Ich finde es in solchen Fällen sehr schwierig, sich ein konkretes Bild zu machen.
Es ist m.E. nach falsch, sowohl die Möglichkeit, es handele sich um tatsächliche telepathische Belästigung sowie die Möglichkeit einer Paranoia, komplett auszuschließen. Also: ja, ist auf jeden Fall so, nein ist es definitiv nicht.
Erstmal ist grundsätzlich zu sagen: ja, es gibt definitiv Störungsbilder, bei denen ein "Verfolgungswahn" auftritt. Und nicht jeder Psychiater ist ein pöser, der seine Patienten mit Medikamenten quält und sie nur ruhigstellen will statt helfen zu wollen. Das Wort Störung zeigt ja schon - es ist jemand "gestört" und zwar in seiner Lebenssituation. Zum Beispiel eine körperliche Störung im Gehirnstoffwechsel oder eine defizitäre Entwicklung der Amygdala sind nachzuweisen und ohne Medikamente fast nie zu behandeln, z.B. eine bipolare Störung hängt oft mit gestörter Signalübertragung im Gehirn zusammen. Es gibt also für viele solcher "Krankheiten" organische Ursachen. Natürlich gibt es auch somatoforme Störungen ohne erkennbare körperliche Ursachen. Auch die Paranioa, landläufig Verfolgungswahn, kann organisch begründet sein. Oder auch nicht.
Von daher ist es sehr schwer, ohne entsprechende Untersuchungen und eine tatsächliche Gesprächstherapie herauszufiltern, ob eine solche vorliegt.
Ich kenne mich mit Telepathie nicht aus. Vielleicht ist sowas tatsächlich möglich. Da werden andere bessere Antworten geben können. Aber es bleibt zu bedenken, dass nicht alles in der Welt ein Zauber und Eso ist, sondern manchmal man einfach schlicht nicht klarkommt. Und ob ein Betroffener sich mit Medis wohler fühlt - wieso wird das angezweifelt? Wenn ein Mensch darunter einen Leidensdruck verspürt und durch die Behandlung Ängste und Zwänge ausgeschaltet werden - wieso bitte ist es nicht vorstellbar, dass dieser Mensch das als Erleichterung verspürt?
Ein Beispiel: ein Klient (nicht von mir) mit schizoider Störung mit Paranoia hortete in seiner Wohnung eine Unmenge kaputter Bildschirme, da der CIA ihn beschattete und versuchte, ihn umzubringen. Deswegen wollte er alle Monitore der Welt in seinen Besitz bringen. Er verließ die Wohnung nicht mehr, telefonierte nicht mehr, weil er abgehört wurde und schmiedete Pläne, die böse amerikanische Regierung, die die Menschen durch Manipulation zu willenlosen Sklaven macht, zu stürzen. Er hatte Panik, fürchtete um sein Leben. Nach der Zwangseinweisung blieb er drei Monate auf einer Station. Als er entlassen wurde, war er glücklich. Er freute sich, wieder normal leben zu können ohne Angst und darüber, dass er nicht mehr Sklave seiner Gedanken war.
Ich halte nichts von "mit Kanonen auf Spatzen schiessen" und bei nicht organischen Ursachen sind medis nicht der Weisheit letzter Schluß. Ziel sollte sein, den menschen unabhängig zu machen von seinen unangenehmen begrenzungen und das nicht, indem man ihn von Substanzen abhängig macht. Wirkliche Aufarbeitung rockt. Aber in manchen Fällen sind die Betroffenen nicht in der Lage dazu, solange sie keine Pause bekommen. Deshalb ist es manchmal sehr hilfreich. Habe ich in meiner beruflichen Laufbahn mehr als einmal erlebt.
Was es in diesem speziellen Falle ist? keine Ahnung. Es scheint verworren und seltsam. Ob verworren und seltsam weil paranoid oder verworren und seltsam aus begründeter Angst heraus lässt sich nicht aus der Ferne feststellen. Ich hoffe nur für den Themenstarter, dass ihm/ihr geholfen werden kann. Auf welcher Basis auch immer. Und bevor man sich völlig bekloppt macht, lieber doch mal zum Facharzt. Im Wunsch, einen wirklich interessierten und kompetenten zu erwischen. Die gibt es vielleicht nicht zuhauf, aber es gibt sie.