Kampf mit einem Monster im Schrank

MeinWolfsblut

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Ich würde gerne mal einen sehr merkwürdigen Traum festhalten.

Ich war in einer fremden Wohnung. Da stand ein dunkelbrauner Schrank aus purem Holz. Er sah irgendwie antik aus. Jedenfalls mag ich solche alten Türenquietscher, im echten Leben.

Er stand, groß und geräumig, an einer Wand.

Merkwürdigerweise waren da meine geliebten Kleidchen drin. Also doch etwas materielles, dass mir viel bedeutet und mir gehört.

Eines davon wollte ich gerade rausnehmen. Das schöne, rote.

Gerade greife ich nach dem Bügel und sehe dann, dass in jenem Schrank ein riesiges Monster steht. Vor Schreck, will ich die Türe zuknallen und schnell abschließen. Habe noch das zarte Schloss, mit dem goldenen Schlüsselchen im Blick.

Das Monster spielt im Schrank verrückt und drückt von innen gegen die Türe. Natürlich ist das Ding stärker. Ich hab da als schmächtiges Dinge keine Chance. Es schiebt die Türen mühelos auf.

Und dann steht es vor mir. Riesig. Ein riesiger, brauner Klumpen an Wesen. Ein Oger? Nee… Dafür ist es doch zu unförmig, wie ein Haufen Lehm. Nur brauner. Behäbig, ein Koloss. Es hat was erdiges. Ich will es zurückschieben. Zurück in den Schrank und dann abhauen.

Doch das lässt es sich nicht gefallen, packt mich und will mich erwürgen. Mit riesigen Händen, die sich klebrig wie Lehm anfühlen. Nasser Lehm fühlt sich für mich ja angenehm an. Hier habe ich aber eine Todesangst.

Es legt ganz ruhig und behäbig, seine riesigen Hände um meinen Hals, weil ich es schieben möchte. Es schaut mich fast unschuldig an. Trotz der Hände um meinen Hals. Das Monster ist ganz ruhig, ich hingegen bin wild und hysterisch. Es schaut mir direkt ins Gesicht. Lieb, dumm, mit Unverständnis. Zwei schwarze Kügelchen im Lehm.

Und ich sag noch im Traum, dass ich jetzt gefälligst wach werden möchte. Und ich werde tatsächlich wach. Brüllend.

Als ich auf die Uhr schaue, haben wir irgendwas um die 01.30 Uhr?

Komischer Traum. Wäred ihr so lieb und würdet mir mal auf die Sprünge helfen?
 
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Und doch… Da fällt mir noch was auf. Die Wand, an der dieser Schrank steht, kenne ich. Es ist eine unbekannte Wohnung und doch ist das die Wand, die vom Schlafzimmer zum Rest der Wohnung führt. Türe direkt Nebendran. In Wirklichkeit steht da ein weißes, offenes Ikearegal.

Doch im Traum, war irgendwie alles gemixt. Nicht meine Wohnung und doch meine Wohnung?
 
Nasser Lehm fühlt sich für mich ja angenehm an.
...
Es legt ganz ruhig und behäbig, seine riesigen Hände um meinen Hals, weil ich es schieben möchte. Es schaut mich fast unschuldig an. Trotz der Hände um meinen Hals. Das Monster ist ganz ruhig, ich hingegen bin wild und hysterisch. Es schaut mir direkt ins Gesicht. Lieb, dumm, mit Unverständnis. Zwei schwarze Kügelchen im Lehm.
Die fremde Wohnung ist dein so genanntes Seelengebäude. Schau dich noch mal um dort, du kannst vielleicht etwas über dich erkennen.
Die eigene Seele enthält einerseits das, was wir an uns lieben, unsere als gut und hilfreich bewerteten Eigenschaften. Das wird symbolisiert mit dem alten Schrank. Er steht für deine in dieses Leben mitgebrachten hochgehaltenen guten Eigenschaften. Und ganz richtig enthält der alte Schrank auch das, was dir hier und heute etwas bedeutet, deine Kleidchen.

Aber ganz direkt damit erscheint auch das Monster. Und ein Monster symbolisiert nun das, was du fürchtest an dir selbst! Was nicht wahr sein darf, also nicht wahr in deinen Gedanken und Gefühlen, nicht wahr in deinem Selbstbild.

Das Monster selbst ist aber gar nicht bösartig. Es geht dir eigentlich nur deshalb an die Gurgel, weil du es wegschließen willst. Es kämpft sozusagen um seine Existenz. Es kämpft darum, endlich angesehen, endlich mal wahrgenommen zu werden.

Viele Menschen, nicht nur du allein, haben in ihrem Denken und Fühlen etwas, das sie fürchten, das sie vor sich selbst verleugnen.
Aus der Traumerzählung geht nun nicht hervor, was genau das sein könnte, das du an dir selbst nicht wahrhaben willst. Da das Monster aber direkt hinter deinen Kleidchen hervorkam, ist es nichts, was tief verborgen wäre in deinem Gemüt.

Also in deinen Gedanken und Gefühlen, die ganz konkrete Dinge betreffen, dort solltest du etwas erkennen, was du mehr oder weniger heimlich fürchtest.
 
Danke, liebe @Renate Ritter !

