Heimat verloren

Mary_

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2. November 2004
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Kalt war es dort,
für manche war es gruselig, die Luft war so eigen.
Gespürt hab ich so viel dort,
überall Geräusche, empfunden so viel.
Oft war ich allein dort,
glücklich war ich trotzdem.
Viel Schmerz empfand man schon dort.
Freude hatte ich trotz allem oft.
Geweint hab ich dort,
aber gelacht hab ich auch.
So groß war es dort,
so leer und so finster.
So richtig gelebt hab ich dort,
geliebt, wie habe ich dort geliebt.
Sehr oft war es ganz laut dort,
lautes Lachen dröhnte überall.
Musik hab ich gehört dort,
ich glaub sogar manchmal hat es gebebt.
Viele berühmte Leute waren dort,
so viele Menschen, so viele Schicksale.
So viele arme Leute waren dort,
Kinder hab ich dort gesehen, und Tiere!
Und wieder diese Stimmen überall.
Nur manchmal ganz spät in der Nacht, da war es ruhig dort,
ganz still, bis auf diese leisen Geräusche.
Geräusche vom Holzofen hörte man dort,
von der Kaffeemaschine das surren, oder von den Tieren im Wald.
Am Morgen knallten schon die Türen dort,
die Musik spielte wieder, und die Leute waren auch wieder da.
Viele Leute waren dort,
die Geschichten von ihnen nie fad.
Manchmal gab es auch Streit dort,
manchmal weinte auch jemand vor der Tür.
Auch Haß und Eifersucht waren zu Gast dort,
aber meistens war alles gut.

Wie sehr vermisse ich das alles dort,
so alleine bin ich jetzt.
Ich fahre noch so oft hin schau mir alles an dort,
fühle aber nicht mehr so wie früher.
Ich stehe so oft dort,
vor der verschlossenen Tür.
Träume so oft von dort.
Weine auch noch manchmal.
Bin alleine seit ich nicht mehr sein darf dort.
Meine ersten Zähne bekam ich dort,
meine ersten Worte sprach ich dort,
meine ersten Buchstaben schrieb ich dort.


Freunde gewann ich dort,
immer jemand für mich da gewesen.
Als ich sie verlor war ich dort,
und irgendwer war wieder für mich da.
Meine erste Liebe traf ich dort,
ich verlor sie auch dort.
Gegessen, geschlafen, wie wohl war mir dort.

Heute vermisse ich das alles so sehr dort,
will manchmal so gerne wieder diese Stimmen hören beim einschlafen,
und beim aufwachen das Lachen hören.
Will so gerne wieder neugierig schauen wer gerade sitzt dort,
anrufen wenn ich fort bin und fragen wer da ist.
Beim einschlafen ist es jetzt so ruhig, so einsam.
Wenn ich aufwache ist es so ruhig.

Es war so unbeschreiblich großartig und einzigartig dort,
ich fühlte mich so sicher in dieser großen, kalten Atmosphäre.
Diese Geräusche werde ich nie mehr hören dürfen.
Meine erste Zigarette rauchte ich dort,
und irgendwann rauchte ich die letzte dort.
Von meiner ersten Reise kam ich dorthin zurück.
Ich bin dorthin heimgekommen, dort war ich Zuhaus.
In diesem Gasthaus, wo ich mein junges Leben lebte.

Zum Abschied für meine geliebte Heimat die ich so sehr vermisse! :cry3:
Ich dachte ich versuche meine Gedanken irgendwie aufzuschreiben.

LG
 
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Wie jede Blüte und jede Jugend
demAlter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit,auch jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich im Tapferkeit und ohne Trauern
in andere, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollten heiter Raum durchschreiten,
an keinem, wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse



Ich wünsche Dir von Herzen, daß sich der Schmerz über den schlimmen Verlust Deiner Heimat bald nicht mehr so bohrend anfühlt. Daß die dadurch entstandene Leere im Innern durch neue schöne Begegnungen und Ereignisse wieder aufgefüllt werden kann. Verzage nicht, verlier nicht Deinen Mut. Auch nach der dunkelsten Nacht geht die Sonne wieder auf.

Alles Liebe für Dich an Deinem neuen Ort

angus
 
Hallo Angus, danke für das wunderschöne Gedicht!
Hab mich sehr gefreut über deine Antwort. :)

Ich werde mich an den neuen Ort nicht gewöhnen,
werde weiterhin sehnsuchtsvoll zurückblicken,
denn irgendwann werde ich heimkehren.
Sobald in meiner Heimat ein Plätzchen für mich frei ist,
werde ich wieder in diesen Ort ziehen.

Geschwächt von der großern weiten Welt,
ging es mir lange nicht ganz gut,
verlor ziehmlich oft den Mut.
Bald trieb man mir die Träume aus,
ich bemerkte das nicht immer alles so läuft wie man es gerne will.

Ich werde wahrscheinlich nie wieder in das Haus gehen dürfen,
aber zumindest in den Ort zurückkehren.
Mein Leben wieder in die Bahn bringen,
werde sehen ob das so wird?

LG
 
Hmmmm, irgendwie drückts mich heute, das Heimweh und die sentimentale Erinnerung an die Kindheit und Familie. :brav: :tongue2: :fechten: :schnt:
Ich werd mir das Gedicht von Angus wohl heute öfter´s durchlesen müssen.
Shitttttt, ich will nicht traurig sein........
:cry3:

Von Angus:

Abschied = Neubeginn

Wie jede Blüte und jede Jugend
demAlter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit,auch jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich im Tapferkeit und ohne Trauern
in andere, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollten heiter Raum durchschreiten,
an keinem, wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen.
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse
:danke:
 
:cry3: Weil ich mich sehne nach meiner Mutti,gegangen bin ich von UNS aus,doch noch nie war der Schmerz so gross!
Lange Überlegen konnten wir nicht,es ist wie es ist!
Manchmal auch Mist!
Gleiches mit gleichem heilen,
in der Natur klappts meistens gut!
Versuch auf diesem Wege,
Dir zu geben,
neuen Mut!

Auch der Heimat entzogen und irgendwie entrissen,
einen Neu Anfang im Blicke,
schaut vieles anders aus!

Und wenn des Nachts die Vögel zwitschern,
vielleicht bist du dann erst zu Haus!

Liebe Grüsse
ELLA!
 
Danke Ella, ich hoffe für dich das die sehnsucht nach deiner Mutti bald vorbei ist. Warum bist du eigentlich gegangen? Und warum kannst du nicht zu ihr?
Liebe Grüße
 
Hallo Mary_!

Meine Eltern sind über 800 km weit entfernt,
ich bin mit meiner kleinen Familie aus der Heimat raus,
um für uns ein besseres Leben zu beginnen!
Doch jeder Anfang ist meist schwer,
dieser für uns auf jedenfall,
wir lieben jetzt in die ferne,
doch die Sehnsucht ist oft stark!

Liebe Grüße
ELLA!
 
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Hallo, ich kann dich gut verstehen. Die Sehnsucht nach der Heimat, und noch die weite entfernung von deiner Mutter. Ist sicher nicht leicht, für niemanden. So eine Entscheidung zu treffen ist sicher auch nicht einfach. Wünsche dir auf jeden Fall alles gute! :kiss3:
Liebe grüße
 
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