Kameltreiber Ali und sein Kamel Akhbar beim Astrologen

A

AphroditeTerra

Guest
seit Wochen schon - treibt es mich um!
ich Ali, bin ja ein einfacher Kameltreiber
aber Allahs wundersame Wege haben mich in den hohen Norden gelenkt, und
so sah ich eines Tages dieses Türschild in einer dieser seltsamen Oasen
eines Landes – welches die Ungläubigen Deutschland nennen: „Astrologe“, stand da
„Professor Assuramaya hilft ihnen über alle Drangsale des Lebens und Krisen hinweg!“

Akhbar guckte sehr argwöhnisch auf das Schild, und noch argwöhnischer zu mir dem kleinen Ali. Ich brauchte viele Tage und Nächte, bis ich Akhbar davon überzeugen konnte, dass es lohnenswert und ja, sogar lobenswert sei, zum Astrologen zu gehen.
„Immer zum Psychiater“, meinte ich zu Akhbar, „dass falle langsam auf. Die Leute im Dorf hätten es bereits mitbekommen dass wir zwei Mal beim Psychiater gewesen wären und entwarfen die wildesten Vermutungen darüber, was mit mir, dem kleinen Ali und Akhbar, wohl nicht ganz richtig sei. Irgendwie hat das anscheinend bei Akhbar bewirkt, dass er sich schlieβlich einverstanden erklärte, denn Akhbar mag nichts Sensationelles, das ist ihm total peinlich und so.

Einige der ehrenwerten Leser werden aufgrund der vorhergehenden Texte bereits mitbekommen haben, dass ich, sobald ich bei einem Doktor oder einer anderen Autoritätsperson vorspreche, ich zu Frau Lieschen Müller mutiere. Der Grund ist einfach: Müller ist ein unauffälliger Name und da sonst niemand anscheinend mein Kamel Akhbar sieht, Akhbar ist ja mein Lieblingskamel… also da es niemand sonst sieht, auβer mir, dem kleine Ali, habe ich mich dazu entschlossen, den Namen Lieschen Müller einzunehmen.


Akbar war einverstanden und ich vollführte einen Luftsprung vor Freude. Fast hatte ich dadurch meine Traurigkeit darüber vergessen, der Grund, warum ich zum Astrologen wollte.
Voller Neugierde setzte ich mich zusammen mit Akhbar in das Wartezimmer.
Die Wände waren mit Bildern von Sternen und Sternzeichen und Planetensymbolen bemalt. Staunend betrachteten wir diese merkwürdigen Bilder, aber nicht lange, da kamen wir schon dran und wurden in einen groβen Raum hereingebeten.

Ein kleiner Mann saβ hinter einem groβen Schreibtisch der uns empfing, und gebieterisch bedeutete, dass wir uns setzen.

