Seal144
Sehr aktives Mitglied
Mein Geliebter
was sagst du dazu? Stella ist so einfach mir nichts dir nichts mit Mahoud gegangen. Du fragst mich auch nicht, ob ich mich auch auf ein derartiges Abenteuer eingelassen hätte. Du weisst es, so gut kennst du mich inzwischen.
So lass uns einfach weiterhin betrachten, wie sich diese neue Wirklichkeit entfaltet:
Leben wie einem Gott gaben sie ihm.
Ewigen Atem für einen Gott bringen
sie für ihn herunter.
Dann hießen sie Ziusudra, den König,
den Bewahrer des Namens der Pflanzenwelt
und des Samens der Menschheit,
wohnen im Land des Übergangs,
dem Land Dilmun, dem Ort, wo die Sonne aufgeht.
Inschrift auf Keilschrifttafel aus Nippur
Um sieben Uhr morgens landete die Maschine der Gulf Air auf der Insel Bahrain. Mahoud bekam das Einreisevisum für Stella von Mohamed Ahziz sofort ausgehändigt. Mohamed Ahziz versprach, alle weiteren Visa bis heute Abend zu besorgen.
Sie nahmen einen Mietwagen und fuhren zum Hotel Meridien. Während der Fahrt erzählte Stella von einem Traum, den sie im Flugzeug hatte. Von einem jungen Mädchen mit langen schwarzen Haaren. Dieses Mädchen wäre sie selbst gewesen. Sie hätte Wäsche an der großen Mündung eines Flusses gewaschen.
Stella schwieg, schien zu überlegen.
„Wie ging der Traum weiter?“, wollte er endlich wissen.
„Ich weiß es nicht mehr.“ Sie zuckte enttäuscht die Schultern. “Ich habe ihn vergessen.“
Mahoud bog in die Auffahrt zum Hotel ein. Die Suite, die er gebucht hatte, lag im obersten Stockwerk und musste aus „Tausend und Einer Nacht“ sein. Dekor in Königsblau, ebenso die Seidenkissen, die orientalischen Teppiche und die Vorhänge an den Fenstern, die der Page gerade aufzog.
Nun waren sie allein. Er überbrückte ihre Befangenheit, telefonierte mit dem Room Service und bestellte eine Flasche Dom Perignon.
Sie ging auf die Terrasse und schaute hinaus auf die Weite des Persischen Golfs. Mahoud folgte ihr, in der Hand zwei gefüllte Gläser.
„Cheers, Stella. Willkommen auf Bahrain.“
„Auf Bahrain, Mahoud, - der legendären Insel Dilmun.“
Sie tranken schweigend, dann legte er den Arm um ihre Schulter. Als sie sich küssten, dachte Stella noch, sein Schnurrbart kitzelt ein wenig, dann trug sie eine wohlige Welle davon.
„Komm“, sagte er und zog sie ins Zimmer. Er bedeckte sie mit Küssen, sein Atem ging schneller.
„Du willst mich jetzt bestimmt verführen, oder?“
„Das habe ich fest vor.“
„Stella, wir könnten zu den Ausgrabungsstätten fahren, wenn du willst. Vorher muss ich nur einige Telefonate erledigen.“
Sie zog sich an und hörte ihn auf arabisch telefonieren.
Dann ging sie hinaus auf die Terrasse, um auf Mahoud zu warten. Die Sonne war inzwischen weiter gewandert, doch das Blau des Golfes immer noch unvergleichlich schön. Stella verweilte eine ganze Zeit dort, schweigend, mit Blick auf das Meer. Als sie sich endlich umdrehte, entfuhr ihr ein Wow! Darauf war sie nicht vorbereitet. Mahoud stand vor ihr in arabischer Landeskleidung, mit weißer, bodenlanger Thobe. Auf dem Kopf trug er die Ghutra, das obligate Kopftuch. Stella sah ihn stumm an, erst jetzt wurde ihr bewusst, wo sie sich befand und vor allem, wer er war.
„Stella, was ist mit dir?“ fragte er lachend.
„Sei gegrüßt, mein Beduine“, flüsterte sie.
„Ich bin der gleiche Mensch geblieben“, meinte er belustigt. „Komm. Wir fahren.“
Sie erreichten das Dorf Barbar. Einen Kilometer dahinter hielt er den Wagen an und parkte im Schatten einer Palme. Mahoud führte sie einen ausgetretenen Ziegenpfad entlang bis zu einem freien Platz mit verwitterten Erdhügeln und Gräben. Alles schien vor langer Zeit verlassen worden zu sein. Er nahm ihre Hand und erklärte:
„Genau an dieser Stelle haben dänischen Archäologen einen Tempel entdeckt.“
Mahoud zeigte auf die Hügel hinüber.
