Langzeitarbeitslose = Sozialschmarotzer ?

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Der_Narr schrieb:
Was passiert eigentlich wenn alle so denken würden,und die Arbeit veweigern würde?

Dann würde es keine 750 oder 800€ netto/40Std Jobs mehr geben.
Es würde auch keine Chefs mehr geben die den Angestellten beim ersten Krankenstand kündigen, und das Arbeitsklima wäre sicherlich um vieles besser für diejenigen die dann arbeiten gehen *fg*
Und auch die Jobleasingfirmen würden wieder vom Erdboden verschwinden.
Nur zB...

Die Nachfrage kann schon viel beeinflussen, momentan gibts ein Überangebot an Leuten die Jobs suchen, im Gegensatz zu den sehr wenig freien Stellen.
Und so haben die Firmen Narrenfreiheit. *fg*

Also logische Alternative zu "alle Arbeitslosen sollen sich einen Job suchen.." wäre "Schafft mehr Arbeitsplätze damit Angebot und Nachfrage wieder halbwegs ausgeglichen wird" :clown:
 
ChrisTina schrieb:
Danke für dein Beispiel.

Ich werfe auch nicht Alle in einen Topf - bin zur Zeit aber mit einer massiven Mehrzahl derer konfrontiert, die eben wenig bis null Interesse daran haben, sich jemals wieder einen neuen Job suchen zu wollen, weil sie eben mehr Sozialhilfe bekommen wenn sie stundenlang in der Sonne braten, als wenn sie einer regelmässigen Beschäftigung nachgehen würden.

Allerdings haben wir auch keine richtigen Wiedereinsteigerinnen und Alleinerzieher/innen dabei. Interessanterweise haben 3 der *Neuen* innerhalb von 2 Wochen einen neuen Job gefunden - und die ganzen *Alten* trotz bezahltem Praktikumsmonat großteils keinen.

Deshalb zweifle ich jetzt nachhaltig daran, dass dies wirklich nur an den fehlenden Arbeitsstellen liegen könnte.

Hallo Christina

Das liegt zum größten Teil daran, daß man Langzeitarbeitslosen auch keinerlei Chancen mehr gibt und ihnen nichts zutraut. Bei welchen die sich aus dem Arbeitsleben heraus bewerben oderr erst kurz arbeitslos sind, die bekommen wesentlich größere Chancen. Wenn ich mit diesen Argumenten mich bei meinem Chef beworben hätte, wie meine derzeitige Kollegin, wäre ich höchstwahrscheinlich nicht genommen worden, da ich aus Hartz IV heraus gekommen bin. Und da hätte es auch keinerlei Rolle gespielt, daß ich all die Jahre nebenberuflich auf Nebenverdienst ununterbrochen tätig gewesen bin.

Bei Bewerbungen hat das alles keine Rolle gespielt. Entweder Du hast das was Du auf dme Papier stehen gehabt hast als Erfahrung oder du bist der Angesch... Es interessiert niemanden das ich 11 Jahre Berufserfahrungen als Buchhalterin habe, wenn auch 4 Jahre nur auf Nebenberuf. Interessiert niemand. Es heißt immer nur Langzeitarbeitslose wollen nicht arbeiten, sind einfach nur zu faul. Wie oft ist mir das unter gekommen. Jetzt wo ich wieder 40 Stunden und mehr maloche muß ich mit dem Geld mehr rechnen als vorher, da ich heute nicht weiß, wann ich das nächste Geld erhalte.

Und das mit dem mehr Sozialhilfe bekommen, als beim Arbeiten. Also nimms mir nicht übel. Ich bekomm bei so einem Argument das kalte Grausen. Und dann wünsch ich mir nur einmal, daß derjenige, der diese Sichtweise hat, nur einmal unter diesem Umständen leben sollte. Ich glaub danach, glaubt niemand von denen mehr, daß es zu viel Sozialhilfe gibt. Allein mit Argumenten kommt man da nicht weit. Selbst erleben bringt das umdenken. Alles andere ist nur Schaumschlägerei. Denn vorstellen kann sich das niemand, der nicht selbst erlebt hat. Ist übrigens auch bei allen anderen Lebenserfahrungen genau so.

So schaut es aus.

