Gesellschaft und Denken

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Nach Fleck muss eine erfolgreiche Erkenntnistheorie die historischen und sozialen Faktoren berücksichtigen, durch die Erkenntniskriterien geformt werden. Im Zusammenhang mit dieser These lehnt er die Formulierung universeller Erkenntniskriterien ab und gilt als Vordenker der Historischen Epistemologie.

„Der Gegenstand ärztlicher Erkenntnis selbst unterscheidet sich im Grundsatz vom Gegenstand naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Während der Naturwissenschaftler typische, normale Phänomene sucht, studiert der Arzt gerade die nichttypischen, nicht normalen, krankhaften Phänomene.“[22] Dies habe zur Folge, dass das Ziel des medizinischen Denkens nicht auf die Formulierung allgemeiner Naturgesetze ausgerichtet sei und dass die Krankheitstypen der medizinischen Taxonomie zwangsläufig idealisierte Fiktionen darstellten.


Erkenntnis ist nach Ansicht Flecks ein soziales Phänomen und daher nicht als eine zweiseitige Relation zwischen Subjekt und Objekt zu verstehen.

„Solche stilgemäße Auflösung, nur singular möglich, heißt Wahrheit. Sie ist nicht »relativ« oder gar »subjektiv« im populären Sinne des Wortes. Sie ist immer oder fast immer, innerhalb eines Denkstils, vollständig determiniert. Man kann nie sagen, derselbe Gedanke sei für A wahr und für B falsch. Gehören A und B demselben Denkkollektive an, dann ist der Gedanke für beide entweder wahr oder falsch. Gehören sie aber verschiedenen Denkkollektiven an, so ist es eben nicht derselbe Gedanke, da er für einen von ihnen unklar sein muß oder von ihm anders verstanden wird.“ – Ludwik Fleck[38]


aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwik_Fleck
 
Zwar ist der Rationalismus nur eine Tradition unter vielen, er bildet sich jedoch nach Feyerabend ein, die einzig korrekte Tradition zu sein und allgemeingültige Maßstäbe zu formulieren. Auf diese Weise erscheinen Rationalisten als intellektuelle Stalinisten[7], die mit Hilfe ihrer Machtpositionen im Wissenschaftsbetrieb der gesamten Gesellschaft eine bestimmte Tradition aufzwingen wollen. Eine freie Gesellschaft sei jedoch nur dann zu erreichen, wenn „alle Traditionen gleiche Rechte und gleichen Zugang zu den Zentren der Erziehung und anderen Machtzentren haben.“[8] Die Vorherrschaft des wissenschaftlichen Rationalismus müsse also einem Pluralismus weichen, in dem sich Bürger frei für Traditionen entscheiden können.


„Aber ein Mystiker, der durch eigene Kraft seinen Leib verlassen und Gott selbst gegenübertreten kann, wird kaum davon beeindruckt sein, daß es zwei sorgfältig eingewickelten und nicht besonders gescheiten Menschenkindern mit der Unterstützung von Tausenden von wissenschaftlichen Sklaven und Milliarden von Dollars gelang, einige unbeholfene Sprünge auf einem trockenen Stein auszuführen – dem Mond –, und er wird die Abnahme und fast völlige Zerstörung der spirituellen Fähigkeiten der Menschen bedauern, die ein Ergebnis des wissenschaftlich-materialistischen Klimas unserer Zeiten sind. Man kann sich natürlich über diesen Einwand zu Tode lachen – Argumente gegen ihn hat man nicht.“[11]

aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnis_für_freie_Menschen
 
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