Nähren kann mich auch geistiger Inhalt. Denk nur an diesen Lichtyogi da in Indien, der nix isst und nix trinkt. Ich nehme mal wirklich an, dass das die geistige Nahrung sein muss, die ihn nährt, von der er spricht. (Trotzdem würde ich es nicht empfehlen im Sinne eines Nachmachens, um ehrlich zu sein.)
Und seelisch nährt mich auch soziales Leben, oder aber es macht mich seelisch krank. Zehrt mich aus, läßt meine Seele verdörren. Auch Glaubensdogmata können das bewirken, sagt man. Stimmt, glaube ich.
Körperlich nährt mich auch Sport, denn das Gegessene will ja verstoffwechselt werden, sonst kommt es mehr oder minder ungenutzt unten wieder heraus und der Körper nimmt sich nur das Übermaß an Zucker, das ich einwerfe aus schlechter Gewohnheit heraus. Und auch Kultur "nährt" mich, geistig. Und ein gutes Gespräch ebenso.
Ich würde also sagen: mein ganzes Leben nährt mich: auch hier, die Falsche Germania Edelpils steuerbord anbei. Nähren tut mich übrigens auch der Duft von Weihnachtsgebäck, der bald wieder durch die Stuben geht, weil er meine Erinnerung nährt und meine Identifikation: ui, jetzt bin ich wieder das Weihnachtskind. Wenn ich will. Ich muß nur das Engelchen sehen. Das Christus Kind. Alle diese Dinge können (den Leib) nähren.
Aber was ihn am Meisten nährt ist Achtsamkeit auf denselben. Erfahrungsgemäss. Und schriftkundig, wenngleich ich die Unzahl von Buchstaben nicht stets erinnere, die ich las. Aber diese Idee, daß Achtsamkeit für etwas dasjenige ist, was es nährt, ist mir hängengeblieben.
Denkst Du also, daß ein Pfund Butter Dich nährt, dann wird es Dich nähren. Wenn Du es ißt. Denkst Du, ein Kuss nährt Dich oder ein Mensch, dann wird das so sein. Denkst Du, es wäre Lichtnahrung, dann wird es so sein. Denkst Du, es wäre Liebe oder Unschuld oder Kraft oder Macht oder Einsamkeit, die Dich nährt, dann wird es so sein. Wenn Du die Achtsamkeit auf diesem Prozess der Nährung lässt. Und nicht herkömmlich "aufmerksam wirst" - das ist zuwenig. Du musst es können und es tun, vorher ist vermutlich also Übung angesagt oder man ist ein Naturtalent. Beim Achtsamsein für den Leib. (Kann man spüren: ein Kribbeln, ein Raum, eine Wolke, auch ein Brennen, ein Stechen mitunter oder ein Knack, ein Trommeln, Pochen, Summen, Grollen, Wellen, Schweben, Sein. Und so weiter. Was halt im Körper vorkommt, den der Körper bildet. Als Wahrnehmungsinhalt.)
Warum ist das so? Weil doch der Geist nunmal - sorry, also bitte - das- oder der- oder diejenige ist, der/die/das noch am Ehesten überblicken kann, was passiert. Denn der Geist kann ordnen, kann seine Aufmerksamkeit ausrichten, kann beobachten und nicht nur wahrnehmen. Er kann entscheiden, Worte bilden oder verhindern und den Körper willentlich steuern, ihn von Gewalttätigkeit abhalten und ihn zärtlich sexuell gebrauchen oder nach sonstigem Belieben. Der Geist, könnte man sagen, ist prinzipiell frei. Steht wenigstens oft dort aufgeschrieben, wo ich in Büchern meine Augen hatte und meine Aufmerksamkeit. Falls ich nicht achtsam las und einfach nur aufgenommen habe, was da steht. Den Autor verstehend, ihm zuhörend wie einer Geschichte, die einem Kind erzählt wird. Dieses Kind ist freier, offener Geist für alle Geschichten, die da kommen mögen. Das erinnert vermutlich fast jeder, dieses Kind in sich selbst, das freier, hörender Geist war.
Nur die eigene Lebensgeschichte: die bedenkt das Kind noch nicht. Das tut aber nach herkömmlicher Vorstellung seine Psyche, sobald sich das Individuum von seiner Umgebung abgegrenzt wahrnimmt. Dies ist als Prozess beschrieben, der Sozialisation genannt wird und mit der Reifung vor allem des Gehirns und der Geschlechtsorgane, aber auch der sonstigen Körperteile einhergeht, nachdem das Kind den Mutter-"leib" verlassen hat. [man müsste Mutterbauch sagen in der modernen Sprache, in der man den früher spirituellen Begriff "Leib" vielleicht für den physiologischen Ort der Kindshöhle mißbrauchte, um der Frau den Geist abzunehmen und ihr die Seele anzuquatschen. Männlicherseits. Anm.]
Und der Körper ist das Fleisch.
Das Fleisch muss gespürt werden: das macht der "Leib". Wenigstens hier im Westen. Im Osten macht das der Geist, und zwar durch das Lenken und Leiten von Energien in Meridianen (China) oder Nadis (Indien).
Soviel zur volkskundlichen Aufklärung über die Begriffe Geist, Körper und Seele im Osten und im Westen. Ich hoffe es war eine Reise nach Gefallistan, was ich ermöglichte durch das Vermeiden sprachlicher und inhaltlicher Untiefen, durch spontansprachliche Verflachungen und Lustworte. Es sei mir verziehen, alles in allem.