Ken Wilber: Integrale Theorie

Energeia schrieb:
Hallo nochmal,
also mein persönlicher Vorschlag, wäre, dass wir uns an fckws Idee orientieren und uns ein, zwei Kapitel in "Spektrum des Bewusstseins" heraussuchen - ca. 30-60 Seiten.
Daran könnte man dann die frühe Theorie des Bewusstseins besprechen (das wäre einer von vier Quadranten). Und daran könnte man dann auch solche Fragen am Text klären
Nun, da muß ich mir das Buch aber erstmal besorgen, um da mitzumachen. Es sei denn einer hat das als pfd und kann das zur Verfügung stellen.
 
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Hallo,

vielleicht ist es ganz gut, wenn ich das Buch kurz vorstelle:

Erster Teil: Evolution
1. Prolog
2. Zwei Weisen der Erkenntnis
3. Wirklichkeit des Bewußtseins
4. Zeit/Ewigkeit, Raum/Unendlichkeit
5. Die Evolution des Spektrums
6 Die Traditionen der Philosophia perennis

Zweiter Teil: Involution
7. Integration der Schatten
8. Der große Filter
9. Der Mensch als Zentauer
10. Das Zwischenreich
11. Was immer schon ist



Der erste Teil widmet sich der Aufgabe, ein allgemeines „Spektrum des Bewusstseins“ einzuführen. Dieses Spektrum ist durch 4 Ebenen ausgezeichnet und dazwischen liegen 3 Bänder – diesen Ebenen und Bändern werden 4 allgemeine Dualismen zugeordnet.

Schatten-Ebene

Philosophische Bänder (Persona-Schatten)

Ego-Ebene

Biosoziale Bänder (Ego-Körper)

Existentielle-Ebene

Transpersonale Bänder (Ich – Nicht-Ich [Raum], Tod—Leben [Zeit])

Geist-Ebene

Im ersten Kapitel erläutert Wilber unter anderem seine Absicht des Buches, indem er die Unterschiedlichkeit der Lehren mit der Erforschung des Licht-Spektrums bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vergleicht. Es wurden Röntgenstrahlen, Gammastrahlen, Radiowellen etc. erforscht, ohne dass man sich darüber bewusst war, dass dies unterschiedliche Wellen eines Spektrums darstellen. Genauso versteht Wilber die unterschiedliche spirituellen, psychologischen, anthropologischen Lehren als unterschiedliche Perspektiven auf das Bewusstseinsspektrum.
Im zweiten Kapitel zeigt Wilber auf, wie die Entwicklung der moderne Naturwissenschaft (Quantenphysik) zu der nondualen-Ebene zwangsläufig vorgestoßen ist.
Im dritten und vierten Kapitel geht es Wilber darum – anhand zahlreicher Zitate aus den unterschiedlichen spirituellen Traditionen – eine Vorstellung von der nondualen Ebene einzuführen – die er GEIST nennt.
Im 5. Kapitel wird dieses Spektrum dann vorgestellt und die unterschiedlichen Ebenen, Bänder, Dualismen werden eingeführt.
Im 6. Kapitel vergleicht er dieses Spektrum noch einmal mit den spirituellen Lehren.

Im zweiten Teil widmet sich Wilber dann noch einmal ausführlich den verschiedenen Ebenen und Bändern, indem er von der Ego-Ebene (Kapitel 7) über die transpersonale Ebene (Kapitel 10) zur nondualen Geist-Ebene (Kapitel 11) aufsteigt.

Liebe Grüße :liebe1:
E.
 
Tut mir leid, das "Spektrum" habe ich (noch) nicht gelesen. Kann daher nicht mitreden, und da meine Bücher-Queue bereits wieder viel zu lang ist, muss zuerst noch ein bisschen Gurdjieff, Steiner und irgendein Swami dran glauben, von dem ich den Namen schon wieder vergessen habe (die heissen ja eh alle gleich und erzählen ungefähr das gleiche).

