Eckhart Tolle

Ich sehe die Funktion nicht als gestört an, sie agiert perfekt. Sie ist für mich genau der ergänzende Teil der Menschheit, den sie zur Bewusstwerdung benötigt, die Konfrontation mit sich selbst. Verurteile ich das und eine Störung, ein Fehler ist eine Verurteilung, wie ich auch immer versuche das zu relativieren, dann stelle ich meinen Weg über das göttliche Sein, über Gottes erdachten Weg und seiner perfekten Schöpfung.
Es geht nicht darum etwas zu verurteilen oder zu verherrlichen, beides sind Produkte unseres Verstandes, der vergänglich ist. Es geht darum mit dem was wir haben und erleben im Jetzt, in Frieden zu existieren.
Dies wird uns jedoch niemals gelingen, wenn wir unser Ego-Verstand auf die Welt projizieren, denn unser Verstand wird immer etwas finden, das er bekämpfen, verneinen, verbessern oder ablehnen kann.
Frieden bedeutet auch anzunehmen wenn Menschen den Weg des Verstandes, der weltlichen Sicht wählen.

Jesus oder Tolle reden nur von einem Frieden, den alle Menschen Jetzt wahrnehmen und ausleben können, diese Möglichkeit besteht....
 
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Wenn du dich jetzt allerdings gegen den Text festbeißt und ihn Tolle am Ende noch einen "Gegner", gar einen "Antichristen" siehst, dann machst du dich damit selbst nicht glücklich, sondern reproduzierst ein dualistisches gut-böse Weltbild. Dies nur als wohlwollende Anregung.

Das ist sehr nett, du hättest aber auch erkennen können, das gerade dieser Punkt in Tolles Aussagen offen ist.

Wie kommt Tolle von der Funktionsstörung, seiner Dualität durch ein "fehlerhaftes" Außen in die Einheit?

Vielleicht habe ich die Erklärung dazu übersehen.
 
Lieber Jaza,

Das ist sehr nett, du hättest aber auch erkennen können, das gerade dieser Punkt in Tolles Aussagen offen ist.

Wie kommt Tolle von der Funktionsstörung, seiner Dualität durch ein "fehlerhaftes" Außen in die Einheit?

Vielleicht habe ich die Erklärung dazu übersehen.


nicht-analytisch gesprochen ist es für mich nicht offen, weil ich es so gefühlt habe, wie ich es beschreibe, als ich das Buch hörte - als ich es las hatte ich es, wie gesagt, ähnlich interpretiert wie du.

Analytisch betrachte: Condemn hatte aus meiner Sicht weiter oben eine einleuchtende Darstellung des Verhältnisses formuliert. Ich kann das hier noch einmal versuchen. Das Sein selbst ist vollkommen und durchdringt alles:

Tolle schrieb:
Das Sein ist das ewige, immer gegenwärtige Eine Leben
jenseits der unzähligen Erscheinungen, die Geburt und Tod
unterworfen sind. Doch das Sein befindet sich nicht nur jenseits
von Formen, sondern auch tief im Innern der Formen als ihre
innerste unsichtbare und unzerstörbare Essenz. Das bedeutet,
das Sein ist jetzt zugänglich für dich, ist dein eigenes tiefstes
Selbst, deine wahre Natur.

Ich frage dich nun: gibt es in diesem Moment auf dieser Erde Lebewesen, die nicht erleuchtet sind? Beantworte diese Frage einmal für dich.

Meiner Ansicht nach: Ja, es gibt viele Lebewesen, die nicht erleuchtet sind. Das ist aber kein Grund, diese Menschen zu verurteilen. Man kann versuchen, zu beschreiben, was diese Menschen - die alle auch den Funken des Seins in sich tragen - daran hindert, erleuchtet zu sein.
Tolle beschreibt dies und versucht Wege (Portale) zu beschreiben und versucht genau dieses tiefe Sein des Hörers zu berühren.

