Hi Stefan!
Danke Dir ganz herzlich für Deinen Beitrag, der mir etliche Impulse gibt.
Ich habe Deinen ersten Beitrag gelesen und wusste erst nachher, also nach weiteren Antworten von Dir, wie ich ihn verstehen sollte. Was Du wesentlich meintest.
Weißt Du, mir ist wirklich klar, dass der Empfänger die Botschaft bestimmt ... das sage ich ohne irgendein Bedauern und schon gar nicht mit irgendeinem Vorwurf, das gehört zu den Grundelementen menschlicher Kommunikation. In diesem Sinn gibt es gar nichts, was Du verstehen "solltest".
Zudem: Wenn ich hier etwas zur Diskussion stelle (was mit einem eigenen Thread ja eh höchst selten der Fall ist), dann geht es mir um die Diskussion. Dann formuliere ich da vielleicht eine oder einige Thesen, aber keine Verkündigung. Dann wird das für mich lebendig in Rede und Gegenrede, und was dabei wesentlich sein mag, klärt sich auch für mich erst im Laufe des Diskurses. Manches ist Versuchsballon und platzt einfach, manches wird unterwegs befruchtet und kommt ideenschwanger zurück... ich mag die Dinge, die im Fluss sind. Meine eigenen Konstrukte eingeschlossen.
Da fragt man sich: "habe ich mich in diesem Sinne richtig verhalten? Bin ich vielleicht einer der dieser "Retorte" von Ansichten auf dem Leim geht?" Wenn ich Simis Aussagen manchmal etwas abgewinne, bin ich dann Simis Strategien auf dem Leim gegangen?
Meiner Meinung nach lassen viele solcher Sätze Raum für Interpretation, die zwangsläufig gefüllt werden.
Also ums "richtig verhalten" geht es mir ganz gewiss nicht, auch nicht um die Frage danach. Mich interessiert (u.a.), wie Dinge funktionieren und wie sprachliche/mentale Konstrukte für diesen oder jenen Zweck benutzt werden können. Ich gehöre auch zu denen, die immer wieder mal persönlich Gewinn ziehen aus etwas, das Simi (oder wer auch sonst immer) sagt, und es wird wohl nicht immer der Gewinn sein, den die im Sinn hatten, siehe oben, Botschaft und Empfänger. Ich sehe das nicht so, dass ich wem auf den Leim gehe. Ich prüfe und schaue, was ich für mich nehme und was nicht ... und selbstverständlich geht das immer erst mal durch den Filter meiner Interpretation. Oder irgendetwas triggert etwas, das aus dem Vorbewussten heraus durch diesen Impuls relevant wird, eine scheinbar ganz unzusammenhängende Assoziation, und - baff! - ist da eine Gedankenkette im Entstehen, die vielleicht neuen Spuren folgt.
Mit anderen Worten das ganz gewöhnliche Chaos

Ich mag's...
LG, Jake
P.S.: Ich schränke das mit dem "richtig verhalten" ein wenig ein ... es ist mir nicht völlig egal, ob Sprache nun so oder so verwendet wird, und über das rein technisch Funktionale hinaus kommen schon auch ethische Momente ins Spiel, bei denen ich auf der Basis persönlicher Werturteile Stellung beziehe ... etwa dann, wenn solche Konstrukte für totalitäre Machtausübung eingesetzt werden. Das kann beim Missbrauch von Astrologie beginnen und beim Genozid enden, ich meine, dass da durchaus ähnliche Wechselbeziehungen von Gläubigkeiten und deren Instrumentalisierung im Spiel sind. Da laufen dann zwei Prozesse parallel: zum einen die Beobachtung von systemischen und anderen Mechanismen und Kontexten soclher Phänomene, zum anderen die politische Frage bzw. die nach dem eigenen Rückgrat, wie ich damit umgehe, wenn ich etwas orte, das ich nach meinen Kriterien als Missbrauch erachte.