Sie ist das letzte große Arkanum des Tarot: "Die Welt". In manchen Decks trägt sie den Namen "Das Universum" oder "Alles in Allem", und jedes Mal stimmt es.
Die fröhlich wirkende tanzende Gestalt auf dem Bild des Rider-Waite-Tarot ist von einem unendlichen grünen Kranz eingerahmt, einem Symbol der Unendlichkeit. Der Anfang ist das Ende und umgekehrt - ein immerwährender Kreislauf. Die Frau hält in jeder Hand den Magierstab, es ist alles oben wie unten und alles ist gleich und im kosmischen Gang.
Die Girlande könnte auch als die "Null" der ersten Karte, der des Narren, verstanden werden. Dem Kosmos gegenüber befindet sich alles im Stadium des Narren,
aber wer fähig ist, die Dinge anzunehmen, die er nicht im positiven Sinn ändern kann, wächst darüber hinaus. Jeder einzelne Faden im unendlichen Gewebe des Seins hat seinen Sinn und nur wenige lassen so weit los, dass sie ein wenig zurücktreten können, um einen Blick auf einen winzigen Teil des Musters zu erhaschen. Aber selbst ein so kleiner Teil bleibt nicht statisch, alles ist in Bewegung und im Fluss.
Alles ist dem Wandel unterworfen. Das Leben ist nun einmal ein ständiges Gehen und Bewegen, ein Verlieren, Suchen und Finden.
Und die Möglichkeiten sind unendlich, selbst wenn wir nur einen kleinen Teil davon wahrnehmen. Jeder Einzelne begibt sich auf eine Reise, an deren Ende er das wiederfindet und erkennt, das er mit dem Verlust der Narrheit/Unschuld aus den Augen verloren bzw. vergessen hat. Dieses Ende ist unausweichlich und nicht zu verfehlen - außer vielleicht, dass jemand in der Lage wäre, die Augen zu verschließen vor der kosmischen Wahrheit.
Was für das Ende gehalten wird, ist oft ein Beginn, was als Ziel gesehen wird, mag zuweilen der Anfang eines langen Weges sein. Wie es auch sein mag, die Gestalt auf dem Bild macht einen sehr glücklichen Eindruck. Trüge sie eine Fahne mit einem Slogan, könnte er heißen: Es ist alles gut wie es ist ... oder auch: Hab keine Furcht, alles wird gut.
Die Karte XXI zeigt eigentlich immer positives an - sie steht für Harmonie, die nicht nur an der Oberfläche besteht, für das Eins-Sein mit sich selber und mit Freiheit.
Dabei ist die Freiheit des Geistes gemeint, die auch von äußeren widrigen Umständen nicht negiert werden kann.
Die Freiheit, die ein Mensch genießt, der seine Mitte gefunden hat, ist auch ein solches Thema. Außerdem steht "Die Welt" für Wunscherfüllung und für erreichte Ziele oder weist auf eine entsprechende Tendenz hin.
"Alles wird gut" ist eine ihrer Botschaften.
Es gibt die Geschichte von dem Weisen, der sagte: "Für den Unwissenden ist ein Berg einfach ein Berg, für den Wissenden und Suchenden ist ein Berg unendlich viel mehr, er spiegelt das gesamte Universum wider." Aber für den Erleuchteten ist er wieder einfach ein Berg. Es ist alles eins, die Unterschiede liegen im Erleben des Menschen, in seiner eigenen persönlichen Vorstellungskraft.
Viele Menschen glauben, dass jeder Einzelne täglich seine ganz eigene Welt erschafft. Daran ist zumindest ein Teil Wahres, denn wer von jedem Tag nur Probleme erwartet, wird sie auch haben. Ob er sie nun wirklich erschafft, oder ob er einfach alles durch seinen eigenen Filter betrachtet, der nur das durchdringen lässt, was gesehen werden will, ist dabei einerlei.
Der betreffende Mensch steht mitten im Leben und nimmt es in seiner Fülle nicht wahr. Davor warnt die Karte, wenn sie auf etwas hinweisen will, das verändert werden sollte. Niemand ist eine Insel, oder besser gesagt, eine Badewanne, die auf dem Meer schwimmt, sondern ein Teil des großen Ganzen. Das bedeutet nicht Identitätsverlust, sondern, ganz im Gegenteil, sich seiner Einzigartigkeit bewusst zu sein.
In diesem Zusammenhang bedeutet das Arkanum auch die Entfaltung der Persönlichkeit, das Erkennen der eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Auf jeden Fall ist es ein Bild der Fülle, die uns zur Verfügung steht, wenn wir nur fertigbringen, den Blick von unserer Nasenspitze weg und auf das Ganze zu lenken. Alles in Allem eben, was könnte es Besseres geben.