Ich verstehe, dass du hier die drei Komponenten Ego, tieferes Selbst und Sein siehst, die als getrennt und isoliert gelesen werden können. Und ich verstehe auch, dass du Tolles Text so verstanden hast, dass er selbst mit seinem Verstand die Zivilisation verurteilt - mir ging es, wie gesagt, an manchen STellen ähnlich, als ich den Text las. Nachdem ich jedoch das Buch gehört hatte und das Ganze verstanden hatte, fühlte und verstand ich ihn anders.
Meiner Ansicht nach geht es vor allem darum, zu spüren, was der Text mit einem selbst macht, welche Schwingungen, welches Bewusstsein er bewirkt. Und auf dieser Ebene klären sich dann einige Fragen, die man beim Lesen an den Text hat.

Liebe Grüße,
Energeia
 
Ich frage dich nun: gibt es in diesem Moment auf dieser Erde Lebewesen, die nicht erleuchtet sind? Beantworte diese Frage einmal für dich.

Meiner Ansicht nach: Ja, es gibt viele Lebewesen, die nicht erleuchtet sind. Das ist aber kein Grund, diese Menschen zu verurteilen. Man kann versuchen, zu beschreiben, was diese Menschen - die alle auch den Funken des Seins in sich tragen - daran hindert, erleuchtet zu sein.
Tolle beschreibt dies und versucht Wege (Portale) zu beschreiben und versucht genau dieses tiefe Sein des Hörers zu berühren.


Aus der Sicht des Selbst ist alles erleuchtet, das Bewusstsein des Ego's und das Karma zusammen bildet diese Vollkommenheit. Sicher ist auch dein Standpunkt gültig und das Ego für sich betrachtet ist nicht erleuchtet.

Die Frage ist, wie kommen ich zum Selbst, wenn mein Karma oder mein Ego eine Fehlfunktion ist. Ich meditiere nicht, mir muss man das schon erklären. :)
 
Lieber Jaza,

Aus der Sicht des Selbst ist alles erleuchtet, das Bewusstsein des Ego's und das Karma zusammen bildet diese Vollkommenheit.

ja, da stimme ich dir vollkommen zu. Aus der Sicht des tiefen Selbst, des Seins, der Transzendenz ist alles vollkommen, auch das Ego und die Zivilisation. Es führt spirituell nicht weiter, das Ego oder die Zivilisation abzulehnen, die Menschen, die nicht dem eigenen Pfad folgen, zu verurteilen; es geht vielmehr um die Annahme, das Öffnen und die Liebe für alle Aspekte des Seins. Und jeder Mensch hat den Funken der Erleuchtung und das Sein in sich.

Sicher ist auch dein Standpunkt gültig und das Ego für sich betrachtet ist nicht erleuchtet.

Vielleicht kann man einfach die Frage stellen, wie die Menschen, die den Funken der Erleuchtung in sich tragen, die jedoch aufgrund ihrer Sozialisation auch ein Ego ausbildeten, noch mehr erleuchtet werden, noch heiler werden. Und diese Frage stellst du ja auch nun:

Die Frage ist, wie kommen ich zum Selbst, wenn mein Karma oder mein Ego eine Fehlfunktion ist. Ich meditiere nicht, mir muss man das schon erklären.

Ich bin mir sicher,dass ich dir jetzt nichts Neues sage.
Wir sind in der Gegenwart noch nicht wirklich in der Lage, wissenschaftlich zu "erklären", was Erleuchtung ist, auch wenn es manche Versuche dazu gibt:

8 Mönche waren auf das persönliche Geheiss des Dalai Lamas nach Madison gereist, um dort in der engen Röhre eines Magnetresonanztomographen (MRT) zu meditieren. In einem zweiten Versuch praktizierten die Mönche dann die besondere Meditationsform des «vorbehaltlosen Mitgefühls», während ihre Hirnströme von 256 Elektroden aufgezeichnet wurden. Alle Mönche hatten über viele Jahre zwischen 10 000 und 50 000 Stunden mit Meditation verbracht - nur solch geübten Meditierenden ist zuzutrauen, dass sie sich auch noch im dröhnenden Lärm eines Tomographen in wenigen Sekunden meditativ versenken können.

