Es gibt keine Therapeuten

Kristallgeist

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Ich stelle folgende kühne Behauptung auf:
Wenn man einem anderen Menschen hilft, hilft man sich damit selbst in genau gleichem Ausmass.

Was auch heisst: Wenn man etwas tut 'für' jemand anderen, und das hilft einem selbst nicht, dann ist es garantiert auch keine (wirkliche) Hilfe für den Anderen.

Und es heisst auch: Leute, die sich für Therapeuten halten und von anderen Geld dafür verlangen, dass sie ihnen angeblich helfen, machen etwas ziemlich Komisches. Sie lassen sich sozusagen ihre Selbst-Hilfe von Anderen bezahlen - oder, wenn es keine Selbst-Hilfe ist, dann ist es auch keine Hilfe für den Anderen, und Geld dafür zu verlangen ist genau so wenig gerechtfertigt.


Nicht dass ich meine Behauptung irgendwie beweisen könnte. Es ist in erster Linie nur mal ein Gefühl, das ich vor langer Zeit einmal hatte, und das mit den Jahren und meinen Therapie-Versuchen und meinen sonstigen Interaktionen mit anderen Menschen stärker geworden ist.

Ich habe den Eindruck, dass jede Interaktion zwischen zwei Menschen in Wirklichkeit immer eine Interaktion zwischen gleichwertigen Wesen ist - und dass die Vorstellung, dass der eine in einem menschlichen Sinn weiter ist als der andere und diesem dadurch helfen kann, eine Illusion ist.

Bekräftigt wurden diese Ideen letztes Jahr, als ich auf Marshall Rosenberg stiess - das ist der mit der 'Gewaltfreien Kommunikation'. Finde ich ganz schön spannend, was der so sagt. Unter anderem hat er sich, obwohl (oder gerade weil) selbst ursprünglich Psychotherapeut, komplett distanziert von der Idee, dass es so etwas wie Therapeuten gibt, die andere therapieren können. Er vertritt stattdessen (so wie ich seine Worte interpretiere), dass es immer ein gemeinsames Wachsen ist, wenn zwei Menschen irgendwie (auf konstruktive Weise) interagieren. Er ersetzt Therapie durch eine Form der Kommunikation, die wesentlich tiefgehender ist, als wie wir Menschen üblicherweise so miteinander umgehen - und die beide Gesprächspartner als genau gleichwertig sieht, da nur schon die Idee, dass der eine Therapeut ist und der andere Klient eigentlich verhindert, dass sich beide auf eine wirklich sinnvolle und gesunde und förderliche Art begegnen können.

Und dann sagt er noch etwas, was ich sensationell finde: Jede Diagnose ist ein Urteil - und jedes Urteil ist in erster Linie eine Aussage über denjenigen, der es fällt, und nicht über denjenigen, über den das Urteil gesprochen wird. Man lasse sich das einmal durch den Kopf gehen ...


Jedenfalls bin ich momentan der Meinung, dass so ziemlich alles, was (auch nur im weitesten Sinn) als Therapie bezeichnet wird - ob es reine Psychotherapie ist oder reine Körpertherapie oder irgendeine Zwischenform - letztendlich nur eine bequeme Form ist Geld zu verdienen auf Kosten von Leuten, die gerade in einer schwierigen Situation sind.

Ich habe das Gefühl, dass wirkliche Hilfe immer nur sozuagen aus dem Leben selbst kommt, sich einfach ergibt (eben z.B. durch eine ehrliche und offene Kommunikation mit anderen Menschen), und nicht etwas ist, was man kaufen kann bei einem Therapeuten (oder bei sonst wem).
 
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ich finde es ist ein absurd....

warum soll ein therepaut um sonst arbeiten...
therepaut zu sein das ist oft mit genaue vorbereitung, achtsamkeit geistige klarheit und verantwortung verbunden und noch mehr ...zeit, geduld, begleitung, usw...

ausserdem wenn mann nichts verlangt wird eine therapie oder behandlung oft nicht genug gechätzt und viel zu selbstverständlich genommen.
ausserdem wie soll ein therepaut ein psycho oder andere eine methode, wenn es seine berufung ist überleben´?

ich könnte mir vorstellen daß der herr Marshall Rosenberg schon beriets genug am konto hat....