(Ausserdem könnte ich mich hier ja am Ende gar blamieren, indem mein fundamentales Nichtwissen offen zur Schau gestellt wird. :D)

fckw

ps: Übrigens, was heisst eigentlich "ontologisch"? Irgendwo kam das mal vor. Das ist so eines derjenigen Wörter, wo ich selbst nach unzähligem Lesen von Definitionen immer noch nicht weiss, was damit gemeint sein soll. fckw bittet um Erklärung.
 
Lieber FCKW,

ja, das ging mir selbst während des Studiums lange so, dass ich mit „Ontologie“ nichts anfangen konnte, aber ich glaube, dass der Grund dafür in unserem Zeitgeist zu suchen ist.

Der gegenwärtig primäre philosophische Zugang ist meist der epistemologische, also der erkenntnistheoretische, wie bei Kant (Kritik der reinen Vernunft), die Frage nach den „Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis und Erfahrung“.

In unserem neuzeitlichen Zeitgeist hat die Epistemologie langsam einen Vorrang ca. im 11. Jh. durch Roscellin im Universalienstreit erhalten. Im Gegensatz zum Realismus vertrat Roscellin die philosophische Richtung, nach der den allgemeinen Begriffen des Denkens kein Allgemeines im Sein selbst entspricht. Diesen sogenannten “Nominalismus” kann man von dort an bis zum heutigen “radikalen Konstruktivismus” verfolgen.
Bei Descartes führt dies zum absoluten Zweifel an allem, welcher – für Descartes – zum Ich und Gott führt. Bei Kant erfährt diese Entwicklung noch einmal einen Höhepunkt, der zwar das “Ding ansich” postuliert, dieses aber gerade nicht erfahrbar ist.
Die Ontologie ist zu dieser Zeit ein Teilstück der Metaphysik.

Das alles hat zur Folge, dass die Philosophen fordern, bevor einfach das SEIN beschrieben und kategorisiert wird, man zunächst klären solle, wie man (Subjekt) denn überhaupt das Sein (Objekjekt) erkennen kann (->Epistemologie), was sich in den Wissenschaften durch die ganzen “Methodologien” und Apparaten widerspiegelt, anhand welchen der Wissenschaftler sich der Wirklichkeit zu nähern hat, so dass die “gemessenen” Ergebnisse nachprüfbar werden.

Der „Untersuchung der Grundstrukturen des Seienden“ (Ontologie) kommt hier eher eine sekundäre Bedeutung zu. In der Antike kann man Ontologien aber auch schon unter anderem bei Parmenides, Thales, Platon, Aristoteles finden.

