Ich habe ja nicht gesagt, dass man nicht sagen soll, wenn ein anderer Anlass zu Freude und persönlichem Glücksempfinden gibt. Ich wollte nur weg von der Vor-Stellung, dass da so manche "bösen Gefühlsterror" betreiben und darauf aufmerksam machen, dass wir alle das tun, - und zwar, weil wir es einfach nicht besser gelernt haben. Aber wenn das so langsam in unser Bewußtsein durchdringt, dann können wir anfangen, etwas zu verändern. Z.B. kann man sich bewußt machen, dass man nicht glücklich ist, weil XY uns Blumen mitgebracht hat (das Mitbringen von Blumen ist eine völlig wertneutrale Handlung), sondern weil mit dieser Geste z.B. unser Bedürfnis nach Wertschätzung befriedigt worden ist.
Was ist der feine Unterschied zwischen A)"Ich bin glücklich, weil du mir Blumen mitgebracht hast" zu B)"Ich bin glücklich über Deine Blumengeste, weil das mein Bedürfnis nach Wertschätzung voll trifft"? Ich meine das jetzt als einen inneren Dialog mit sich selbst.
Bei Variante A) wird eine bestimmte Verhaltensweise eines anderen zur Ursache persönlichen Glücks (damit hat der andere es auch in der Hand, spezifisch zu unserem Unglück beizutragen, wenn er z.B diese Verhaltensweise unterläßt).
Bei Variante B) besteht volle Bewußtheit über das hinter dem Glücksempfinden stehende Bedürfnis, das mit der Geste erfüllt worden ist. Wenn also diese Geste unterbleibt, dann bleibt das Bewußtsein über das entsprechende Bedürfnis und dieses zu erfüllen gibt es viele Wege. Wenn man auf die Blumengeste versteift ist als Ausdruck einer Wertschätzungshaltung, dann sieht man nicht, dass der Betreffende seine Wertschätzung vielleicht auf ganz andere, subtilere Weise ausdrückt.
Wird klar, was ich meine?
Authentizität ist für mich, wenn jemand mit seinen Bedürfnissen direkt verbunden ist und diese auch ausdrücken kann. Manipulatives Wirken bewegt sich nicht auf der Bedürfnisebene, sondern auf der Ebene der - diversen - Strategien zur Bedürfniserfüllung.
Katarina