch mitunter sehr komplex... Es könnte durchaus sein, dass man beispielsweise ein ganzes früheres Leben einem sehr schwierigen und komplexen Mantra gewidmet hat. Wenn man dann in diesem Leben damit anfängt, könnte es sein, dass es schon nach wenigen Tagen die volle Wirkung entfaltet, die bei einem anderen Menschen erst nach Jahren (oder sogar gar nicht) in dieser Form erfahrbar wäre.

Insofern geben solche Zahlen sicherlich einen Anhaltspunkt - nur würde ich kein Dogma daraus machen. Bei vielen Mantras ist es so, dass sie - wenn man sie einmal über einen gewissen Zeitraum praktiziert hat - dauerhaft in einem verankert sind. Es kann dann ausreichen, das Mantra in paar Tage (oder sogar nur ein einziges Mal) anzufokussieren, und hat sofort wieder den vollen Nutzen des Mantras präsent bzw. verstärkt damit ihn sofort.

Es gibt auch Mantras, die man sein ganzes Leben praktizieren kann. Das Gayathri gilt beispielsweise in einigen Traditionen als so ein Mantra, auch persönliche Mantras praktiziert man oft über einen sehr langen Zeitraum.

Lediglich, wenn man als Lehrer andere Menschen in bestimmte Mantras einweihen möchte, finde ich persönlich es wichtig, das spezielle Mantra, welches man weitergeben möchte wenigstens einmal 40 Tage am Stück praktiziert zu habe. Das liegt einfach daran, dass man damit eine gute Chance hat, das Mantra wirklich zu integrieren und seine Auswirkung zumindest ansatzweise zu kennen. Außerdem passiert dann beim Weitergeben einfach mehr, als wenn man das Mantra nur mal kurz irgendwo gehört oder gelesen hat (das ist die Sache mit der "Präsenz" - also dem, was man alleine durch seine Anwesenheit vermittelt und was jenseits der Worte liegt).

Aber auch hier kommt es meiner Ansicht nach auf das jeweilige Mantra an. Das oben genannte Om Mani Padme Hum (oder Aum Mani Padme Hum) wird wahrscheinlich von Millionen von Menschen praktiziert - und wahrscheinlich schon seit sehr langer Zeit. Bei so einem Mantra dürfte es viel leichter sein, den "Einstieg" zu finden, als bei Mantras die nur von einigen wenigen Menschen praktiziert werden.

Ich sehe schon: mit Wissen beginnen die Fragezeichen.

Dazu habe ich ein schönes Zitat von Aaravindha Himadra: "To be the teacher, you have to be student!" Mit anderen Worten: Die Fragezeichen werden nie enden, es gibt immer etwas dazu zu lernen - und das ist etwas Wunderschönes, denn so kann sich die Wahrheit immer mehr und mehr entfalten, ohne in einen Stillstand zu kommen... wieder in den Worten von Aaravindha: "You don't ever have the absolute truth. You only have its breath revealing your flight to you." (Frei übersetzt: "Du bist niemals im Besitz der absoluten Wahrheit - alles, was du hast, ist ihr Atem, der dir deinen Flug offenbart" - und dieser Flug hat kein Ende...)

Sonnige Grüße aus München (auch wenn's gerad schneit ;-) ),
Jashan
 
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