Alles Liebe
Romy

PS
Hab noch was vergessen. Bei den Kursen für Langzeitarbeitslose. Wißt ihr eigentlich wie die vergeben werden???? Es ist den Veranstaltern wurst, wer welche Vorkenntnisse hat. Es werden welche mit gar keinen Vorkenntnissen, mit wenig , dann mit mehr oder Fachkenntnissen in einen Grundlagenkurs gepfercht. Sie müssen ihn machen und da ist auch völlig egal, ob da wer seinen Job, den er auf legalen angemeldeten Nebenverdienst erledigt, dann dafür aufgeben muß. Es spielt keine Rolle. Hauptsache man hat zu funktionieren, sonst drohen 30 % Sanktion und bei 589 EUR Hartz IV (für Alleinstehende 331 EUR Regelsatz zuzüglich 266 EUR Kosten für die Unterkunft - Höhe variiert von Kommune zu Kommune) im Monat mit allem drum und dran, kann sich jeder vorstellen, daß das keiner riskiert.
 
JoyeuX schrieb:
Dann würde es keine 750 oder 800€ netto/40Std Jobs mehr geben.
Es würde auch keine Chefs mehr geben die den Angestellten beim ersten Krankenstand kündigen, und das Arbeitsklima wäre sicherlich um vieles besser für diejenigen die dann arbeiten gehen *fg*
Und auch die Jobleasingfirmen würden wieder vom Erdboden verschwinden.
Nur zB...

Die Nachfrage kann schon viel beeinflussen, momentan gibts ein Überangebot an Leuten die Jobs suchen, im Gegensatz zu den sehr wenig freien Stellen.
Und so haben die Firmen Narrenfreiheit. *fg*

Also logische Alternative zu "alle Arbeitslosen sollen sich einen Job suchen.." wäre "Schafft mehr Arbeitsplätze damit Angebot und Nachfrage wieder halbwegs ausgeglichen wird" :clown:

Ist zwar hypothetisch,aber nehmen wir mal an diese Missstände würden mit arbeitsverweigerung verschwinden.
Sollen wir alle aufhören zu arbeiten also,und warten bis die Firmen in Demut
reumütig zu den Arbeitern angekrochen kommen?
Das Überangebot an Leuten bleibt aber bestehen,und wie lange würde es dauern bis wir wieder an dem Punkt dann angekommen sind?

Verstehst du? Es ändert nichts wirklich,weil das Überangebot an Leuten bestehen bleibt.

Und dann noch,wovon Leben die arbeitsverweigernden Menschen solange bis die Firmen einsichtig geworden sind?

Von den Kartoffeln aus dem eigenen Garten? ;)
Aber wovon leben die,die keinen Garten haben? :confused:

Die müssten dann verhungern allerdings hätten wir dann das Problem des Überangebots von Leuten die einen Job suchen behoben.

Also...was tun wir nun konkrekt?
Nur schimpfen über den bösen Staat und die globalisierte Wirtschaft? :confused:

Also bleibt alles wie es ist! :D

Grüsse vom Narren
 
Der_Narr schrieb:
Ist zwar hypothetisch,aber nehmen wir mal an diese Missstände würden mit arbeitsverweigerung verschwinden.
Sollen wir alle aufhören zu arbeiten also,und warten bis die Firmen in Demut
reumütig zu den Arbeitern angekrochen kommen?
Das Überangebot an Leuten bleibt aber bestehen,und wie lange würde es dauern bis wir wieder an dem Punkt dann angekommen sind?

Verstehst du? Es ändert nichts wirklich,weil das Überangebot an Leuten bestehen bleibt.

Und dann noch,wovon Leben die arbeitsverweigernden Menschen solange bis die Firmen einsichtig geworden sind?

Von den Kartoffeln aus dem eigenen Garten? ;)
Aber wovon leben die,die keinen Garten haben? :confused:

Die müssten dann verhungern allerdings hätten wir dann das Problem des Überangebots von Leuten die einen Job suchen behoben.

Also...was tun wir nun konkrekt?
Nur schimpfen über den bösen Staat und die globalisierte Wirtschaft? :confused:

Also bleibt alles wie es ist! :D

Grüsse vom Narren



Ja aber schimpfen über die bösen Arbeitslosen ändert ebenfalls nix.

Wie ist denn die momentane Situation?
Zu wenig Arbeitsplätze, zu viele Leute.
Gut, die Wirtschaft ist momentan ausgelastet, in dem Sinn als dass es für jede Arbeit die ansteht genügend Leute gibt.
Wenn wir keine weiteren Arbeitsplätze schaffen können, wird es momentan wohl den Grund dafür geben, dass keine zusätzliche Arbeit vorhanden ist, was soll man da schon großartig tun?
Was kann man tun?
Die anstehenden Arbeiten weiterhin bewältigen, und die Leute die zuviel da sind eben miterhalten bis es wieder mehr Arbeitsplätze gibt.

