Guru-Kult. Kult-Guru?

fckw

Sehr aktives Mitglied
Registriert
27. Juni 2003
Beiträge
7.735
Ort
Zürich
Das Thema liegt mir schon seit einiger Zeit am Herzen, und als ich jetzt die Diskussion über Sai-Baba mitangeschaut habe, da dacht ich mir, ich post's jetzt einfach mal.

Es gibt viele "Erleuchtete", welche die Rolle eines "spirituellen Lehrers" einnehmen. Nun gibt es dabei aber sehr erhebliche Unterschiede im Stil des Auftretens. Während Typen wie Eckhart Tolle recht gemässigt und kollegial daherkommen, gibt es auch Grossklotzer, die sich 99 Rolls Royce kaufen. Namo schreibt an einer Stelle, man müsse trennen zwischen der Lehre einer Person, und der Person selbst. Natürlich könnte es auch sein, dass der Guru eben durch sein grossklotziges Auftreten ein bestimmtes Ziel verfolgt - genauso gut könnte er aber auch einfach nur ein Mensch mit einem Ego gewaltigen Ausmasses sein, der es sich gerne auf Kosten anderer gutgehen lässt.
Aber das Thema ist vielschichtig: Was ist zum Beispiel mit den in Liebe entflammten Anhängern des Gurus? Sind die dumm und werden so richtig ausgenommen oder erhalten sie vielleicht etwas im Gegenzug, was die andern nur nicht richtig nachvollziehen können? Darf Guru das? Oder nicht? Und wenn es möglicherweise jemandem hilft? Muss man wirklich eine Trennung machen zwischen Lehre und Lehrer?

Gerne darf hier auch so richtig über diverse Herren und Damen Gurus hergezogen werden, falls nötig...
 
Werbung:
Auszug aus dem wikipedia:
"Der Ausdruck Guru (Hindi und Sanskrit guru Lehrer; eigtl. aksharas "gu" Finsternis; "ru" entfernen) bezeichnet jemanden, der die Finsternis (Unwissenheit) des Geistes (des Menschen) beseitigt. Guru ist ein Ehrentitel für einen geistlichen Lehrer oder persönlichen Ratgeber im Hinduismus. In diesem Sinn wird guru gleichsam unübersetzbar für Satguru (wörtlich: Wahrer Lehrer) gebraucht. Siehe auch Swami.

Das Wort hat im Westen einen negativen Beiklang erworben, da eine Reihe selbsternannter "Gurus" in den 1960er und 1970er Jahren über die Grenzen der USA hinaus die "New Age" Bewegung proklamierten (siehe Osho), wobei sie hinduistische Begrifflichkeiten nutzten, ohne viele Gemeinsamkeiten mit dem Wesen des Hinduismus zu haben."

Da ich selbst auch 'Lehrerin' bin - im Sinne von Coaching - interessiert es mich natürlich immer, wie sich ein Lehrer selbst definiert. Ich definiere Lehrer als wie folgt:

Lehrer ist ein Mensch, der Lehren weitergibt. Meist auf eigenem Lernen heraus oder Erfahrungen. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass jemand, der zu mir kommt und etwas lernen möchte, dass ich ihm nicht die Verantwortung über sein Lernen abnehmen möchte und kann. Wieviel er (es sei mir verziehen, dass ich nur eine 'geschlechtliche Personenform benutze :) )lernt oder wie/was gelernt wird, entscheidet der Schüler. Indem er selektiert und das in sich aufnimmt, was er für seine Entwicklung und für sein Weiterkommen braucht. -> Lehrer zu Schüler:" Ich habe Deine Hand in meine genommen, aber Du bist derjenige, der mich führt" (...von mir :) )

Bei diesen gewissen Guru-Sekten, die mir persönlich suspekt sind, und da meine ich nicht alle, aber besonders die Formen, wo sich der Guru im Laufe der Zeit 'feiern' lässt, es sich 'gut-gehen-lässt' vom Geld und Schweiß seiner Anhänger oder/und Jünger, habe ich ein sehr schlechtes innerliches Bild. Welches nicht nur durch Zeitungsartikel oder Medien geprägt ist. Es wird dem Jünger oder Anhenger eine Art Abhängigkeit vom Guru 'eingeredet', denn ohne den Guru, wäre er 'verloren'. Und das ist der gravierende Unterschied...ein 'falscher Guru' suggeriert Abhängigkeit und Verlorensein ohne ihn und ich denke, da sind wir uns alle einig, sowas kann nicht 'gesund' sein!

Ich lasse das jetzt erstmal so stehen...

LG, Octava :)
 
Hallöchen fckw,

Hm, dein Text bringt schon einige Aspekte auf, die eine Reaktion wert sind...

fckw schrieb:
Nun gibt es dabei aber sehr erhebliche Unterschiede im Stil des Auftretens. Während Typen wie Eckhart Tolle recht gemässigt und kollegial daherkommen, gibt es auch Grossklotzer, die sich 99 Rolls Royce kaufen. Namo schreibt an einer Stelle, man müsse trennen zwischen der Lehre einer Person, und der Person selbst.

