BAB geht an keinem heißen Eisen vorbei... super! Dann mal los, Punkt um Punkt ... und der Einfachkeit halber färbe ich BAB's Fragen als Zitate einfach ein.
manipulation und beratung:
-wo liegt der unterschied?
In der klientenzentrierten Einstellung - "Berater" mit Helfersyndrom oder hierarchischem Beratungskonzept meinen in der Regel, es besser zu wissen als der Klient, und sie erteilen von oben nach unten Ratschläge. Berater mit einem lösungsorientierten Ansatz gehen davon aus, dass der Klient über Alles verfügt, was er zur Lösung braucht, und die Beratung ist ein Prozess, der den Klienten seine eigenen Potenziale finden lässt.
Wobei auch der hierarchische Berater nicht absichtlich oder böswillig manipuliert (hoff ich doch...), sondern das einfach zum "Spiel" zwischen Berater und Klienten wird - die Klienten arbeiten da gern mit, weil es sie davon entbindet, Verantwortung in eigener Sache übernehmen zu müssen. Eric Berne beschreibt das als "stillschweigenden Behandlungsvertrag": "Beschäftige mich, sag es mir, lass es schmerzen und lange dauern und teuer werden, mach mit mir, was du willst, nur tu eines nicht: Verlange nicht von mir, mich zu ändern!"
-wo sollte er liegen?
In der Hinterfragung der eigenen Beraterposition (darum legen ja praktisch alle therapeutischen Ausbildungen oder Sozialberufe so großen Wert auf intensive Selbsterfahrung).
-wie kann man sich schützen?
Indem man seine Sensibilität für Menschen entwickelt, die einen selbst als ihr "Opfer" benutzen wollen, um ihr Helfersyndrom ausleben und/oder sich wichtig machen zu können.
lebenserfahrung vs subjektive sicht:
-kann ein berater weltbildneutral beraten? (hat er doch auch ne radix)
Das kann er besser, wenn er lösungsorientiert arbeitet und dem Klienten hilft, dass der in seinem eigenen Kontext von Weltbild seine Lösungen findet. Selbstverständlich hat jeder Berater auch sein eigenes Weltbild - wenn er redlich ist, macht er das transparent und unterstützt dadurch die Wahl seines Klienten, zu wem er geht. Beispiel Arnold: Der sagt immer ganz klipp und klar, dass er auf der Basis von Huber und Assagioli arbeitet.
-ist lebenserfahrung ein garant für neutralität und qualität? (hat man die richtigen schlüsse gezogen?)Neutralität und Qualität sind zunächst einmal ganz verschiedene Dinge. Für die Qualität von Begleitung und Beratung spricht vor allem Berufserfahrung (wobei ich Beruf jetzt mal im allerweitesten Sinn verstehe), und dabei meine ich reflektierte, evaulierte Erfahrung, wie sie zum Beispiel durch Supervision unterstützt wird. Permanent fehlinterpretierte Erfahrung kann genausogut zur Bestätigung einer mentalen Fixierung dienen - da kannst Du jeden Hysteriker oder Neurotiker befragen...
-wo ist der masstab für qualität und neutralität?
-ist dieser wert- /ideologieneutral?
In den allermeisten Berufsbildern und Berufsvereinigungen wurden Verhaltenskodexe, ethische Leitbilder etc. ausgebildet, die innerhalb des jeweiligen Umfeldes gewisse Maßstäbe bereitstellen. Das "wertneutral" halte ich für eine Fiktion - selbstverständlich gelten Werte wie die Wahrung der Integrität von Klienten, das von mir im anderen Thread angedeutete Beispiel des Respekts vor der Intimsphäre Dritter etc. Diese Werte werden auch je nach Weltbild verschieden sein, und es gilt das Gleiche wie oben: Wenn sie transparent gemacht werden, bilden sie eine erweiterte Entscheidungsbasis. Wenn sie verschleiert werden, dann stellt sich für mich schon die Manipulationsfrage. Dann verfolgt jemand womöglich andere Ziele als er vorgibt, dann benutzt jemand möglicherweise andere, um seine eigene Dynamik zu betreiben.
