Eigene Geschichten, eigene Gedichte, eigene Musik und eigene Bilder

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Im kleinem malerischen Dorf Landsieg, im Sauerländerdreieck, das von Bergen und Wäldern umgeben war, lebten zwei Freunde. Es wahren Lina und Jakob. Beide fanden eine besondere Freude an Doppeldeutigkeiten. Sie liebten es, durch spitze Bemerkungen und neckende Sötze das Geschehen um sie herum mit einem breiten Grinsen zu kommentieren.

Eines Tages kam auch ein Reisender in das Dorf. Sein Name war Phöns.

Lina und Jakob, die sich oft mit einem gegenseitigen Schlagabtausch unterhielten, wählen sogleich Phöns ihr Ziel für ihre sinnigen Bemerkungen. Also begab es sich eine Nachmittag's, als Phöns sich auf dem Dorfplatz befand, „Ah, schau, Jakob“, sagte Lina und ließ ihre Augen über Phöns staubige Stiefel gleiten, „man könnte fast meinen, der Herr da wäre eben direkt aus der Wildnis entsprungen.“
Jakob grinste und antwortete: „Oder vielleicht wollte er uns zeigen, wie man stilvoll durch den Dreck geht.“

Phöns hob langsam seinen Kopf, sah die beiden an und engegnete. „Nun ja, da ich lange genug durch die Wälder wandere ist mir klar, dass meine Schuhe nicht das Wichtigste sind, sondern wie fest ich den Boden unter meinen Füßen spüre“

Lina und Jakob wechselten einen kurzen Blick. "Vielleicht“, sagte Lina mit einem gespielt nachdenklichen Ton, „ist es eine Kunst, den Boden so fest zu spüren, dass man die Stiefel gleich ganz vergessen kann.“

Phöns blickte ihr direkt ins Gesicht und sagte, „Es gibt Tage, an denen ich tatsächlich alles andere vergessen kann, wenn icb die Dinge in Ruhe betrachtet.“ Jakob versuchte es erneut, seine Stimme leicht herausfordernd. „Mal ganz langsam Fremder! In unserem Dorf, wo die Vögel lauter als die Menschen sind, kann man das vielleicht leicht daher sagen.“

Phöns schmunzelte nun. „Die Vögel haben ihre Art zu sprechen, genau wie wir. Vielleicht liegt es nicht an der Lautstärke, sondern daran, wie aufmerksam wir zuhören.“

Lina und Jakob hielten inne. Sie waren daran gewöhnt, dass ihre Worte spitze Reaktionen hervorriefen, ihre Gesprächspartne verlegen stammeln, oder schnaufend aufbrausen ließen.

Doch hier stand Phöns, ruhig, der weder die Schärfe noch den versteckten Spott in ihren Worten zu beachten schien. Stattdessen schien er auf eine tiefere, friedlichere Weise zu antworten, die ihren Worten die Spitze nahm.

Und da es ein Märchen ist spüren Lina und Jakob, dass es keinen Sinn mehr hatte, Phöns mit weiteren Anspielungen oder Wortspielen zu testen. Sie waren Opfer ihrer Spitzfindigkeiten gewohnt. Sie hatten es mit jemandem zu tun, der schlichtweg und unverschnörgelt über ihre Spielchen hinwegschritt.

Phöns lächelte fast nicht wahrnehmbar in sich selbst hinein, schaute dem Wind nach, der sanft durch die Bäume rauschte, denn er ist nicht im Grollen, Schmollen, Zedern, Hadern, Rechtfertigen und Richtigstellung hineingefallen.
 
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