Im 20. Jahrhundert hat die Ontologie jedoch, vorbereitet durch Husserl – der unter anderem anhand seiner „eidetischen Phänomenologie“ „Regional-Ontologie“ betrieb -, einen erneuten Höhepunkt durch Heidegger erfahren. Die Phänomenologie versucht den Kontakt zum Sein, den Phänomenen wieder herzustellen, der durch die ganzen epistemologischen Fragestellungen, Methodologien und das naturwissenschaftliche Weltbild „ver-deckt“ wurde.
Heidegger spricht von der sogenannten „ontologischen Differenz“ (Sein/Seiendes) und der Seinsvergessenheit: er kritisiert, die ganze abendländische Metaphysik habe lediglich das „Seiende“ beschrieben, aber das „Sein“ ganz aus den Augen verloren.
Heidegger geht es in „Sein und Zeit“ um die Wiedererweckung/Neubelebung und Fundierung der „Ontologie“ als „Fundamentalontologie“.
Das Buch von Heidegger finde ich sehr lesens- und empfehlenswert, da Heidegger hierin unter anderem die Existenzphilosophie Kirkegaards im 20. Jahrhundert auf einem neuen Level reformuliert, aber auch die philosophische Hermeneutik Gadamers entscheidend vorbereitet und der transzendentalen Phänomenologie Husserls wieder eine entscheidende Wendung gibt (Es gibt dazu einen tollen, lesbaren und systematischen Kommentar: Andreas Luckner (2001) Martin Heidegger: Sein und Zeit. UTB-Wissenschaft)
Eine wichtige Frage ist hier auch wieder, wie das Dasein (Mensch) sich dem Sein nähern kann. „Ontisch“ ist hierbei das Sein, wie es sich dem Dasein unmittelbar zeigt. Und „ontologisch“ bezieht sich auf die Begrifflichkeit, mit der dieses Seiende beschrieben werden kann. Das ganze Buch geht so vor, dass Heidegger anhand der vorbereitenden Fundamentalanalyse des Daseins bei der Beschreibung der alltäglichen Phänomenen beginnt, um sich dann in einem hermentisch-phänomenologischen Zirkel zur „Zeitlichkeit des Daseins“ vorzutasten. Das Buch bricht dort ab, der Schritt zum Sein wird hier nicht vollzogen, aber die „Fundamentalanalyse des Daseins“ ist als Existenzphilosophie in die philosophische Geschichte eingegangen – Heidegger spricht hier über die „Sorge“ des Daseins, über das „Man“, die Eigentlich- und die Uneigentlichkeit des Daseins, über die Geworfenheit des Daseins: der Geworfenheit ins Mann, der die Uneigentlichkeit, das Besorgen, das Gerede, das Verfallen-Sein entspricht, stellt Heidegger das eigentliche Dasein entgegen, das sich vom Man gelöst hat, und unter andrem im „Sein zum Tode“ die Möglichkeit seines Ganzseinkönnens erfährt. Da es hier um die Existenz des Daseins geht, spricht Heidegger von existentiellen (ontischen) und den existentialen (ontologischen) Phänomenen/Strukturen.
Der Begriff der "Ontologie" befindet sich also im Wandel ;) (Antike, allgemeine Metaphysik (Neuzeit), Fundamentalontologie (Moderne))

Hm, ich finde es schade, dass Du dir das Buch von Wilber jetzt noch nicht gönnen willst :D Er geht darin auf so vieles sehr ausführlich ein, worüber unter anderem im Meditations-Forum in der letzten Zeit oft diskutiert wurde - Non-Dualität, (Psycho)-Therapien auf den verschiedenen Ebenen (der gesamte zweite Teil des Buches widmet sich diesen), Meditation und Erlösung, Sozialisation, Archetypen, etc..

Liebe Grüße :liebe1:
E.
 
Energeia schrieb:
Hm, ich finde es schade, dass Du dir das Buch von Wilber jetzt noch nicht gönnen willst :D Er geht darin auf so vieles sehr ausführlich ein, worüber unter anderem im Meditations-Forum in der letzten Zeit oft diskutiert wurde - Non-Dualität, (Psycho)-Therapien auf den verschiedenen Ebenen (der gesamte zweite Teil des Buches widmet sich diesen), Meditation und Erlösung, Sozialisation, Archetypen, etc..

Liebe Grüße :liebe1:
E.
So und jetzt hast dus geschafft, jetzt hast du mich so neugierig gemacht, daß ich mir das Buch kaufen gehe! :)
 
Hallo,

ich wünsche euch allein eine schöne Wilber-Diskussion - vielleicht findet sie ja noch stat ;)

Vielen Dank für die letzten Monate hier im Forum. Ich will mich für zahlreiche Anregungen, Gespräche und Gedanken noch einmal bedanken bei Ch'an, Chimba, Christian, Elaminato, enerchi, fckw, freelight, FrischMilch, Kalihan, Kinny, Mushin, Opti, Satnaam.

Alles Liebe

:liebe1: :kuesse: :flower2: :kuesse: :liebe1:

Energeia
 
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