Ein Gleichnis

xyto

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26. Dezember 2004
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Nehmen wir an jemand läuft durch sein Leben und sucht einen Yeti. Er hat noch nie einen Yeti gesehen. Aber natürlich hat er eine Vorstellung davon wie so ein Yeti aussehen soll - eben groß, haarig, vielleicht auch ein bisschen hässlich, aber auf jeden Fall etwas ganz besonderes.
Er will ihn unbedingt finden weil er sich davon Ruhm und Anerkennung bei seinen Forscherkollegen verspricht.
Also macht er sich auf den Weg.
Er sucht tage, wochen - ja jahrelang. Er ist besessen von dem Ziel dieses verruchte Tier zu finden. Er denkt an nichts anderes, er sieht nichts anderes, er will nichts anderes.
Eines Morgens ist nun der Tag gekommen - der Tag der Entscheidung. Er weiß es, weil nur noch ein Platz übrig ist, an dem er suchen könnte - dort, hinter dem großen Fels.

Er schleicht sich an - ganz langsam, und immer langsamer. Eigentlich will er gar nicht nachsehen - was ist wenn er ihn nicht findet? Was dann? Was war dann mit seinem Leben? - hätte er es nicht gänzlich vertan?
Er schaut trotzdem - er kann nicht anders.
Und was sieht er? Nichts. Da ist nichts. Zittern. Beginnende Panik. Alles umsonst. Nichts großes, nichts haariges, noch nicht einmal was hässliches. Alles umsonst. Alles ist hin. Nach was hat er gesucht? Ein Seufzer.
Naja irgendwie ist es auch erleichternd, denkt er sich. Er setzt sich hin - wartet.

Plötzlich öffnen sich seine Augen, vielleicht das erste Mal in seinem Leben.
Auf einmal sieht er richtig - er sieht die Welt richtig.
Es ist nicht so, dass er etwas bestimmtes sehen würde - etwa die kleine Lilie vor ihm, oder die Sonne über ihm, das Gras oder den Fels.
Er sieht ganz einfach - er sieht nichts.
Er sieht keine Blume, er sieht nicht Stock noch Stein. Sein Blick haftet nicht - sein Geist bewertet nicht, er will nicht fassen, will die Welt nicht begreifen.
Er wüsste gar nicht was er noch wollen sollte.
Er hat doch schon, ist doch schon alles.
Wieso sollte er nach irgendetwas suchen? Solange er sucht findet er nicht - das weiß er jetzt.
Das was er sucht gibt es gar nicht und wird es nie geben ausser in seiner Vorstellung - das weiß er jetzt.
Vor allem aber weiß er, dass er nichts tun braucht. Das alles schon getan ist, alles schon da ist, und immer schon war.

Er geht zurück zu seinen Kollegen. Sie fragen ihn aus. Da sie sein strahlendes Gesicht sehen frage sie ihn ob er den Yeti denn jetzt gefunden habe. Er muss es ja wohl - man merkt ihm zumindest an, dass er nicht mehr danach sucht - dass die Anspannung von früher weg ist.

Er sagt ihnen: "Ich habe nichts gefunden, Ich habe alles gefunden."
"Was soll das heißen?", fragen sie.
"Es gibt keinen Yeti - aber das ist nicht schlimm", sagt er "denn es gibt etwas besseres"
"Und was?"
"Alles andere"


liebe Grüße
 
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Hallo xyto,
schöne Geschichte.
Für mich gibt es da einige Fragen, wenn ich darf...

Er sieht das erste mal in seinem Leben, sieht richtig, sieht aber Nichts?
Wenn Du damit meinst, dass er "erkennt", dann würde er doch Alles sehen. Auf der anderen Seite, will er nicht begreifen...
Ein Geist der nicht bewertet, aber Nichts sieht, erstaunt mich.
Auf der anderen Seite, ein Geist, ein Mensch der nicht bewertet, ist entweder so weise und erfahren, oder aber wirklich blind. Wobei ich von Letzterem ausgehen würde, da seine rein menschliche Neugier vorher so groß war.

Und, weshalb sollte es den Yeti nicht geben? Nur weil er ihn nicht gesehen hat?!? Auf der anderen Seite weiß er aber, dass es Alles schon gibt?