Oder wir schaffen die ganze Automatisierung ab, hauen die Maschinen in den Fabriken weg, und arbeiten wieder per Hand.
Was sich daraus ergeben würde: Im Endeffekt nicht mehr Produktion und auch nicht mehr Luxus für das Volk, also von daher alles gleichbleibend, dafür aber keiner mehr arbeitslos.
 
Das gesellschaftliche Klima wird durch mediale Hetzkampagnen gegen Erwerbslose zusehends vergiftet. Einige Volkszertreter treten aus ihrer Deckung und zeigen schon jetzt ihre faschistoide Gesinnung! Wenn es um die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit geht, überbieten sich die neoliberalen Apostel mit Schlagworten. Nur die neoliberalen Rezepturen haben sich allemal als krisenverschärfend ausgewirkt. Auch wenn der politische Mainstream stets das Gegenteil behauptet. Doch nicht Arbeitslosigkeit selbst ist das Problem, sondern sie wird es erst dadurch, das Einkommens- und Lebenschancen mit Erwerbsarbeit verknüpft sind. Das Grundproblem ist, wie gehen wir mit den Menschen um, die aus dem kapitalistischen Verwertungsprozeß fallen.

Sollte durch Schwarz-Rot wieder der Arbeitsdienst eingeführt, und die Erwerbslosen mit mieser Zwangsarbeit drangsaliert werden, dann ist der Weg in die offene Barbarei vorprogrammiert. Wenn die Herrschenden sklavenähnliche Jobs haben möchten, dann sollten sie gefälligst das Wort Demokratie und Freiheit nicht mehr in den Mund nehmen. Auf die Erwerbslosen wird schon heute eingeprügelt, als seien sie selber Schuld an ihrer Misere. Man braucht offensichtlich immer wieder einen Sündenbock. Wenn ewig behauptet wird die allermeisten Arbeitslosen seien dumm, unflexibel, faul, und würden sich nur auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung in der sozialen Hängematte einen Lenz machen, so ist das eine dreiste Verdrehung der Tatsachen. Wer kackfrech - wie einige Mitglieder der Schwarz-Roten Kapitaljunta - die Erwerbslosen als Sozialschmarotzer beschimpft, und diesen Personenkreis immer weiter ausgrenzt, der handelt nicht nur unvernünftig, sondern geradezu menschenverachtend. Schon einmal wurde ein ganzer Personenkreis aus der Gesellschaft ausgegrenzt, die Folgen waren nicht nur moralisch verheerend. Kurzum: Der Weg in einer neuen Barbarei muß gestoppt werden!!! Wehret den Anfängen!!!

atlantis
 
@ Narr

Ah was mir gerade einfällt...
Kartoffeln...
Meine Großeltern lebten während und nach dem Krieg sogar von Kartoffeln die sie angebaut hatten.
Und auch meine Mutter hat auf dem Kartoffelacker als Kind noch fleissig mithelfen müssen.
Bis dann der Staat kam, und verboten hat dass die Wiese nebenan als Kartoffelacker genutzt werden darf. :clown:
Also nix is mit Selbstversorgung *fg*
 
@ Chrstina

ich rede gerne weiterhin mit dir über diese Problematik, aber ich denke, dass Ironie und Enttäuschung uns da nicht wirklich weiterbringen...

@ Narr

natürlich habe auch ich keine Patentrezepte, aber ich empfinde sehr intensiv, dass das gegenwärtige Prinzip an den Grundprinzipien des Menschseins vorbeigeht und dadurch natürlich zur Verweigerung führt..

Ich hatte da mal in meinem Lehrerdasein ein Schlüsselerlebnis, das ich nie vergessen habe.. wir hatten eine "Frei-Woche" - will sagen, jeder Schüler konnte in dieser Woche beitragen, was er seinem eigenem Empfinden nach am besten konnte.
Da kamen auf einmal Talente raus, von denen man noch nicht mal ansatzweise etwas geahnt hätte.. eine Kreativität, selbst(!)bestimmte Organisationen, ursprüngliche Freude am " so bin ich " und selbst die grauesten Mäuse und die penetrantesten Westentaschenmachos lebten sich gegenseitig akzeptierend und fördernd wunderbar miteinander...

Bis der Zwang und der Druck wieder anfingen, dass man gefälligst dies und das tun und lernen muss, ansonsten man durch das Raster knallt und sanktioniert wird - mit allen schlimmen Folgen davon..

Daher sage ich: Das ist gegen die Menschlichkeit, das ist entwürdigend!
Das, was Menschen wirklich wollen und können, geht verloren...

Dieser Arbeitszwang bei Erwachsenen, damit man überhaupt leben kann und darf - der beruht auf dem gleichen Prinzip der Gewalt und Unterdrückung.