„Dort haben sie einen Brunnen ausgegraben, sie fanden Tonscherben...“
„Und Münzen und Alabastervasen“, beendete Stella den Satz.
Sie sprach leise, mehr zu sich selbst, bückte sich und fuhr fast zärtlich mit der Hand über den ausgetrockneten Boden. Dann flüsterte sie:
„Sie kamen von den Sternen und vermählten sich mit den Töchtern der Erde und bauten die Zikkurat für Götter, die vom Himmel stiegen.“
Mahoud hatte einen großen Baum ausfindig gemacht. Sie setzten sich darunter, um ein wenig auszuruhen.
„Was meintest du mit, sie kamen von den Sternen?“, fragte er neugierig.
„Ich meinte die Sumerische Sage, die vor ein paar tausend Jahren auf Keilschrifttafeln geschrieben wurde. Du kennst ja die Gilgamesch Sage.“
Sie sah ihn an.
„Ich glaube, dass wir alle von den Sternen kamen, in welcher Form auch immer, und dorthin zurückkehren. Nicht alle Menschen verstehen mich, aber als Künstler genießt man eine gewisse Narrenfreiheit. Miguel Angelo versuchte mich zu verstehen, aber bedauerlicherweise sind wir daran gescheitert. Wir waren zu verschieden.“
„Stella, du bist wirklich seltsam, aber ich verstehe und liebe dich.“
„Ich glaube auch, dass wir uns schon lange kennen. Allein aus diesem Grund begleitete ich dich und habe Vertrauen zu dir.“
Es war still dort, wo sie saßen, nur manchmal wehte der Wind die Laute vom nahen Dorf zu ihnen herüber. Mahoud war schweigsam und Stella dachte an die Archäologen. Ob sie wohl genauso unter diesem Baum gesessen haben und sich über versunkene Kulturen Gedanken machten? Über die Stadt Ur und über Mesopotamien, es soll ja die Wiege der Menschheit gewesen sein.
Das Lachen spielender Kinder hörte sie. Und weit in der Ferne den Ruf eines Esels. Mahoud legte den Arm um ihre Schulter und küsste sie sanft.
Nachdenklich nahm sie eine Hand voll Erde und meinte:
„Vielleicht war Gilgamesch auch an dem Platz, wo wir gerade sitzen. Er hat auf Dilmun das Wasser des Lebens gesucht.“
„Mit Sicherheit war er hier, Stella, aber er konnte seinen Freund Enkidu dennoch nicht retten.“
„Was du sagst, stimmt mich traurig. Erzähle mir ein wenig über Gilgamesch.“
„Wusstest du, dass Gilgamesch und sein Freund bis in den Libanon kamen? Sie drangen in den verwunschenen Wald der heiligen Zedern ein und besiegten dort das Ungeheuer Chuwawa.“
„Chuwawa?“ Sie musste lachen, meinte, das klänge wie irgendeine exotische Hunderasse. Wieder ernst fragte sie, wie er das Gilgamesch Epos interpretieren würde.
„Ja wie“, überlegte er. „Es geht vermutlich darum, dass ein Gott Mensch wird. Die Sage handelt vom Verlust der Unsterblichkeit und der daraus folgenden Angst vor dem Tod. Es ist das Aufbegehren gegen die Götter.“
Mahoud kaute gedankenverloren auf einem Grashalm herum. „Ich glaube, es geht um die endgültige Abnabelung von ihnen.“
„Unser Preis für Freiheit und Selbstbewusstsein? Und du meinst, wir kommen einfach ungestraft davon?“
Nachdenklich zog er die Stirn in Falten.
„Bahrain ist die Insel Dilmun, wo Ziusudra lebte. Bei euch in der Bibel wird er Noah genannt. Die Götter straften damals die Menschheit mit der Sintflut. Ja, es liegt alles in Allahs Hand.“
Er erhob sich.
