Hallo,
erst einmal vielen Dank fuer die nette Aufnahme

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Ich habe die vielen Beitraege in diesem thread gelesen und mich teilweise wirklich amuesiert

. Kids um Mitternacht vor einem Spiegel, die 12x Bloody Mary groelen und sich danach nicht mehr ins Badezimmer trauen,...das war heftig. Ich wollte aber eigentlich etwas Produktiveres hinzufuegen ( nicht nur lachen). Der Beiname "Bloody Mary" entstand mit ziemlicher Sicherheit - wie bereits mehrfach gesagt - aufgrund der Protestantenverfolgung (circa 300 landeten auf dem Scheiterhaufen) seitens Koenigin Maria I von England. Sie war eine sehr glaeubige Frau und trug auch den Beinamen "die Katholische". Waere Maria I den kids erschienen, haette sie sicherlich erst nach der Konfession gefragt; sie bringt ja ihre Glaubensbrueder nicht um

. Ihre Ehe war uebrigens kinderlos.
Der Beiname "Bloody Mary" hat dann wohl in den Jahrhunderten eine Verselbstaendigung erfahren. Mary ist ja ein haeufiger Name und Bluttaten gab es auch genug. Deshalb wird es wahrscheinlich auch diese zweite Mary Worth (oder aehnlich) gegeben haben, die im Grab erwacht ist. Viele Menschen hatten zu der Zeit effektiv Angst, lebendig begraben zu werden.Die Medizin war noch nicht so fortgeschritten, es kam zu Fehldiagnosen, das Koma wurde nicht als solches erkannt und mit dem Tod verwechselt. Die Beerdigungen fanden immer sehr schnell statt. Aus diesem Grunde wollten viele, dass Signalvorrichtungen im Sarg angebracht wurden (Glocke,Klingel), um sich bei Bedarf melden zu koennen. Dieses Thema wurde natuerlich in der Gothic Novel (Grusel-oder Gespenstergeschichten) aufgegriffen und erfreute sich in der 2.Haelfte des
18. Jahrhunderts mit den Grab- und Friedhofsthemen grosser Beliebtheit.In machen Orten wurde der Scheintod auch mit Vampirismus in Verbindung gebracht. In der Realitaet war es Friederike Kempner (1828-1904), eine wohl nicht sehr bekannte deutsche Dichterin, die die Problematik des Scheintods in ihren Gedichten beschrieben hat (das scheintote Kind z.B.) und sich gleichzeitig fuer die Errichtung von Leichenhaeusern einsetzte und eine Mindestzeit (3 Tage) zwischen Tod und Bestattung verlangte ( zuerst 1850 in
"Denkschrift ueber die Nothwendigkeit der gesetzlichen Einfuehrung von Leichenhaeusern").
Ergo: Bloody Mary, die auf Verlangen aus dem Spiegel kommt, um zu morden, ist bestenfalls ein schoenes Thema fuer einen Horrorfilm. Die Problematik des Scheintods und die Angst davor ist hingegen Wahrheit gewesen.
Mit besten Gruessen
kuki