Nein, ich habe kein Patentrezept dafür, wie man das von jetzt auf gleich ändern kann - was dem Gewaltprinzip aber eher egal ist, es besteht dennoch.

Ja, auch ich zahle für die, die "nichts" tun. Ist ok, denn auch ich tue ja scheinbar "nichts"...
Allerdings bin ich in der relativ privilegierten Situation, dass ich eine sichere Pension beziehe und klugerweise lange in die Rentenkasse eingezahlt habe.. ich brauche also keinerlei Mittel "gnadenweise"...

Meine Idee, noch lange nicht ausgereift, zugegeben, ist die:

a) wir sollten viel, viel früher damit anfangen, die wirklichen Talente und Fähigkeiten der Menschen zu fördern und sie nicht zwangsweise zu 100% zwingen, das zu erarbeiten, was man eben so für "normal" hält...
50% täten es da auch und der Rest sollte darauf verwendet werden, den da noch jungen Menschen zu ermöglichen, ihre wirklichen, einmaligen, nicht übertragbaren und ganz individuellen Fähigkeiten zu entwickeln und auszubauen. Da hat absolut jeder etwas zu bieten - kommt aber normalerweise gar nicht dazu, weil der gesellschaftliche Druck in Richtung Normal-Null viel zu groß ist....
d035.gif


b) Warum eigentlich bekommen wir die Zeit für das, was uns am Herzen liegt, erst dann, wenn wir eigentlich zu alt sind, um das auch noch wirklich tun zu können??
Das "normale" Arbeitsleben beträgt an die 40 Jahre.... was in vielen Fällen 40 Jahre Fremdbestimmung bedeutet, damit man was zu essen, ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit hat, an den modernen Energie- und Kommunkationsformen teilzunehmen - von Versicherungen ganz zu schweigen..

20 Jahre täten es auch.
Ich sag immer noch mal das Zauberwort: Job- und Timesharing.
2 Jahre arbeiten, 2 Jahre frei...
Da sind die Arbeitsjahre übersehbar und man kann sich auf 2 Freiheitsjahre freuen. Finanzierbar wahlweise durch Versicherung, Sozialleistung, Firmenanteile.. was auch immer..

Ich bin überzeugt davon, dass wir einfach von dem Grundübel runtermüssen:

Dass man gezwungen, jawohl - gezwungen!!! wird - für das Selbtverständlichste im Leben, nämlich einfach zu leben, Aktionen auszuführen, die man gar nicht ausführen will....
Um das Tauschmittel zu bekommen, das Leben ermöglicht. 40 Jahre am Stück - aussichtslos.... und wenn man endlich rauskommt, ist man alt und verbraucht..
Das kann´s doch nicht sein!!!

Das ist Gewalt pur! Und weit weg von den personalen, individuellen und ersehnten Grundbedürfnissen.
Und das ist das, was ich als Grundübel, als Fehler im System bezeichne. Was uns entmenschlicht und so wütend macht... weil wir uns darin selber nicht wieder erkennen..

Gruß von Rita
 
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JoyeuX schrieb:
Ja aber schimpfen über die bösen Arbeitslosen ändert ebenfalls nix.
Stimmt, drum hab ich auch Fragen gestellt, ob ihr mir Gegenargumente liefern könnt - aber die Reaktionen hier überzeugen mich mehr und mehr, dass die Medien doch recht haben könnten.

Also zieh ich mich auf mein Kartoffelfeld zurück und lass euch weiter von der unheilen Welt alpträumen und wünsche euch, dass ihr nie draufkommt, dass es vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei ist, wenn Alle nur fordern und absolut nix bereit sind zu geben.

Nur zur Erinnerung, falls es irgendwen interessiert worums in diesem thread gehen sollte - und für alle, die es negativ halluziniert haben:
Ich stells mal hier zur Diskussion, weil mir persönlich grad mal keine Gegenargumente mehr einfallen und ich würde mich freuen, wenn ihr mir viele liefern könntet.

Bis vor Kurzem stand ich noch auf dem Standpunkt, dass es auch Langzeitarbeitslose gibt, denen es eben *passiert* ist, die gesundheitsbedingt ihren *alten* Job nimma ausüben können - und sich jetzt halt bei nem neuen Job etwas schwerer tun.

Doch diese Überzeugung schwindet mit jedem Tag mehr

.......

Ist es wirklich so, dass die Mehrzahl derer, die sich schon *seit Jahren über Wasser halten* auch absolut keinerlei Lust haben, auch nur irgendwann irgendwas wie geregelter Arbeit nach gehen zu wollen?
 
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