„Lass uns aufbrechen. Ich möchte mit dir nach Al-Manama fahren. Es gibt dort im alten Viertel ein kleines Restaurant, die haben immer frischen und sehr guten Fisch. Danach gehen wir in den Souk, einverstanden?“
„Einverstanden.“
Kismet 2005
was sagst du dazu? Stella ist so einfach mir nichts dir nichts mit Mahoud gegangen. Du fragst mich auch nicht, ob ich mich auch auf ein derartiges Abenteuer eingelassen hätte. Du weisst es, so gut kennst du mich inzwischen.
So lass uns einfach weiterhin betrachten, wie sich diese neue Wirklichkeit entfaltet:
Leben wie einem Gott gaben sie ihm.
Ewigen Atem für einen Gott bringen
sie für ihn herunter.
Dann hießen sie Ziusudra, den König,
den Bewahrer des Namens der Pflanzenwelt
und des Samens der Menschheit,
wohnen im Land des Übergangs,
dem Land Dilmun, dem Ort, wo die Sonne aufgeht.
Inschrift auf Keilschrifttafel aus Nippur
Um sieben Uhr morgens landete die Maschine der Gulf Air auf der Insel Bahrain. Mahoud bekam das Einreisevisum für Stella von Mohamed Ahziz sofort ausgehändigt. Mohamed Ahziz versprach, alle weiteren Visa bis heute Abend zu besorgen.
Sie nahmen einen Mietwagen und fuhren zum Hotel Meridien. Während der Fahrt erzählte Stella von einem Traum, den sie im Flugzeug hatte. Von einem jungen Mädchen mit langen schwarzen Haaren. Dieses Mädchen wäre sie selbst gewesen. Sie hätte Wäsche an der großen Mündung eines Flusses gewaschen.
Stella schwieg, schien zu überlegen.
„Wie ging der Traum weiter?“, wollte er endlich wissen.
„Ich weiß es nicht mehr.“ Sie zuckte enttäuscht die Schultern. “Ich habe ihn vergessen.“
Mahoud bog in die Auffahrt zum Hotel ein. Die Suite, die er gebucht hatte, lag im obersten Stockwerk und musste aus „Tausend und Einer Nacht“ sein. Dekor in Königsblau, ebenso die Seidenkissen, die orientalischen Teppiche und die Vorhänge an den Fenstern, die der Page gerade aufzog.
Nun waren sie allein. Er überbrückte ihre Befangenheit, telefonierte mit dem Room Service und bestellte eine Flasche Dom Perignon.
Sie ging auf die Terrasse und schaute hinaus auf die Weite des Persischen Golfs. Mahoud folgte ihr, in der Hand zwei gefüllte Gläser.
„Cheers, Stella. Willkommen auf Bahrain.“
„Auf Bahrain, Mahoud, - der legendären Insel Dilmun.“
Sie tranken schweigend, dann legte er den Arm um ihre Schulter. Als sie sich küssten, dachte Stella noch, sein Schnurrbart kitzelt ein wenig, dann trug sie eine wohlige Welle davon.
„Komm“, sagte er und zog sie ins Zimmer. Er bedeckte sie mit Küssen, sein Atem ging schneller.
„Du willst mich jetzt bestimmt verführen, oder?“
„Das habe ich fest vor.“
„Stella, wir könnten zu den Ausgrabungsstätten fahren, wenn du willst. Vorher muss ich nur einige Telefonate erledigen.“
Sie zog sich an und hörte ihn auf arabisch telefonieren.
Dann ging sie hinaus auf die Terrasse, um auf Mahoud zu warten. Die Sonne war inzwischen weiter gewandert, doch das Blau des Golfes immer noch unvergleichlich schön. Stella verweilte eine ganze Zeit dort, schweigend, mit Blick auf das Meer. Als sie sich endlich umdrehte, entfuhr ihr ein Wow! Darauf war sie nicht vorbereitet. Mahoud stand vor ihr in arabischer Landeskleidung, mit weißer, bodenlanger Thobe. Auf dem Kopf trug er die Ghutra, das obligate Kopftuch. Stella sah ihn stumm an, erst jetzt wurde ihr bewusst, wo sie sich befand und vor allem, wer er war.
„Stella, was ist mit dir?“ fragte er lachend.
„Sei gegrüßt, mein Beduine“, flüsterte sie.
„Ich bin der gleiche Mensch geblieben“, meinte er belustigt. „Komm. Wir fahren.“
Sie erreichten das Dorf Barbar. Einen Kilometer dahinter hielt er den Wagen an und parkte im Schatten einer Palme. Mahoud führte sie einen ausgetretenen Ziegenpfad entlang bis zu einem freien Platz mit verwitterten Erdhügeln und Gräben. Alles schien vor langer Zeit verlassen worden zu sein. Er nahm ihre Hand und erklärte:
„Genau an dieser Stelle haben dänischen Archäologen einen Tempel entdeckt.“
Mahoud zeigte auf die Hügel hinüber.