Das Resultat gilt weitherum als spektakulär: Die meditierenden Mönche zeigten extreme Aktivität im linken Frontalhirn, was laut Richard Davidson kennzeichnend sei für Menschen mit einer optimistisch-ausgeglichenen Grundhaltung, mit einem «positiven affektiven Stil», wie er es nennt. Beim Praktizieren des «vorbehaltlosen Mitgefühls» - einer tibetischen Meditationsform, bei der Liebe und Mitgefühl den gesamten Geist durchdringen - zeigten die EEG-Messwerte noch eklatantere Unterschiede zu normalen Versuchspersonen: Die sogenannte Gamma-Aktivität (Wellen mit einer Frequenz von über 30 Hertz , die kognitive Höchstleistungen begleiten) stieg während der Meditation nicht nur stark an, sie breitete sich auch in einer durchaus unüblichen Weise über das ganze Hirn hinweg aus.

Man kann wissenschaftlich zeigen, dass durch Meditation die Gehirnaktivität verändert wird. Aber ist das Erleuchtung?

Die spirituellen Lehren versuchen ja nichts zu "erklären", sondern sie versuchen zu leiten, zu beschreiben, hinzuweisen. Genau so unternimmt dies auch Tolle mit seinen Texten und Vorträgen. Er spricht und wir hören, lesen seine Worte, schauen in uns, spüren nach, was wir erfahren, was wir sehen, was wir fühlen, ob der Text uns etwas sagt, wir fühlen vielleicht einen alten Schmerz, wir fühlen, wie wir auf unsere Eltern wütend sind, wir fühlen, dass da tief in uns Schmerzen sind, wir sehen, dass wir uns mit bestimmten Eigenschaften identifizeren, dass wir manchmal perfekt sein wollen und uns schlecht fühlen, wenn wir nicht gut sind, wir ahnen, dass wir öfters durch den Verstand die Welt formen, wie sie vielleicht nicht ist... ...durch all das verstehen wir, dass das, auf was die Worte irgendwie verweisen, da ist. Wir können dann hierfür auch das Wort "Ego" verwenden.
Genauso ist da aber auch etwas in uns, das das alles sieht und fühlt, etwas Tieferes in uns, dass ganz viel fühlen kann, Schwingungen aufnehmen kann, das fühlt, dass es gut ist, in die seelige Stille einzukehren, Frieden herbeizuführen, etc. . Wir fühlen nach und sehen und fühlen, dass das alles in uns ist. Und wir können für dies das Wort "tieferes Selbst" verwenden.
Jetzt schildern uns die verschiedenen Lehren und Lehrer verschiedene Wege, wie wir von den Bewusstseinsprozessen loslassen können, die wir als Ego bezeichnet haben, und wie wir die Bewusstseinsprozesse vermehren können, die wir als spirituell bezeichnet haben.
Es liegt dann an uns selbst, an unserer Erfahrung, die Entscheidungen zu treffen, die Wege zu gehen. Manchmal bleiben wir in Mustern hängen, manchmal wehren wir uns dagegen, etwas zu erkennen, manchmal kommen wir an einer Stelle an, an der wir schon mal waren und doch scheint sie anders. Ob es nun so oder so kommen wird, das können wir jetzt nicht wissen. Das einzige, was meiner Ansicht nach hier zählt, ist das deutliche Gefühl, die Gewissheit, dass es richtig, weise und wertvoll ist, in diese Richtung zu gehen. Wenn wir dies nicht fühlen, wenn wir diese Erfahrungen noch nicht gemacht haben, dann hilft uns vielleicht ein "Glaube", diesen Weg zu gehen. Wenn wir weder Glaube noch Erfahrungen haben, dann zwingen uns vielleicht Krisen und zwingt uns tiefes Leid in diese Richtung zu gehen. Wenn wir all das nicht haben und vielleicht auch ein mehr oder weniger angenehmes Leben in dieser Gesellschaft führen, dann gehen wir vielleicht gar nicht diesen Weg, dann ist es vielleicht gar nicht an der Zeit.
Es ist ja nicht so, dass jeder Mensch in seinem Leben einen spirituellen Pfad einschlägt. Manch einer sieht vielleicht einen größeren Sinn darin, in der Politik die Welt zu verbessern oder als Arzt in Afrika Menschenleben zu retten oder als Physiker Solarzellen herzustellen, welche die Menschheit von Atomkraftwerken befreien. Manch einer wird Pornodarsteller, weil ihm das die größte Erfüllung verspricht, ein anderer wird vielleicht Professor, weil er am liebsten alles mit Theorien erklären möchte.
Das Schwierige am spirituellen Weg scheint mir zu sein, dass man diese Entscheidung selbst treffen muss - und wenn man sie wirklich mit Gewissheit bejahen kann, dann wird der Weg auch seine Früchte zeigen.