Die Kleidchen haben im wirklichen Leben deshalb eine Bedeutung, weil ich mich früher nie schön kleiden konnte. Wegen meinem damaligen Gewicht. Um so mehr vergöttere, hege und pflege ich diese jetzt, wasche jedes Teil einzeln von Hand. Nur mal so als kleines Detail. Es ist also wichtig, was im Schrank hängt, nicht irgendwas. Es symbolisiert etwas sehr Wichtiges für mich. Dieses rote Kleid symbolisiert auch etwas. Ein Kleid, dass meine heimliche Liebe fantastisch an mir fand, ich es aber nicht mehr trug, weil es an jenem Tag zu einem furchtbaren Bruch kam. Trotzdem wird es genauso gepflegt. Weil ich es trotzdem mag. Ich trage es aber seit einem Jahr nicht mehr.

Der Raum in dem ich stehe, ist leer, bis auf den Schrank. Der Raum selbst, kommt mir unbekannt vor. Doch die Wand nicht. Die gehört zu meiner jetzigen Wohnung. Doch hat sie nicht das jetzige Mintgrün, sondern ist einfach nur weiß.

Der Schrank könnte mich verschlingen, beherbergt er ja so ein riesiges Monster. Doch versuche ich nur, es wieder reinzuschieben. Dabei könnte ich mühelos den Raum verlassen. Die Tür ist direkt neben dem Schrank.

Das sind so die Details, die mir einfallen.
 
Alles im Traum bist Du. Du bist auch das Monster usw. Das Haus im Traum ist der Eigene Körper usw.

Das stimmt. Das sind Träume ja immer irgendwie, nicht wahr? Nur manchmal brauchen wir einen Anstoß von Außen. Ich habe nämlich Schwierigkeiten, jene Träume unvoreingenommen selbst zu deuten. Deshalb ist das ganz schön, wenn ich hier so lieb zum Nachdenken angeregt werde.
 
Danke, liebe @Renate Ritter !

Die Kleidchen haben im wirklichen Leben deshalb eine Bedeutung, weil ich mich früher nie schön kleiden konnte. Wegen meinem damaligen Gewicht. Um so mehr vergöttere, hege und pflege ich diese jetzt, wasche jedes Teil einzeln von Hand. Nur mal so als kleines Detail. Es ist also wichtig, was im Schrank hängt, nicht irgendwas. Es symbolisiert etwas sehr Wichtiges für mich. Dieses rote Kleid symbolisiert auch etwas. Ein Kleid, dass meine heimliche Liebe fantastisch an mir fand, ich es aber nicht mehr trug, weil es an jenem Tag zu einem furchtbaren Bruch kam. Trotzdem wird es genauso gepflegt. Weil ich es trotzdem mag. Ich trage es aber seit einem Jahr nicht mehr.

Der Raum in dem ich stehe, ist leer, bis auf den Schrank. Der Raum selbst, kommt mir unbekannt vor. Doch die Wand nicht. Die gehört zu meiner jetzigen Wohnung. Doch hat sie nicht das jetzige Mintgrün, sondern ist einfach nur weiß.

Der Schrank könnte mich verschlingen, beherbergt er ja so ein riesiges Monster. Doch versuche ich nur, es wieder reinzuschieben. Dabei könnte ich mühelos den Raum verlassen. Die Tür ist direkt neben dem Schrank.

Das sind so die Details, die mir einfallen.

Kann es Angst, wieder zuzunehmen, sein?
 
Kann es Angst, wieder zuzunehmen, sein?

Nein, ich hab ja damals einen Magenbypass bekommen. Ich muss eher gegenteilig aufpassen, genug essen, was manchmal schwer ist. Es passt halt nicht mehr genug rein, muss mich aber trotzdem gesund nähren. Da hab ich eher weniger Sorgen. Es ist nicht die Angst vor dem Zunehmen. Das wird nicht mehr passieren.

Aber es wäre im Normalfall ganz sicher ein guter Gedanke.
 
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Es ist also wichtig, was im Schrank hängt, nicht irgendwas. Es symbolisiert etwas sehr Wichtiges für mich.
Ja, das hatte ich auch so verstanden. Das, was im Schrank hängt, bedeutet dir etwas.
Das sind so die Details, die mir einfallen.
Diese Details zum Schrank und Kleidchen und Zimmer ändern nun was? Eigentlich nichts.
Der Schrank könnte mich verschlingen, beherbergt er ja so ein riesiges Monster. Doch versuche ich nur, es wieder reinzuschieben. Dabei könnte ich mühelos den Raum verlassen. Die Tür ist direkt neben dem Schrank.
Den Raum verlassen würde ja als Symbol im Traum bedeuten, dass du vor dir selbst abhaust. Und das geht nun mal nicht.

Du musst das Monster wieder wegsperren, unsichtbar machen. Das ist das Schicksal aller innerseelischen „Monster“. Sie müssen verschlossen oder zugedeckt bleiben wie sie es im Traum zu Beginn immer sind.
Indem du aufwachst, hast du aber doch die Situation verlassen. Vor der Auseinandersetzung mit deinem Monster bist du letztlich doch geflohen.

Vielleicht machst du mal eine kleine Übung:
Geh in deiner Fantasie noch mal in die Situation, wo das Monster hinter dem Kleid hervorkommt. Lass es raus, schau es an, wie es da so treuherzig harmlos vor dir steht, und dann frage es, wer es ist, was es dir zu sagen oder zu zeigen hat.
Es will dir nichts tun. Es will angeschaut und wahrgenommen werden.

Es ist ein schon lange ungelöstes Problem, das du mit dir selbst hast irgendwie. Und es will nun endlich mal erlöst werden.
 
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