Hohn und Spott über Fronleichnam in der Forenwelt und auch sonstwo

Mellnik

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Hohn und Spott über Fronleichnam in der Forenwelt und auch sonstwo


Ich spreche aus Erfahrung.

Redet man über Fronleichnam, so kommt früher oder später die Bemerkung: "Happy Kadaver!"

Das soll lustig sein.

Aber ich kann immer noch nicht darüber lachen.

Was meint ihr dazu?
 
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Hier etwas zur Wort-Erklärung:

Fronleichnam bedeutet so viel wie ›des Herrn Leib‹ (vgl. hier und ff.: »Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, 4. Aufl. Mannheim 2012). Das mag auf den ersten Blick verwirren, denn sowohl mit Fron als auch mit Leichnam verbinden wir heute Dinge, die eine solche Deutung schwierig machen. Dennoch sind die ursprünglichen Bedeutungen beider Bestandteile in den uns heute bekannten Definitionen noch immer erkennbar.

Die Bezeichnung Fronleichnam ist schon sehr alt: Im Mittelhochdeutschen hieß der Feiertag vrōnlīcham, der vrōne līcham ›der Leib des Herrn‹. Während Fron heute vorwiegend für eine »als unerträgliche[r] Zwang empfundene Arbeit« steht und wir den Frondienst aus dem Geschichtsunterricht als die »in körperlicher Arbeit bestehende Dienstleistung der Bauern für ihre Lehnsherren« kennen, hatte das Wort selbst einmal eine etwas anders geartete Bedeutung: Im Mittelhochdeutschen bezeichnete vrōn(e) nicht nur den Herrschaftsdienst, sondern auch die Herrschaft selbst: Das Wort vrōn stand einerseits für ›herrschaftlich (im Sinne von »einem weltlichen Herrscher gehörend«)‹, andererseits für ›heilig, göttlich (im Sinne von »Gott gehörend«)‹. Das althochdeutsche frōno bedeutete so viel wie ›(Besitz) der Götter‹ und bildete den Genitiv Plural von frō ›Herr, Gott‹. Hierin besteht eine Überschneidung zur Etymologie von Frau, mittelhochdeutsch vrouwe, althochdeutsch frouwe ›Herrin, Dame‹, denn dies ist die weibliche Form von frō ›Herr‹.

Und der Leichnam in diesem Namen? Mit dem Wort Leichnam im Sinne von ›lebloser Körper, sterbliche Hülle eines verstorbenen Menschen‹, wie es schon seit dem mittelhochdeutschen līchname und dem althochdeutschen līh(i)namo existiert, hat der Leichnam in Fronleichnam zwar zu tun, stellt aber eine Nebenform dar: Zugrunde liegt ihm mittelhochdeutsch līchame, althochdeutsch līhhamo, was im eigentlichen Sinn die ›Leibeshülle‹ und somit den ›Leib‹ beschrieb: Hierüber wird die Bedeutung ›des Herrn Leib‹ in Fronleichnam sichtbar.
 
Martin Luther und Fronleichnam:

In der protestantischen Kirche wird dieser Feiertag nicht begangen: Dies liegt einerseits am unterschiedlichen Verständnis des Abendmahls in den beiden Konfessionen; andererseits war das Fronleichnamsfest für Martin Luther eine »gegenreformatorische Machtdemonstration«, eine »Gotteslästerung«, so dass dieser Tag von jeher der katholischen Kirche vorbehalten ist.


Ob deswegen vielleicht so gerne über dieses Fest gespottet wird?
 
Ich spreche aus Erfahrung.

Redet man über Fronleichnam, so kommt früher oder später die Bemerkung: "Happy Kadaver!"

Das soll lustig sein.

Aber ich kann immer noch nicht darüber lachen.

Was meint ihr dazu?
Dummer (Wort-)Witz halt. Meiner persönlichen Weltsicht nach, kann ein Kadaver zudem ohnehin weder „happy“ noch „unhappy“ sein. Was natürlich trotzdem immer noch reine, unbewiesene Glaubenssache ist und bleibt.

Find ich dennoch irgenwie cool von den Protestanten, da aus Protest, dem Kannibalismus abschwörend - einfach nicht mitzufeiern. Obwohl, wie gesagt, für mich - eh alles bloß reine, subjektive Geschmacksache.

Wobei es sich aber (um auf den vermeintlichen Witz zurückzukommen) - beim Abendmahl jedenfalls nicht wirklich um einen menschlichen Kadaver handelt, sondern es dabei um den lebendigen Leib Christi geht, der da von den Katholiken glaubenstechnisch, genüsslich verzehrt wird.

Zitat:
„Für Lutheraner bleiben Brot und Wein in ihrer Substanz das, was sie sind: Brot und Wein.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Was meint ihr dazu?

Naja, die Transsubstantiation in der katholischen Kirche ist auch ziemlich seltsam.

Hatte mal gelesen, dass jemand dessen Religion (weiß nicht mehr welche, möglicherweise Amerikas ursprüngliche Religionen) als seltsam empfunden wurde den Katholiken antwortete, dass sie eine Person während seines eigenen Foltertodes aufhängen und ihn zusätzlich quasi "wirklich" in der Eucharistie kannibalisieren. :D

Könnte man in der Tat vermutlich alles mehr als seltsam finden, wenn es nicht Teil der eigenen (auch wenn ich kein Christ mehr bin) Kultur hier wäre.

Und naja, denke auch, dass das nicht die schlechteste Idee der Protestanten war, dass mit dem Leib und Blut etwas herunter zu drehen, und teilweise das leere Kreuz zu bevorzugen.

Kannte aber beides, da meine Mutter, bevor sie "wiedergeborene Christin" wurde katholisch war, bzw. ich war zwar nie mit ihr in der katholischen Kirche, aber mit meiner "Oma" oft genug, die eigentlich ihre Tante war. Glaube aber nicht, dass ich bei einer Fronleichnamsprozession jemals direkt dabei war.
 
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