Liebe Grüße,
Energeia
 
Hi Energeia!

Hallo Condemn :)



Das kann ich gut nachvollziehen, mir geht es manchmal ähnlich.
Ich glaube, dass es im Grunde jeder kennt, weil ich annehme dass jeder kreative Zustand auf dieser Basis "funktioniert".



Ja, das ist mir jetzt doch auch schlagartig wieder bewusst geworden, als ich einen Text las, der beschrieb, wie in einer psychiatrischen Klinik ein Meditationslehrer Meditation anbot, dies aber überhaupt nichts nützte, weil die Menschen sich überhaupt nicht still hinsetzen konnten und wollten, während hingegen Tai Chi, yoga und ähnliche Übungen den Menschen sehr viel schenkten.

Interessanterweise hatte ich hier in meinem Standpunkt plötzlich wirklich nur meine eigene Entwicklung gesehen und einfach nur meine persönliche derzeitige Ansicht vorgetragen, obwohl ich selbst aus andere Lebensphasen weiß, wie wichtig manchmal der Einstieg über autogenes Training, Yoga, ein spirituelles Buch sein kann, weil es mit der Meditationsdisziplin einfach nicht so gan klappen möchte - so ganz praktisch.
Ich glaube, dass das Beste tatsächlich ist, wenn jemand den Mut hat auf sich selbst zu hören, und nicht so sehr über äußere Informationen herauszufinden versucht, was das objektiv Beste ist. Wobei man wiederum auch sagen kann, dass genau das eben dann zum eigenen Weg gehört... Wie man es dreht und wendet, man macht es schon irgendwie richtig, oder zumindest "passend" für einen selbst.


