Hi Solis,
darin erkenn ich mich auch wieder. Was kann man denn konkret tun, um mit den Umweltreizen umgehen zu können? Ich hab auch das Gefühl, ich kann mit dem, was auf mich einwirkt, nicht umgehen.
LG
Tja, die Frage trifft mich eigentlich genau auf den linken Fuß. Aber ich bin es ja, der behauptet hat, man könne etwas tun. Jetzt bin ich es, der Federn lassen und sich stellen muss.
Ich möchte kurz etwas über mich berichten. Die Sache ist in Wirklichkeit sehr viel länger und komplexer. Auch ich stand unter dieser Hochspannung und zwar so, dass mein ganzer Brustkorb sich benahm wie ein großer Akku, der sich stets auflud. In übertragenem Sinne war seine ständige hochenergetische Neuaufladung meine eigene: Ich war stets geladen, und regte ich mich ab, war ich gleich wieder neu geladen. Ich stand so sehr unter Strom, dass ich selbst an nicht geerdeten metallischen Gegenständen, wie eine Schraube in einem Plastikgehäuse, einen heftigen Stromstoß bekam.
Eines Tages aber platzte der Knoten in mir, er löste sich dadurch zwar einerseits auf, aber das hatte für mich unangenehme körperliche Folgen, während sie seelischen Folgen genau umgekehrt waren.
Wie man sich fühlt, wenn selbst kleine und harmlose, aber plötzliche Geräusche enstehen, kenne ich gut - man zuckt einfach zusammen. Heute zucke ich nicht mehr, aber vieles hat sich in meiner Beziehung zu meiner Umwelt zum Besseren geändert. Bei mir ging das zwangsweise durch die Krankheit, bei anderen muss im weitesten Sinne eine Therapie gemacht werden. Diese muss entweder beim Therapeuten oder Alternativmediziner gemacht werden oder aber durch sich selbst. Und da steht an erster Stelle die Selbsterkenntnis, dass mit einem selbst etwas nicht stimmt.
Es geht ja hier um die Beziehung zur Umwelt, etwa so, wie ein Lehrer zu seinen Schülern eine Beziehung hat. Aus Sicht des Lehrers ist es so, wenn er nicht genügend bereit ist, seinen Schülern entgegenzukommen, wenn er ihnen gegenüber nicht genügend Nachsicht übt und Verständnis zeigt, dann fängt es langsam in ihm zu kippen an. Es beginnt, sich gegen ihn selbst zu richten. Aus solchen Gründen werden nicht wenige Lehrer frühzeitig pensioniert.
Wir Unter-Strom-Stehende müssten eine Art Beziehungspflege bei uns selbst einrichten. Vielleicht kann man sich selbst gegenüber etwa so ausdrücken: Schwinge ich genügend mit, ohne gleich ein Angepasster zu sein? Kann ich mitschwingen und dennoch meine aufrechte Haltung bewahren? - Wir können uns noch weitere, ähnliche Fragen ausdenken, aber die Kunst ist es, bei seiner eigenen Einstellung etwas zu ändern, erst einmal ohne zu fragen und zu kritisieren, was alles die Umwelt falsch macht. Nein, jetzt bin ich einmal dran, mich selbst zu überprüfen, wo ich selbst verstockt bin.
Das alles ist an sich wie ein mangelndes Vertrauen in die Umwelt, obwohl dazu durchaus berechtigte Gründe geführt haben mögen. Wenn sie nur ein klickendes Geräusch macht, wie das Anspringen des Kühlschranks, gehen schon die inneren Alarmsirenen an. Man könnte sagen, diese Symtomatik hat einen Aufforderungscharakter, in gewisser Hinsicht über den eigenen Schatten springen zu sollen, wodurch der Betroffene sich selbst erhöht, indem er an sich arbeitet, der Umwelt gegenüber ein Stückchen weiser und gelassener zu werden.