Es gibt ein Gedicht von Hans Kruppa, das mir gerade einfällt:

Im Düsenlärm hört man das Herz nicht mehr schlagen.
Den Blick zu den Sternen gerichtet,
sieht man das Gänseblümchen am Weg nicht mehr.
Vergiss nicht, dass es ihn noch gibt:
den Freund, den blühenden Baum.
Mach dich auf die Suche nach der Freude,
lerne die Sehnsucht kennen.
Vor allem buchstabiere das Wort Liebe,
lange und innig​
.

Dabei fielen mir die ersten drei Zeilen ein...

Dein Hintergedanken bei diesem Gleichniss gefällt mir! :)

*lg
nocoda
 
Hallo xyto

Is' mir langweilig. Die Geschichte ist uralt, hat sooo einen Bart und wird auch nicht wahrer, wenn man sie zum tausendsten Mal wiederholt. Hätte er IN sich gesucht, dann hätte er gefunden. Zwar keinen Yeti, aber etwas, was die Suche gelohnt hätte.

Alles Liebe. Gerrit
 
"Nichts" sehen heißt für mich: nichts Bestimmtes sehen.

Wenn man von Bestimmungen Abstand nimmt, werden die Begriffe "alles" und "nichts" synonym.


"keine Bewertung" meint keine Gleichgültigkeit, denn das Leben hat immer eine Meinung.
"keine Bewertung" meint gleiche Gültigkeit im Wesentlichen.

Wesentlich ist das, was ohne Bestimmung ist, also alles und nichts.

Diffuse Worte sind das, und viel Raum für vedrehtes Verständnis. Wer's schon kennt wird's hören, die anderen nicht.
Insofern ist diese Erklärung sinnlos

liebe Grüße
 
Lotusz schrieb:
Hallo xyto

Is' mir langweilig. Die Geschichte ist uralt, hat sooo einen Bart und wird auch nicht wahrer, wenn man sie zum tausendsten Mal wiederholt. Hätte er IN sich gesucht, dann hätte er gefunden. Zwar keinen Yeti, aber etwas, was die Suche gelohnt hätte.

Alles Liebe. Gerrit

Na so alt kann sie gar nicht sein, da ich sie mir erst vor ein paar Monaten ausgedacht habe ;)

Worte sind doch nie wahr (es sei denn man nimmt ihr Gegenteil mit rein) Oh sorry, schon wieder ein Allgemeinplatz

In sich suchen? War denn der "Yeti" je außer ihm? Oder alles andere?

Und mal ehrlich: ich weiß gar nicht, wo/was das sein soll... "innen"... Erklär's mir bitte, das mein ich jetzt ernst


liebe Grüße
 
Hallo xyto

Du meinst also, wenn Du nicht suchst, kommt die Seligkeit von allein zu dir?

Na dann warte mal. Manche sollen schon tausende von Leben warten. Aber es ist immer noch nichts passiert. Und das wird wohl auch in den nächsten tausenden Leben so bleiben. Jedenfalls so lange, bis sie erkennen, dass von nichts, nichts kommt.

Alles Liebe. Gerrit
 
xyto schrieb:
"Nichts" sehen heißt für mich: nichts Bestimmtes sehen.

Wenn man von Bestimmungen Abstand nimmt, werden die Begriffe "alles" und "nichts" synonym.


"keine Bewertung" meint keine Gleichgültigkeit, denn das Leben hat immer eine Meinung.
"keine Bewertung" meint gleiche Gültigkeit im Wesentlichen.

Wesentlich ist das, was ohne Bestimmung ist, also alles und nichts.

Diffuse Worte sind das, und viel Raum für vedrehtes Verständnis. Wer's schon kennt wird's hören, die anderen nicht.
Insofern ist diese Erklärung sinnlos

liebe Grüße

Also leere Worte.
Danke für die Erklärung, die ein einfacher Mensch nicht wirklich versteht. :rolleyes:

*lg
nocoda
 
Lotusz schrieb:
Hallo xyto

Du meinst also, wenn Du nicht suchst, kommt die Seligkeit von allein zu dir?

Na dann warte mal. Manche sollen schon tausende von Leben warten. Aber es ist immer noch nichts passiert. Und das wird wohl auch in den nächsten tausenden Leben so bleiben. Jedenfalls so lange, bis sie erkennen, dass von nichts, nichts kommt. Gerade von den Advaita-Anhängern habe ich immer wieder so etwas gehört.