Meinst du mit "Neutralität" den Verzicht auf moralische Bewertung? Bewertung und an Werten orientiertes Arbeiten sind ja grundverschiedene Dinge (die gern in einen Topf geworfen werden). Einer der für mich bedeutsamen Werte ethischen Beratungsverhaltens ist es, meine eigene moralische Beurteilung des Verhaltens eines Klienten nicht in meine Beratungstätigkeit einzubeziehen - das ist schwer und speziell im Bereich der nonverbalen Signale vielleicht sogar nicht wirklich durchführbar, es ist aber auf jeden Fall eine Herausforderung. Es kann auch darauf hinauslaufen, dass ich sage: "Mit Dir kann ich nicht arbeiten." Und das ist dann keine Aussage über den anderen, sondern eine über meine eigenen Grenzen.
wissenschaftlichkeit vs phantasie oder intuition:
-bei lebensberatung oder ähnlichem vermischt sich ja alles; wo auseinanderhalten?
-wo vermischen?
-astrologie überhaupt als wissenschaft..glaubenssache? (ja.. die frage kann man sich immerwieder stellen..)
Ein uferloses Thema. Zunächst einmal sind Wissenschaft und Intuition und Phantasie ja keine feindlichen Geschwister. Ohne Intuition und Phantasie gäbe es keine Wissenschaft. Und selbst Wissenschaft wird von manchen wie eine Religionszugehörigkeit behandelt, als Glaubenssache.
In meinen Augen bietet Wissenschaft ein Bündel anerkannter Methoden und Verfahren, um Theorien zu überprüfen. Wissenschaft verkündet keine Wahrheiten und erklärt nicht die Welt. Jeder (wirkliche) Wissenschaftler räumt ohne mentales Bauchweh ein, dass das Instrumentarium der Wissenschaft nicht ausreicht, um alles zu erklären ... oder dass es umgekehrt Unerklärbares nur deshalb nicht geben darf, weil es mit dem vorläufigen theoretischen Repertoire von Wissenschaft nicht zusammenpasst.
Ich beobachte immer wieder, dass der scheinbare Gegensatz von Intuition und Wissenschaft vor allem dort betont wird, wo Leute einfach ihrem Bauchgefühl ganz unkritische Priorität einräumen und auf der Basis bestimmter Persönlichkeitsstrukturen meinen, sie könnten darauf verzichten zu lernen, Ausbildungen zu machen, sich der Überprüfung ihrer Modelle zu stellen etc. Da werden dann Meinungen in den Rang von Erkenntnissen erhoben, und wo andere vorsichtig von Theorien ausgehen, werden gern "Wahrheiten" gepredigt.
In der Beratungspraxis spielt die Intuition eine große Rolle, keine Frage. Und eine ebenso große Rolle spielt nüchternes, mit Erfahrung gepaartes Wissen, das im Einzelfall dabei hilft, der jeweiligen Intuition zu vertrauen oder doch lieber eine Überprüfung vorzunehmen, ob das wirklich so geht...
verantwortung und nachvollziehbarkeit:
-wo kann man bei manipulation dem manipulateur was in die schuhe schieben wo nicht?
-wo, wie und mit welcher sicherheit kann der manipulateur erwarten erfolg zu haben?
Warum sollte ich etwas in die Schuhe schieben wollen? Ich kann mich bemühen, bestimmte Prozesse zu verstehen und in ihrer Dynamik zu beschreiben, ich kann mir die beteiligten Rollen ansehen und ich kann das, was ich da sehe, formulieren und zur Diskussion anbieten.
Der Manipulierende hat dort Erfolg, wo Menschen die Bereitschaft mitbringen, sich manipulieren zu lassen. Das ist nie einseitig... wer sich manipulieren lässt, hat ja notfalls immer noch die Ausrede bei der Hand, dass er ja nur ein Opfer war. Die Sicherheit der geplanten Manipulation ist im übrigen ein Bereich, in dem ganze Branchen ihr Geld verdienen - etwa in der Werbewirkungsforschung. Kein Unternehmen gibt Millionenbeträge für Werbung aus, wenn nicht vorherige Untersuchungen eine hohe Wahrscheinlichkeit ergeben, dass die eingesetzten Mittel den erwünschten Erfolg bringen.
schamkerl-thread für hard-liner 
grundlegend, wichtig, schwierig und nicht restlos klärbar vermutlich, wie so oft
"schamkerl" ist ein netter freudscher... *g* Und das nicht restlos Klärbare ... ganz bestimmt gibt es das. Wenn irgendwas restlos klärbar wäre, dann wären wir alle ja saudumm, dem nicht zu folgen... der Reiz besteht doch gerade darin, permanent zu lernen. das ist - in meinen Augen - zB "Wissenschaft".
Alles Liebe,
Jake