Natürlich ist das nun nur meine Meinung, aber wo sind denn Ausdrücke wie "mit gutem Beispiel vorangehen" oder "practice what you preach" geblieben?
Ich kann nicht trennen zwischen dem Menschen und seiner Lehre. Entweder dieser vertritt sie auch oder er lässt es bleiben. Jeder von uns könnte sich Bücher krallen, den Inhalt auswendig lernen und diesen verkünden. Das beweist in keiner Hinsicht dass wir gerafft haben, worum es geht.

Natürlich könnte es auch sein, dass der Guru eben durch sein grossklotziges Auftreten ein bestimmtes Ziel verfolgt
Interessanter Ansatz, dem ich gerne nachgehen möchte. Welches Ziel könnte dies denn sein?

Aber das Thema ist vielschichtig: Was ist zum Beispiel mit den in Liebe entflammten Anhängern des Gurus? Sind die dumm und werden so richtig ausgenommen
Eines darf man nicht vergessen. Viele sind nicht von sich aus dumm, sondern werden so erzogen. Wenn jemand lange genug von klein auf Gehirnwäsche bekam, wird es schwierig sein, aus diesem "wie ein Lamm folgen"-Denken auszutreten.
Auch kommt hinzu, dass viele einfach verzweifelt sind. Ärtze können zum Beispiel nicht mehr helfen und dann taucht da plötzlich ein Kerl auf, der eine herrliche PR laufen hat. Ich kann mir vorstellen, dass da manch eine(r) seine letzte Hoffnung in solch einer Person sieht.

oder erhalten sie vielleicht etwas im Gegenzug, was die andern nur nicht richtig nachvollziehen können? Darf Guru das? Oder nicht?
*Seufz* genaugesehen könnte man sagen, wer könnte es ihm verbieten. Aber ich denke, so ganz ethisch korrekt ist da nicht immer alles was läuft. Und das sollte in Betracht gezogen werden. Man muss einem Menschen eine Chance geben das Für und Wider abzuwägen.

Und wenn es möglicherweise jemandem hilft?
Hmm, das Problem ist, dass man hier über Menschenleben spricht. Es ist nicht so, als wenn man jemandem ein Rezept zeigt und der sagt einem "du, vergiss es, das wird nix." Da hat man höchstens eine Mahlzeit versaut, aber bei Gurus ein ganzes Leben.

Ein Bekannter ging für 3 Jahre in ein Ashram und kam mehr als enttäuscht zurück. Ihm war aufgefallen, dass sein Guru ihm nur einen gewissen Grad an Wissen mitteilte, und ihn dann versuchte, von ihm abhängig zu machen. Ich möchte nicht alle Gurus in einen Topf werfen, nur hätte er dies von Anfang an gewusst, hätte er sich gegen die Reise nach Indien entschieden. Dieser freie Wille kann man aber nur haben, wenn man beidseitige Informationen hat. Und wer macht schon gerne schlechte Reklame von sich.

Muss man wirklich eine Trennung machen zwischen Lehre und Lehrer?
Wie ich schon oben erwähnt habe, denke ich, dass man eben genau keine Trennung machen soll.

Stellen wir die Frage doch mal anders: Wenn jemand uns begegnen und sagen würde "liebe deinen Nächsten" oder "halte deine andere Wange auch hin"; und diese Person würde den erstbesten zusammenschnauzen oder vielleicht sogar schlagen, was würden wir von dieser Person halten?

Noch einmal möchte ich doch kurz auf eine dieser Wundertatn von Sai Baba zurückkommen. Wenn ihr Dinge einfach aus dem Nichts hervorzaubern könntet, würdet ihr diese Methode auch nur dazu verwenden, um euch bewundern zu lassen?