Alles Liebe. Gerrit

Hm, auch wenn ich meine Meinung bezüglich "Suche" nicht erwähnt habe, will ich sie dir nicht vorenthalten, obwohl du sie ja schon zu kennen scheinst:

Natürlich kann ich dir nicht verübeln, das Gleichnis als Lehrstück oder gar Aufforderung zur richtigen Art der Suche zu interpretieren, aber es dies war nicht meine Absicht:
Es ist völlig ausichtslos in einem Forum irgendwen von irgendwas zu überzeugen, und ich will das auch gar nicht.

Genau genommen ist das Gleichnis nur Bestätigung oder Unterhaltung für jene, die es genau so sehen wie ich.


Nunja, also meine Sicht zum Thema Suche:
Früher habe ich gesucht, und zwar nach Vervollkommung.
Heute kann ich das nicht mehr, und der Grund ist denke ich ziemlich einleuchtend:

Ich weiß nicht, wonach ich eigentlich suchen sollte, und das meine ich genau so wie ich es sage.
Denn all diese Dinge: "Wahrheit", oder "Vollkommenheit" oder auch "Gott" sind einfach nur Vorstellungen, die ich jetzt habe.

Wenn ich mir sage: "Ich suche nach Wahrheit", impliziert das nämlich, dass ich jetzt quasi schon weiß was denn Wahrheit ist, und wenn dem nicht so ist, wonach suche ich dann? Dann ist dieses Wort einfach nur sinnlos.

Was sollte ich suchen? Ich weiß es ganz einfach nicht.
Ich müsste mir jetzt künstlich irgendwas konstruieren: z.B. krampfhaft nach "Gott" suchen.
Aber sobald ich diese Suche beginne, habe ich irgendwelche Vorstellungen und Erwartungen: "Dieses und jenes sollte geschehen, wenn ich Gott erkannt habe. Menschen die Gott erkannt haben, sind mit diesen und jenen Eigenschaften behaftet usw."
Das kann ich ganz einfach nicht mehr.

Und das sollte das Gleichnis zeigen:
Jeder der schonmal einer Vorstellung nachgejagt ist und bis zum Ende gegangen ist, hat wohl erkannt, dass es eben bloß eine Vorstellung war, und was bleibt dann:

Er kann einfach weiterleben.
Dieses "weiterleben" kann durchaus auch neue Erkenntnisse beinhalten, es kann durchaus einer Suche ähneln, ja sogar die eigentliche Suche sein, nur eben im obengenannten Sinne anders.

ich hoffe ich konnte etwas Klarheit in die Sache bringen.

liebe Grüße


.
 
nocoda schrieb:
Also leere Worte.
Danke für die Erklärung, die ein einfacher Mensch nicht wirklich versteht. :rolleyes:

*lg
nocoda

Es tut mir Leid, dass ich es nicht verständlich erklären kann.

Es ist immer einfach nicht möglich.
Vielleicht wenn du hier wärst, aber nicht in einem Forum.

(und vor allem nicht mit diesen verdammten ablenkenden Smilies rechts :angry2: )
 
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Hi xyto,
Die Geschichte hat einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Haken.
Sie stellt die Sache so dar, als bräuchte man nur erst an allen Stellen nachzuschauen, um herauszufinden, dass es nicht gibt, was man sucht. Quasi: Wenn sich alles als Fehler erwiesen hat, dann muss man automatisch herausfinden, dass die Suche sinnlos war.

Nur dass das in der Realität so nicht funktioniert. Es gibt absolut keinen, und das muss ich betonen, absolut keinen kausalen Zusammenhang zwischen den Anzahl Suchen und dem Finden. Es passiert plötzlich. Einfach so. Grundlos. Womöglich kann intensives Suchen die Wahrscheinlichkeit des Findens erhöhen, aber mehr nicht.

Der Glaube, etwas zu finden, muss erst völlig zerstört werden. Und das geht nicht, indem man sozusagen "durch negativen Ausschluss" ans Ziel gelangt. Denn dann könnte man immer noch den Glauben aufrechterhalten, genügend langes Suchen würde zum Ziel führen. Das ist nicht so.
 
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