das jeder diagnode ein urteil ist finde ich unreal.

eine diagnose kann auch sehr hilfreich sein um weiter schritte zu machen um etwas besser machen oder heilen zu können.

mfg miklos
 
Ich stelle folgende kühne Behauptung auf:
Wenn man einem anderen Menschen hilft, hilft man sich damit selbst in genau gleichem Ausmass.
Richtig! Der Therapeut hilft dir dein schwieriges Leben zu meistern und du hilfst ihm seines zu finanzieren
Und es heisst auch: Leute, die sich für Therapeuten halten und von anderen Geld dafür verlangen, dass sie ihnen angeblich helfen, machen etwas ziemlich Komisches. Sie lassen sich sozusagen ihre Selbst-Hilfe von Anderen bezahlen - oder, wenn es keine Selbst-Hilfe ist, dann ist es auch keine Hilfe für den Anderen, und Geld dafür zu verlangen ist genau so wenig gerechtfertigt.
Wer bitte geht auch zu jemandem der sich „für einen Therapeuten hält“ und trägt da auch noch Geld hin? Entweder ich gehe zu jemandem der Therapeut ist – dann ist das sein Beruf und er wird dafür bezahlt – oder ich lasse es.

Erzähl mal einem Psychotherapeuten, dass er kein Geld nehmen sollte, weil du ihm ja schließlich die Möglichkeit zur Selbsthilfe gibst
Jedenfalls bin ich momentan der Meinung, dass so ziemlich alles, was (auch nur im weitesten Sinn) als Therapie bezeichnet wird - ob es reine Psychotherapie ist oder reine Körpertherapie oder irgendeine Zwischenform - letztendlich nur eine bequeme Form ist Geld zu verdienen auf Kosten von Leuten, die gerade in einer schwierigen Situation sind.
Das trifft für jeden anderen Job ganz genauso zu, „letztendlich ist es nur eine bequeme Form Geld zu verdienen auf Kosten von Leuten, die gerade …. das benötigen was ich anbiete“
Ich habe das Gefühl, dass wirkliche Hilfe immer nur sozuagen aus dem Leben selbst kommt, sich einfach ergibt (eben z.B. durch eine ehrliche und offene Kommunikation mit anderen Menschen), und nicht etwas ist, was man kaufen kann bei einem Therapeuten (oder bei sonst wem).
Sag das mal der jungen Frau die als Kind mehrfach sexuell missbraucht wurde, oder dem Lokführer der einem Selbstmörder in die Augen schauen musste bevor er ihn (gezwungenermaßen) überrollt hat. Sag es einem Mann dessen Frau und Kinder im Haus verbrannt sind weil er sie nicht retten konnte, einer Mutter die ihre Kinder hat sterben sehen, oder, oder, oder …. Sag ihnen dass „wirkliche Hilfe aus dem Leben selbst kommt“ und sie ein bisschen mit anderen reden sollen (dann wird's schon wieder:rolleyes:).
Menschen haben z. T. eine Geschichte an der sie zu zerbrechen drohen und da emfinde ich (fach-)therapeutische Hilfe für sehr hilfreich um in einen normalen Lebensrhythmus zurück finden zu können.

Depressiven, Angstpatienten, Psychotikern etc. ist auch kaum mit ehrlicher, offener Kommunikation geholfen, auch sie benötigen Betreuung durch einen Therapeuten.

Wenn du allerdings von Allewelts- oder Pipiproblemchen sprichst, á la „keine Beziehung hält bei mir“, "meine Kindheit war so schrecklich" oder „ich bin immer so unzufrieden“, mag es stimmen dass Gespräche mit „irgendwem“ zu einem gewissen Geraderücken im Kopf führen, aber solche Leute gehören auch nicht wirklich zu einem Therapeuten.
Es ist ein Modetrend wegen jedem Pups irgend eine Art von Therapie zu machen, was erst den Markt für diese ganzen Schamlspur-Therapieangebote (überwiegend aus dem Eso-Bereich) ermöglicht.

R.
 
Ich finde auch, dass eigentlich jedes Angebot an andere darauf fusst, das
dieser ein Bedarf hat (hier psychische Instabilität) und ein anderer ein
Angebot (seine Zeit und therapeutische Verfahren) machen kann.

