@tares
Das Ego ist das, was die Persönlichkeit ausmacht. Es ist ein Konglomerat aus gelerntem geprägtem und selbst gewähltem.
In dieser Welt ist es von Wert, sofern ich mich in einer Gemeinschaft bewege, sofern ich als Individuum wahrgenommen werden will und als Individuum eine individuelle Entwicklung habe.
Nun erst mal ist das Ego keine Illusion, sondern einfach nur ein Hilfsmittel. Die Vorstellung von der Illusion kommt daher, dass das Ego halt nicht meinen innersten Kern, mein wahres Sein darstellt, sondern etwas angezogenes (im Sinne von ich ziehe mir ein T-shirt über) ist. Es ist nicht Ich, sondern es ist das was ich nutze, um hier in der Welt als Individuum irgendwie aktiv zu sein.
Das halte ich für eine gute Beschreibung - das Ego ist gebildet von der Umgebung aber auch von uns selber und besteht aus den verschiedensten Funktionen und Kategorien.
Das würde ich beim ICH positionieren, denn es ist die Bewusstheit des Ich. Mit drei Jahren beginnt der Mensch sich selbst als ein von der Umgebung abgetrenntes Wesen zu erkennen. Er sagt zum ersten mal ICH (meist: Ich will...). Dies ist also ein Akt der Bewusstwerdung in der Entwicklung. Es ist ein Schritt der Trennung, der mit dieser Bewusstwerdung verbunden ist, deshalb ist dieser Akt in zweierlei Richtung interessant, einmal ist es ein Akt der Bewusstwerdung zum anderen ist es ein Akt der Trennung - beides ist hier miteinander verknüpft. Das eine bedingt das andere.
Egoismus heißt, dass das Individuum ganz auf sich bezogen lebt - nur das, was dieses Individuum als wichtig erachtet, was es haben will, machen will hat Bedeutung und wird gegen jeden Einwand durchgesetzt.
Wenn jemand an andere denkt, für andere etwas Gutes tut, würde ich das gar nicht als Egoismus bezeichnen, sondern als mitfühlendes, sich als Teil einer Gemeinschaft erlebendes Handeln.
LGInti
Ich halte das für die zentrale Aussage:
Es ist nicht Ich, sondern es ist das was ich nutze, um hier in der Welt als Individuum irgendwie aktiv zu sein.
Daher ist das Ego meines Erachtens auch nötig, denn es ist der Anteil, der die Dinge in dieser Welt regelt. Ich mag diese "Ego-Vernichtung" nicht, die aus dem Osten teilweise kommt und auch Ausdruck in politischen Systemen wie dem Kommunismus gefunden hat.
Wenn das Ego, also sagen wir der Alltags-Lebens-Manager ein guter Diener Gottes ist, dann erreicht Gott hier etwas auf der Welt. Gott, meine Seele, das ist die Konzern-Zentrale. Das Ego ist vielleicht die mittlere Führungsschicht - also wichtig genug - aber ...
Wenn ich so anfange nachzudenken, gibt es also doch "gute" Ego-Aspekte, ja, alle Aspekte, die das Ego benutzt, können auch gute Seiten haben, gut im Sinne davon, dass sie dem Wohle aller dienen.
Das Ego ist ja genau so materiell nicht nachweisbar, wie die Psyche oder Gott.
Die harten Kämpfe mit dem Ego kommen, wie ich es erlebe daher, dass es in unserer Gesellschaft keinen richtigen, ausrichtenden Bezug in der Senkrechten gibt, d.h. Gott, Seele, ICH BIN, Herz als Integrationspunkt, Seelenwollen, Gottes Plan etc. wird erst gar nicht in Betracht gezogen. Da die ganze "Konzernzentrale" als nicht existent angesehen wird, erhält das Ego als Alltags-Lebens-Manager zu viel Gewicht, es wird auch angeleitet, unerkannte Eingaben von innen/oben, als seine Weisheit auszugeben und durch gegenseitige Bestätigung der Egos untereinander entsteht so eine egoistsiche Gesellschaft, in der höhere Ziele, aktuelle Vorgaben des Seelenwollens schlicht ignoriert werden. Es ist möglich zu sagen, dass das, was wir Ego nennen, ein verzogener Persönlichkeitsanteil ist, einer, der gewohnt ist, alles zu bekommen und das Sagen zu haben.
Das Ego hat verschiedene Fehlschlüsse gezogen und benutzt in erster Linie faktische und materiell beweisbare Fakten um sich durchzusetzen. Dies ist aber einer fehlenden Einsicht geschuldet, dass die inneren/höheren Anteile das Wohl des Ego genannten Persönlichkeitsanteiles sehr wohl berücksichtigen, aber nicht in der ganzen Breite der Wünsche des Ego. Das Ego ist meist zu dick und dadurch werden andere Anteile in unserem "Staat" der wir sind, benachteiligt.
Das Ego hat seinen Platz im Wohlsein aller meiner Anteile, aber eben nur seinen Platz. Bestimmend sollte die Seele mit ihrem Wollen sein, das Herz oder auch Gott - je nach dem, welche "Schule" man besucht hat.
Allerdings mag sich die Seele sehr wohl durch das Ego ausdrücken. Dies setzt aber ein klares Verhältnis voraus, das die meisten westlichen Egos strikt verweigern. Da aber die Seele die schlußendlich bestimmende ist, wird sie sich durchsetzen, auch gegen das Ego. Dieser Lernprozeß findet meist über negative Rückkoppelung statt: Leiden, Krankheit, Verlust, Ängste ...
Einmal, weil wir das so entschieden haben und zum anderen, weil das die Anfänge sind, später soll es leichter gehen (ich warte noch drauf).