„So, Frau Lieschen Müller, sie haben mir ja bereits ihre Daten bei unserem Telefonat gegeben.“
„Ja, Herr Professor Assamanya.“
„Assuramaya!“
„Oh! Verzeihung!“
„Ich muss ihnen leider sagen, Frau Lieschen Müller, ich sehe da nichts Gutes in ihren Sternen!“ Der Professor blickte konzentriert auf einen Bogen DN A4 und wiegte seinen Kopf bedächtig hin und her. „Sie sollten als allererstes mit ihrer Sexualität klarkommen, sonst sehe ich eine dramatische Welle von Negativität auf sie zurollen…“
„Oh! Herr Professor Assumyamar…“
„Nicht Myamar! Zum Donnerwetter noch mal! Wollen sie mich verulken?“ Er schlug dabei kräftig mit seiner Hand auf den Tisch, dass Akhbar aufsprang, ihn anspuckte und ihm dann in die Wade biss.
„Nennen sie mich bitte bei meinem Namen, ich bekomme sonst noch Wadenkrämpfe.“ Der Astrologe rieb sich diskret die Wade.
„Das tut mir leid.“ Ich zischte Akhbar leise an, er solle sich benehmen.
„Gut. Wollen wir zur Sache kommen: Sie haben einen sogenannten „funnel pattern“, einen Trichter in ihrem Horoskop.“
„Ich verstehe, Herr Professor Assuranaya! Es gibt ja den Nürnberger Trichter. Hat der etwas damit zu tun?“
„Ganz und gar nicht meine Liebe, sondern es ist ihr Mars, der steht alleine da, in der Waage. Alle anderen Planeten in der westlichen Hemisphäre, verstehen sie?“ Der Professor schien geradezu erregt. „Der Sex, Frau Lieschen Müller! Der Sex!“
„Der Sex!“, wiederholte ich zaghaft und dachte, was meint der Astrologe nur. Da der Mann aber so autoritär war, traute ich mich nicht etwas dazu zu sagen und wartete erst mal ab. Und womöglich hatte er ja Recht? Ab und zu hatte ich schon diese Gelüste…
„Kein Wunder, dass sie sich beschweren. Wie sagten sie noch zu mir am Telefon: was ist es nur was ich habe, was mich innerlich verbrennt, was ist es? Was meinen Schlaf stört, was ist es?“ Der Astrologe sah mich ernst an. „Ein „singleton planet“… also ein einzelner Planet dient als Ventil für das gesamte System, und zwar in einer negativen Art. Ich sehe es ihnen auch an! Ihr Gesicht, bereits gezeichnet von der Wollust!“
„Ach wirklich Herr Astrologe?“ Ich wollte mir einfach keinen Fehler mehr im Aussprechen seines so exotischen Namens machen… die Ungläubigen haben die seltsamsten Namen.
„Und Mars in Opposition zum Jupiter und der in Konjunktion mit Neptun…“ Der Astrologe stöhnte laut auf. „Nicht auszudenken, was sie gerade durchmachen und womöglich noch durchmachen werden, wegen dem laufenden Uranus in den Fischen. Dieses alles verzehrende Feuer!“ Er seufzte. „Ab 2010 besteht auch akute Unfallgefahr…“
„Oh Allah!“, rutschte es mir raus.
„Was sagten sie gerade?“
„Ich meinte nur, was für ein trara…“
Der Astrologe machte sich an seinem Computer zu schaffen. „Hm…das wird die nächsten Jahre so weitergehen, mit inneren Beben, die sie aufwühlen und Angstzuständen und diesen Sehnsüchten!“
„Oh, sie machen mir aber Angst!“ Ich war erstaunt. Noch schlechter soll es mir ergehen? Warum habe ich mich nur vom Weg selbst weggelockt? Aber das hatte doch mit Sex absolut gar nichts zu tun…
„Sie können von Glück reden, dass der laufende Uranus die Venus nicht so schnell erreicht, Frau Lieschen Müller!“ Der Astrologe nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. „Also, ich empfehle ihnen diese starken sexuellen Triebe dadurch zu entschärfen, dass sie leichte Lockerungsübungen morgens machen. Keinen Alkohol und auch sonst keine scharfen Gewürze.
„Aber im Couscous brauche ich doch…“, rutschte es mir heraus.
„Mars im elften Haus wäre ganz günstig in das berufliche Leben zu integrieren“, überlegte der Astrologe laut und hatte gar nichts von meinem Couscous Einwurf gehört, so sehr war der gute Mann in Gedanken mit meinem vermeintlichen Sextrieb beschäftigt. „Diesen Mars beruflich nutzen, Frau Lieschen Müller. Diese Sexualität in das berufliche Leben hineinintegrieren, das wäre ihre einzige Rettung!“
„Sie wollen mir damit sagen, dass ich einen Puff aufmachen soll und Puffmutter werde?“ Ungläubig sah ich ihn an. „Was nehmen sie sich heraus?“
„Ja. Das wäre doch eine Möglichkeit.“ Er setzte sich seine Brille wieder auf und sah mich prüfend an. „Hm… sie haben sich aber gut gehalten!“ Dann blickte er nochmals kurz in seinen PC. „Hm… 1856…“
„Wie bitte?“, rief ich entgeistert.
„Ich sagte 1856…“
„Das muss ein Irrtum sein Professor Assaramuya!“ Ich stand erbost auf und wollte gehen.
„So warten sie doch meine Liebe!“ Der Astrologe, kratzte sich erst hinterm linken Ohr und dann ausgiebig hinter dem rechten Ohr und sah mich an. „Und? Was für ein Irrtum?“
„Ich bin am 5 Mai 1956 geboren worden…“
„Ach so.“ Er strahlte. „Ich hatte mich schon gewundert. Denn ihr Horoskop hatte eine frappierende Ähnlichkeit mit dem von Sigmund Freud!“
Er erhob sich. „Kommen sie nächste Woche noch mal. Bis dahin werde ich die neuen Daten fertig haben.“




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