Ja, genau, es ist hier immer die Frage, mit welcher Haltung derjenige meditiert - meditiert er, um die eigenen Identifikationen (z.B. ich bin ein "Erlöser") zu festigen, Schmerzen zu verdrängen und sich insgesamt zu verschließen oder meditiert jemand, um in der Sille Offenheit zu erfahren. Man kann diese Haltung auch nicht erzwingen, reines Informationswissen reicht hier auch nicht aus. Es ist eben selbst schon ein Bewusstseinsprozess, eine zumindest kleines Offensein nötig, um sich hierauf einzulassen.
Andererseits scheint es mir, dass auch diejenigen, die sich erst einmal identifizerend und sich verschließend auf die Meditation einlassen, auf diesem Weg irgendwann durch die MEditation selbst diese Muster beobachten können - das ist aber ein langer Weg und manch andere Wege (z.b. Psychotherapie, und anderes) hätten dies vielelicht rascher vollbracht.
Ich glaube, dass die meisten meditieren oder sich allgemein mit einem solchen Thema beschäftigen, weil sie sich davon erhoffen, etwas zu bekommen womit sie identifiziert sind, sei es eine Fähigkeit oder auch ein materieller Wert. Allerdings halte ich das nicht so sehr für ein Problem. Du schreibst, das könne zu einem "insgesamt verschließen" führen. Ich glaube, dass Meditation mit einem bestimmten Ziel mit dem man identifiziert ist, schon positiv wirkt, bis auf das Ziel selbst. Also angenommen, ich habe einen Wunsch und versuche durch Meditation bestimmte Blockaden auszuräumen. Dann wird das schon funktionieren. Man schafft es nach und nach sehr vieles zu lösen. Aber der Wunsch selbst, das "nicht haben", wird dadurch noch nicht gelöst. Und an der Stelle muss man dann auch diese Identifikation lösen. Allerdings kommen die meisten wahrscheinlich gar nicht so weit. Viele geben auf, weil sie nicht verstehen warum sich nichts positiv verändert, obwohl die Blockaden "gefallen" sind, woraus sie den Schluß ziehen dass es so eben doch nicht funktioniert. Wäre man aber vollkommen konsequent, würde wahrscheinlich am Ende nur noch der Wunsch stehen, bzw. der Mangel daran, und man könnte erkennen dass es das Streben danach ist, was den Mangel erhält. Ich hatte das schon mal, allerdings weiß ich nicht mal warum. Es war eine ganz deutliche Erkenntnis die vollkommen überraschend kam, und mich sicher wissen ließ, dass es gar keine Blockade gibt, sondern lediglich das Streben genau das von einem fernhält, was man damit eigentlich erreichen will. In dem Moment dieser Erkenntnis geschah dann auch ein "Loslassen", dass ich nicht mal bewusst veranlasste, es geschah eher automatisch. Für einen kurzen Moment war ich dann in einem anderen Bewusstseinszustand und konnte erkennen, dass ich als Person "in mir" existiere, bzw. "hinter" mir was ich nicht räumlich meine, sondern wie eine Basis. Schwer zu beschreiben. Leider war dieser Moment auch nur kurz, da ich zuviele Identifikationen die "drum herum" existierten noch nicht gelöst hatte. Paradoxerweise sind das ja tatsächlich keine objektiven Blockaden und diese Erkenntnis brachte mich ja in diesen Zustand. Aber als ich drin war, entstanden sehr schnell Gedanken der Unsicherheit ob ich nicht schnell wieder "herausfalle", was dann natürlich auch geschah.


Ja, sehe ich genauso. Manchmal ist es einfach wichtig, den Bauch und den Körper zu spüren, bevor es in die Stille gehen kann. Manchmal ist es einfach wichtig, eine stille Phase zu erleben und sei dies nur durch zufällige äußere Bedingungen, etc. etc. .
Früher war es bei mir tatsächlich joggen. Das war noch kein bewusstes meditieren, aber ich war dabei sehr ruhig, konnte sehr klar denken ohne mit den Inhalten zu sehr identifiziert zu sein. Seltsamerweise ist es heute so, dass ich immer dann am ruhigsten bin, wenn ich sowieso nichts anderes machen kann, z.B. wenn ich im Zug sitze. Ich habe mich irgendwann gefragt, warum ich das so gerne mache und mir wurde klar, dass es daran liegt, dass ich mir nicht dauernd dadurch Druck mache, dass ich denke, ich müsste eigentlich etwas anderes tun, denn diese Art Ruhe habe ich zu Hause nie. Und das liegt tatsächlich daran, dass eine gewisse Unsicherheit darüber herrscht, ob das was ich gerade tue auch wirklich das ist, was ich sozusagen "tun sollte". Seltsamer Mechanismus irgendwie...



Ich fand die besten Szene, als der Joker in den Krankenschwester-Klamotten seine Szenen spielte :)
Oh ja... Mir gefiel allgemein dieser "böse" Humor irgendwie. Und auch wenn er ein Teufel ist, man muss ihm immerhin zugestehen dass seine Philosophie in sich schlüssig ist und sogar einen gewissen spirituellen Charakter hat. :D