Bright blessings


Kangiska
 
Ich glaube sowas kann eben als Nebenwirkung des Erwachsenwerdens auftreten, dieses fanatisch in etwas reinverbohren. Kinder (nicht dass die besser wären) langweilen sich schnell, und gehen dann einfach einer anderen Sache nach. Erwachsene langweilen sich auch schnell, aber anstatt einer anderen Sache nachzugehen, denken sie: Jetzt hab ich da soviel Zeit rein investiert, jetzt wärs idiotisch aufzuhören. Und weil sie so verbissen drin bleiben, entstehen so Dinge, wie Dogmen, Fanatismus usw. Schon wenn ich "Erleuchteter" höre (und zugegeben, dass höre ich eigentlich nur in diesem Forum) greif ich mir am Kopf, weil das irgendwie so einen Beigeschmack von Hierarchie hat. Was können diese Erleuchteten schon besser? Aber mehr zum Lachen finde ich ja die Leute, die diese Erleuchteten anbeten und alles was die sagen für bare Münze nehmen. Ich glaube es ist wichtig sich einen kleinen Bart Simpson im Inneren zu bewahren, der alles nicht so ernst nimmt und alles verarscht. Trotzdem sind diese Leute nicht dumm. Ich glaube im Gegenteil. Es sind sogar wahrscheinlich sehr intelligente Menschen mit dem Faust Syndrom. Sie suchen und suchen und finden keine Antworten. Einfältige Leute finden sich glaub ich in Sekten nicht wieder. Die gehen lieber ins Kino , zum Mäci und schauen Frauen in kurzen Röcken hinterher. Drum glaub ich auch nicht dran, dass die böse Sekte diese armen Leute eingefangen hat, sondern dass sie besonders bei Leuten, die nach Antworten suchen, die unsicher sind, die perfekt sein wollen, Anklang finden. Somit passt das Gesetz von Angebot und Nachfrage und keiner ist Schuld.
 
fckw schrieb:
in Liebe entflammten Anhängern des Gurus? Sind die dumm und werden so richtig ausgenommen oder erhalten sie vielleicht etwas im Gegenzug...

Wir sind alle "dumm", in irgendeiner verhakten Weise.
> Ob Du jetzt für Coca-Cola arbeitest, oder zu Osho gehst, ...
(Ich hatte Angebote von beiden, und wollt halt gar nichts. >Fazit: Es ist Geschmacksache.) Geh einfach dorthin, wo es Dir gefällt
oder bleibe da wo du bist


Was ich allerdings gesehen habe: Die Leute, die für Coca-Cola arbeiten, wissen nicht, warum sie dort sind.
Die, die bei 'ihrem' Guru sind schon viel eher.(denn sie waren meistens vorher bei Coca-Cola.)



__________________




Ich glaube, eine viel interessantere Frage die sich stellt ...
führt wieder mal nach innen. (na hoppla)

WARUM gefällt denn dem XY-Typen der E.Tolle besser als der RollsRoyce-Guru ?


THAT is a real good question.




Und warum konzentriert sich der XY-Typ so auf die Unterschiede zwischen den Gurus.
Und warum bleibt er noch immer so gerne im Verstand.
driftet vom Thema ab


warum möchte noch immer getrennt werden -
zwischen der Lehre und dem Guru
zwischen dem Guru und dem Guru

zwischen dem Typen und dem Guru
und der Lehre und dem Typen

...
.
.

?
 
Augen schrieb:
Was ich allerdings gesehen habe: Die Leute, die für Coca-Cola arbeiten, wissen nicht, warum sie dort sind.
Die, die bei 'ihrem' Guru sind schon viel eher.(denn sie waren meistens vorher bei Coca-Cola.)
Bestätigung!
WARUM gefällt denn dem XY-Typen der E.Tolle besser als der RollsRoyce-Guru ?
THAT is a real good question.
Jo, das interessiert mich ebenfalls.

Zu den andern Fragen weiss ich leiderleiderleider, liebe Augen, keine Antwort.

Das heisst, moment mal, da kommt mir grad so ein übler Verdacht...
 
Eine Empfehlung aus meiner Bibliothek:

Joel Kramer & Diana Alstad
Masken der Macht - Die Guru Papers
Zweitausendeins 1995 - ISBN 3-86150-113-9

http://home.t-online.de/home/humanist.aktion/guru.htm

Ich glaube, das gibt es jetzt auch als Taschenbuch.

Mein Eindruck:

Ein Buch, das die Angelegenheit ganz nüchtern, logisch und sachlich behandelt. Jeder, der über das Thema "Guru" diskutieren möchte, sollte es gelesen haben. Wer es gelesen hat, braucht eigentlich nicht mehr darüber zu diskutieren.

Jorijama
 
fckw schrieb:
Das Thema liegt mir schon seit einiger Zeit am Herzen, und als ich jetzt die Diskussion über Sai-Baba mitangeschaut habe, da dacht ich mir, ich post's jetzt einfach mal.

[ .. ]

Gerne darf hier auch so richtig über diverse Herren und Damen Gurus hergezogen werden, falls nötig...
Sorry fckw, aber ich habe die Frage nicht verstanden.

LG

Namo
 
Werbung:
Jorijama schrieb:
Ein Buch, das die Angelegenheit ganz nüchtern, logisch und sachlich behandelt. Jeder, der über das Thema "Guru" diskutieren möchte, sollte es gelesen haben. Wer es gelesen hat, braucht eigentlich nicht mehr darüber zu diskutieren.
Hi J.

So so. Du lehrts also Deine Schüler, daß sie ein Buch Deines Gurus lesen sollen, und daß sie selbst nicht über das Thema Lehrer vs Schüler diskutieren sollen.

Findest Du das nicht selbst widersprüchlich?

LG

Namo
 
Zurück
Oben