Du kannst das bei Kindern so gut erkennen, weil sie mit dem Herzen fühlen. Wir Großen sind viel zu verkopft. Leben nach Regeln, Moral, Konventionen und denken uns die Welt kaputt. Kurz gesagt: das Leben verschließt uns und irgendwann sind wir nicht mehr in der Lage, eine Seelenverwandtschaft als etwas ganz „normales“ anzusehen. All die Beziehungen, die wir hier üblicherweise kennen, sind in Wahrheit Bekanntschaften, mit denen wir ein Leben leben. Schöne Leben zwar, aber eben die Lightversion.
Begegnen wir dann Jemandem den wir (er)kennen, haut uns das um. Der Kopf sagt:“Hey, wie kann das sein?“ Während ein Kind seinen seelischen Verwandten anschaut und sagt:“Hey, wie gehts? Du bist jetzt mein Freund!“ Macht das ein Erwachsener, ist man gleich psychisch krank oder wir selbst laufen schreiend davon.
Und das ist ein wesentlicher Unterschied! Kinder sehen die Welt mit unverkopften Augen.
Liebe Wolfsblut, so ähnlich habe ich vor etlichen Jahren auch noch argumentiert, als das mit meinem Herzens-Partner noch aktuell war. Leider ist es nur die halbe Wahrheit, bzw. die romantische Version davon, und die Argumentation der Nichtverkopftheit ist schon wieder ein Schritt in die Verkopftheit.
Es fragt sich halt schon, wie lange Kinder so ganz unverkopft sind, denn die kognitive Entwicklung beginnt ja schon recht früh und die Prägungen nehmen dann nochmals ganz spezifisch Form an. Man denke zum Beispiel an das Nachahmen bzw. Nachsprechen der Erwachsenenwelt.
Ich habe dazu eine persönliche Geschichte. Ich war im Kindergarten, als ich bei uns zuhause einem Jungen aus der ersten Klasse begegnete, der mich sozusagen nicht mehr los liess. Er stand bei der Haustür und ich kam mit meiner Mutter nach Hause, es war Liebe auf den ersten Blick. Meine Mutter erzählte später, es wäre schon auffällig gewesen, wie wir uns schon weitem und wie in Trance in die Augen geschaut hätten, so etwas gäbe es sonst eigentlich nur im Film. Ja, wir fühlten uns sehr, sehr verbunden. Und eines Tages kam er und sagte mir, er wolle mich küssen, ich solle doch mit in den Keller kommen. Da war die ganze Unschuld weg, es war mir schon ziemlich unheimlich, und ich wollte das nicht.
Und dann, ein paar Monate später, hat er mich doch losgelassen, weil er einfach plötzlich weg war - wegezogen, und so viel ich weiss, war er dann auch ziemlich bald aus den Augen aus dem Sinn.
Ich wurde auch schon als Erwachsene von kleinen Kindern oder Kinderkartenkindern erkannt. Aber das waren alles Momentaufnahmen in einem ganz normalen Alltag.