Und dennoch bevorzuge ich den einsamen Batman als Projektionsfläche, vor allem das Trauma mit den Fledermäusen und die Überwindung der Ängste im vorherigen Teil hat mich angesprochen.
Ja, ich glaube, dass das etwas ist, das Lighthning hier auch angesprochen hat: Authentizität. Kinofilme können uns in unserer Subjektivität berühren, das unser Heldenbild sein, können unsere Versagensängste, Minderwertigkeitsgefühle, können unsere Beziehungsschmerzen, ... ... es kann so vieles sein. Für einige Momente wird dieses Gefühl dann authentisch und die Frage stellt sich dann, ob wir uns darin verlieren, uns damit vollkommen identifizieren oder ob wir uns darin erkennen, uns einerseits annehmen, lieben und zugleich davon ein wenig loslassen. Auf diese Weise können auch Komödien, Dramen & Batman-Filme ein Element der Achtsamkeitspraxis werden. :)
Mir wurde irgendwann mal klar, dass letztlich alles funktioniert, wenn man bewusst damit umgeht. Bei Filmen die irgendetwas in einem ansprechen, so dass man sich damit identifiziert, darin sozusagen "aufgeht", glaube ich dass das schon ein positiver Prozess ist, weil man Identifikationen durchlebt. Sie werden nicht bewusst gelöst, aber es ist vergleichbar mit einer realen Erfahrung, die ja auch letztlich dazu beitragen sich zu lösen.

Aber der Witz ist, dass genau das was man gar nicht leiden kann, oft extrem gut funktioniert wenn man damit dann bewusst umgeht. Talkshows z.B. wo man sich über die Blödheit der Leute aufregt, oder gerade ein Thema dran ist, mit dem man identifiziert ist, vielleicht jemand dort ist, den man komplett verurteilt usw. Wenn man das bewusst macht kann es viel bringen. Oder bei Büchern... Einmal die wirklich schlechten. Und dann auch die, die thematisch irgendetwas haben dass man verurteilt. Bei mir war es z.B. immer schon so, dass ich Religionen aus dem Weg ging. Mit "Gott" oder "Jesus" wollte ich nichts zu tun haben, bzw. glaubte eben nicht daran. Das blieb auch so, als ich anfing mit mit esoterischen Themen zu beschäftigen. Bücher die mir zu religiös vorkamen, den Begriff "Gott" benutzten usw., habe ich immer gemieden. Und es gibt ein Buch, dass übrigens auch Tolle studiert hat. Er erwähnt es in seinem Buch, glaube im Vorwort: "Ein Kurs in Wundern"...
Einerseits hat mich dieses Buch immer fasziniert, aber weil es ein eher christlichen Kontext hat, sogar die Worte von Christus selbst sein sollen, es ist ja gechannelt, habe ich es mir nie gekauft. Aber irgendwann tat ich es dann doch und mir fiel etwas auf, worin ich später auch bestätigt wurde. "Ein Kurs in Wundern" zeigt so ziemlich jedem auf, was er ablehnt. Das ist darin mit angelegt. Denn für wirkliche Christen ist dieses Buch eine verdammt harte Nuss, da es in Wirklichkeit eher "Advaita" ist, als in dem Sinne christlich wie es die Kirchen lehren und die meisten Gläubigen, seit ihren Kindertagen gelernt haben. Für diejenigen die mit dem Christentum nichts anfangen können ist es auf den ersten Blick zu religiös, weil dort christliche Begriffe benutzt werden. Und insgesamt ist die Lehre extrem konsequent. Es ist nicht gerade ein "Fell-Good-Buch", da es kein bisschen irgendwelche "Ego-Wünsche" unterstützt, sondern eine grundlegende Aussage die ist, dass es "hier" nichts gibt dass man wirklich will. Das Leben wird dort mit einem Alptraum verglichen aus dem es aufzuwachen gilt, indem man das Ego durchschaut, dass dort als ziemlich hinterhältig beschrieben wird, bzw. als eine Art "psychologischer Mechanismus" der einen in die falsche Richtung führt, manipuliert und an Illusionen glauben läßt. Insofern kommt man beim Lesen ständig in Kontakt mit Ablehnung. Man will teilweise nicht, dass wahr ist was darin steht. Manche, die gleichzeitig glauben was darin steht, davon überzeugt sind, dass es wirklich von Jesus selbst diktiert wurde, aber nicht wirklich verstehen, bekommen teilweise richtig Angst. Und irgendwann wurde mir klar, dass das beabsichtigt ist. Es soll Ablehnung hervorrufen und hat daher in gewisser Weise zwei Ebenen. Einmal das Wissen das vermittelt wird, die Lehre. Und dann das ständige berühren gewisser Identifikationen. Daher lesen es sehr viele auch nie durch. Wie auch immer... Bin leicht abgeschweift. :D