Ich denke, man kann mit Marschall Rosenberg ruhig behaupten, dass alle
Therapie im Grunde genommen nur Reden ist, richtiges Reden und ein fairer
Umgang ist, was dem gegenüber erlaubt, dass seine Seele trotz des erlebten
Unheils ein weniger heiler werden kann. Die kann sicherlich evt. sogar mit
einem Nicht-Therapeuten erfolgen. Damit würde sich erklären, dass auch ohne Therapie es pyschische Beschwerden etc gibt, die aufgefangen und heiler werden können.

Aber .... ich denke mit dieser Idee ist noch nicht die Geschäftsbeziehung von Therapeut und Klient in Frage gestellt. Sie steht auf einem anderen Blatt.

Denn ich denke, Therapeuten sind einfach geübter, so mit jemanden zu reden oder umzugehen, dass die Psyche gesunden kann.

Ich kann mir auch nicht vorstellen wer soviel Ressourcen bereitstellen kann,
wie dies ein Therapeut kann, wenn z.B. jemand eine Trauma erlebte oder an
Magersucht erkrankte. Hier ist ja doch viel Erfahrung nötig. Und viel Zeit und
Energie.
Ich glaube auch, dass es Lebensschicksale oder Erlebtes gibt, da kann eher
so kein "normaler" Nicht-Therapeut mit umgehen. Denn es einfach zu heftig.

Ich erwarte von Therapeuten -vielleicht nicht von allen, aber so im Prinzip -
dass sie gerade auch dann zur Verfügung stehen und Hilfe anbieten können,
wo eigentlich der Rest der Menschheit eher versagt oder nicht weiterkommt (ratlos wird) oder zu betroffen ist.
Therapeutische Hilfe heisst auch, dass hier Zugriff auf Ressourcen möglich
sind, die sonst so kaum einer bieten kann: Rundumbetreuung wie in der Psychiatrie, multidimensionale Therapien wie bei einer Kur, Miteinbeziehung des Umfeldes (Familientherapie....).

Gerade bei bestimmten Krankheitsbildern ist es notwendig, sich mit
Kommunikationformen ect. gut auszukennen. Denn sonst wird man schnell Teil
einer "kranken" Beziehungsform des Klienten. Und damit ist niemanden
geholfen.

Es wird gesagt, das in der Therapie eine echte Begegnung stattfindet, also
Marshal Rosenberg behauptet ja im Grunde genommen, dass der Therapeut
außer Geld ebenfalls einen "Gewinn" aus dieser Beziehung zieht.

Solang dem Klienten geholfen wird, ist dies doch ok. Denn ich denke, ohne
echtes Interesse an anderen Menschen ist man eh nicht so ein guter Therapeut. Daher kann bei dieser Arbeit für den Therapeuten neben dem Geld
ein entsprechender "Mehrwert" herauspringen. Dies stellt doch die Form von
Therapie oder das Verhältnis Therapeut-Klient noch nicht in Frage.

Ob das Leben etwas heilt - ich glaube eher selten. Wer schlimme Erlebnisse
hatte, wird noch lange nicht vom Leben "belohnt". Meist führen ja schwierige Erlebniss oder Erkrankungen wie Depression dazu, das man eigentlich mit
nichts mehr so richtig im Leben klar kommt. Vorallem nicht mehr mit anderen
Menschen. Und meist leider mit den Nahestehenden.
Wo sollen also diese Leute herkommen, die Zeit haben und sich mit einem und
seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart beschäftigen?
 
Ich stelle folgende kühne Behauptung auf:
Wenn man einem anderen Menschen hilft, hilft man sich damit selbst in genau gleichem Ausmass.

logisch......:)

Was auch heisst: Wenn man etwas tut 'für' jemand anderen, und das hilft einem selbst nicht, dann ist es garantiert auch keine (wirkliche) Hilfe für den Anderen.

da bin ich mir nicht ganz so sicher, denn was heisst "nicht hilft" ...?...manchmal sieht man nur nicht sofort ob etwas geholfen hat...
 
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Hallo
Therapien sollten da anfangen, wo man bereits aufgehört hat sich selbst zu helfen.
Ist leider nicht oft der Fall. Nicht weiter erstaunlich, dass es dann zu solchen Ansichten kommt.
Sayalla
 
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