„Dort haben sie einen Brunnen ausgegraben, sie fanden Tonscherben...“
„Und Münzen und Alabastervasen“, beendete Stella den Satz.
Sie sprach leise, mehr zu sich selbst, bückte sich und fuhr fast zärtlich mit der Hand über den ausgetrockneten Boden. Dann flüsterte sie:
„Sie kamen von den Sternen und vermählten sich mit den Töchtern der Erde und bauten die Zikkurat für Götter, die vom Himmel stiegen.“
Mahoud hatte einen großen Baum ausfindig gemacht. Sie setzten sich darunter, um ein wenig auszuruhen.
„Was meintest du mit, sie kamen von den Sternen?“, fragte er neugierig.
„Ich meinte die Sumerische Sage, die vor ein paar tausend Jahren auf Keilschrifttafeln geschrieben wurde. Du kennst ja die Gilgamesch Sage.“
Sie sah ihn an.
„Ich glaube, dass wir alle von den Sternen kamen, in welcher Form auch immer, und dorthin zurückkehren. Nicht alle Menschen verstehen mich, aber als Künstler genießt man eine gewisse Narrenfreiheit. Miguel Angelo versuchte mich zu verstehen, aber bedauerlicherweise sind wir daran gescheitert. Wir waren zu verschieden.“
„Stella, du bist wirklich seltsam, aber ich verstehe und liebe dich.“
„Ich glaube auch, dass wir uns schon lange kennen. Allein aus diesem Grund begleitete ich dich und habe Vertrauen zu dir.“
Es war still dort, wo sie saßen, nur manchmal wehte der Wind die Laute vom nahen Dorf zu ihnen herüber. Mahoud war schweigsam und Stella dachte an die Archäologen. Ob sie wohl genauso unter diesem Baum gesessen haben und sich über versunkene Kulturen Gedanken machten? Über die Stadt Ur und über Mesopotamien, es soll ja die Wiege der Menschheit gewesen sein.
Das Lachen spielender Kinder hörte sie. Und weit in der Ferne den Ruf eines Esels. Mahoud legte den Arm um ihre Schulter und küsste sie sanft.
Nachdenklich nahm sie eine Hand voll Erde und meinte:
„Vielleicht war Gilgamesch auch an dem Platz, wo wir gerade sitzen. Er hat auf Dilmun das Wasser des Lebens gesucht.“
„Mit Sicherheit war er hier, Stella, aber er konnte seinen Freund Enkidu dennoch nicht retten.“
„Was du sagst, stimmt mich traurig. Erzähle mir ein wenig über Gilgamesch.“
„Wusstest du, dass Gilgamesch und sein Freund bis in den Libanon kamen? Sie drangen in den verwunschenen Wald der heiligen Zedern ein und besiegten dort das Ungeheuer Chuwawa.“
„Chuwawa?“ Sie musste lachen, meinte, das klänge wie irgendeine exotische Hunderasse. Wieder ernst fragte sie, wie er das Gilgamesch Epos interpretieren würde.
„Ja wie“, überlegte er. „Es geht vermutlich darum, dass ein Gott Mensch wird. Die Sage handelt vom Verlust der Unsterblichkeit und der daraus folgenden Angst vor dem Tod. Es ist das Aufbegehren gegen die Götter.“
Mahoud kaute gedankenverloren auf einem Grashalm herum. „Ich glaube, es geht um die endgültige Abnabelung von ihnen.“
„Unser Preis für Freiheit und Selbstbewusstsein? Und du meinst, wir kommen einfach ungestraft davon?“
Nachdenklich zog er die Stirn in Falten.
„Bahrain ist die Insel Dilmun, wo Ziusudra lebte. Bei euch in der Bibel wird er Noah genannt. Die Götter straften damals die Menschheit mit der Sintflut. Ja, es liegt alles in Allahs Hand.“
Er erhob sich.
„Lass uns aufbrechen. Ich möchte mit dir nach Al-Manama fahren. Es gibt dort im alten Viertel ein kleines Restaurant, die haben immer frischen und sehr guten Fisch. Danach gehen wir in den Souk, einverstanden?“
„Einverstanden.“
Kismet 2005