Eigentlich wollte ich nur sagen, dass man so ziemlich alles nutzen kann um Identifikationen zu erkennen. Das Forum hier ist dafür auch ziemlich gut, wenn man mal auf die inneren Reaktionen achtet was bestimmte Beiträge und/oder die Personen "dahinter" angeht.

Was Identifikationen aber wirklich ganz grundlegend überhaupt entstehen läßt, ist mir immer noch nicht klar. Der erste Schritt in die Identifikation muss m.A.n. gewollt gewesen sein. Aber... Auch das ist eine Identifikation von mir: Ich hasse es regelrecht, nichts sicher zu wissen. ;)

VG,
C.
 
Hi Jaza!

Hallo Condemn,

es liegt wohl einerseits an unserer Vergangenheit, die Kirchen haben jahrhundertelang den Weg der Erkenntnis unterdrückt und für die Menschen die sich damit beschäftigen ist das Wissen oft der Wert ihres Ego's und sie hüten es wie einen Schatz.
Ja, das sehe ich ähnlich. Paradoxerweise führen gerade die institutionalisierten Religionen genau in die Gegenrichtung als die "Meister" auf die sich die Religionen berufen. Am Christentum kann man das sehr gut sehen. Jesus lehrte Liebe und Vergebung, das Loslassen aller Verurteilungen, und die Kirchen machen daraus als ersten Schritt ein rein moralisches Thema, erkennen anscheinend nicht mal andeutungsweise die Tiefe und den Hintergrund solcher Aussagen, und im zweiten Schritt sind sie es selbst die ständig verurteilen, Angst machen, Dogmen erzeugen. Man kann eigentlich sagen, sie sind der "Teufel", denn von dem ist ja bekannt dass er ein Meister der Täuschung ist. ;)

Das "Bewusstsein des Ego's" + das Karma ist für mich das Selbst. Das Selbst ist unsere Reflexionsfläche, das Ego schöpft seinen Grad/Radius der Erkenntnis/seines Seins und wird durch das Selbst ergänzt, so das unser wirkliches Sein immer vollkommen bleibt, also das Innen und das Außen .... Karma ist exakt die Differenz die wir zu unserem Selbst haben, also bildet die reflektierte Energie, das Schicksal. Das schafft ein Sein in der Zukunft und reißt uns aus dem Jetzt. Aus meiner Sicht ist z.B. das was Tolle sagt, das Außen ist krankhaft, fehlerhaft etc. Karma, eine Differenz zu unserem Sein.
Ich sehe das sehr ähnlich, also was Du über das Selbst als Reflexionsfläche schreibst und die Ergänzung so dass insgesamt alles vollkommen ist. Mathematisch könnte man sagen, es kommt auch bei den wildesten Gleichungen immer 0 heraus. Ich bin unsicher, ob ich richtig verstanden habe was Du über Karma schreibst. Du meinst damit das aufteilen des "Einen" in zeitliche Momente, oder?

Ich habe jetzt nicht mehr soviel Zeit, aber das ist ein sehr interessantes Thema, also dieses ausgleichende in den Polaritäten, dass man eigentlich schon sagen kann, es hat eine physikalische Grundlage, bzw. wäre theoretisch mathematisch genau berechenbar. Ich glaube das wirklich... Nicht unbedingt dass es praktisch möglich ist. Aber dass alles einem grundlegenden Gesetz folgt, das mit absoluter Genauigkeit eingehalten wird. Walter Russell nennt es "Ausgewogen rhythmischer Austausch".



Der Weg des Jnana-Yoga ist (für mich) die geistige Erfassung dieser zwei Kräfte, wie sie sich ergänzen und wie sie zusammen eine Einheit bilden. Wenn das Ego diese Perfektion und Genialität erkennt, erkennt es auch sein erbärmliches Handeln und verkrümelt sich.

Das kostet viele Tränen, doch ohne sie wird man den "Satan" nicht überwinden können.
Es ist wichtig bereit zu sein, sich darüber "erbärmliches Handeln" bewusst zu werden, ansonsten baut man eine Energie auf, die sich nicht überwinden lässt.
Ich sehe auch das ähnlich. Die Perfektion ist in jedem Moment existent, das Nicht-Erkennen dessen wird allerdings als real erfahren und das daraus entstehende Leid ist schwer zu leugnen. Das erzeugt irgendwie das Paradox, dass man um die Perfektion weiß, aber wiederum nicht wirklich erkennt... Für das Einzelego ist daher ziemlich wenig perfekt, die Perfektion zu erkennen wäre dessen Auflösung. Man kann also sagen, es hat genau diese Funktion der es nachkommt: Leiden und nach der Auflösung dessen Streben, wodurch Bewegung und zeitliche Entwicklung geschaffen wird. Das Thema Zeit dabei ist irgendwie ein Schlüsselthema. Aber auch sehr schwer zu verstehen, vielleicht sogar unmöglich für einen "Zustand" innerhalb der Zeit.

Aber... ich muss mal aufhören.
Es gibt ein gutes Buch dass sich mit all dem befasst. Kann man online umsonst bekommen: "Das Geheimnis des Lichtes"

Falls es Dich interessiert, kannst Du es, und noch ein paar andere Bücher, hier finden:
http://www.walter-russell.de/de/Bibliographie.php

Ist wirklich gut.

VG,
C.
 
Hallo Condemn,


Ich glaube, dass die meisten meditieren oder sich allgemein mit einem solchen Thema beschäftigen, weil sie sich davon erhoffen, etwas zu bekommen womit sie identifiziert sind, sei es eine Fähigkeit oder auch ein materieller Wert. Allerdings halte ich das nicht so sehr für ein Problem. Du schreibst, das könne zu einem "insgesamt verschließen" führen. Ich glaube, dass Meditation mit einem bestimmten Ziel mit dem man identifiziert ist, schon positiv wirkt, bis auf das Ziel selbst. Also angenommen, ich habe einen Wunsch und versuche durch Meditation bestimmte Blockaden auszuräumen. Dann wird das schon funktionieren. Man schafft es nach und nach sehr vieles zu lösen. Aber der Wunsch selbst, das "nicht haben", wird dadurch noch nicht gelöst.

Jetzt kann ich aber widersprechen :) Also ich kenne es bei mir selbst, dass es ganz anders sein kann. Ich habe das auch schon bei anderen erfahren und ich habe erst gestern wieder recht interessante Stellen bei Kornfield gelesen, die mich auch an Opti - und mein EReignis - erninnert haben.

Wenn dieses Stadium eintritt, meinen Praktizierende oft, sie seien erleuchtet. Das nennt man 'vorläufige Erleuchtung' oder 'Pseudo-Nirwana'. Wenn sich solche wunderbaren meditativen Zustände einstellen, haben wir das Gefühl, wir seien frei von unserer alltäglichen Identität; doch dann greifen wir, ohne das wir es wissen, nach diesem Zustand und erschaffen ein neues Gefühl von Selbst. Pseudo-Nirwana erscheint wie Freiheit, aber es ist zugleich auch eine Sackgasse, in der Prakizierende lange festsitzen können.

Derartige Sackgassen und Krisen stellen sich aber nicht erst auf dieser Ebene ein, wie z.B. auch Kundalini-Erleuchtungskrisen, sondern schon weit zuvor.
Es war beispielsweise mein dritter längerer Meditationskurs, als ich eine Bangha-Erfahrung machte. Damals war mir nicht klar, dass diese ERfahrung eigentlich nur die 5 Stufe von 16 Versenkungsstufen darstellt - http://www.vipassanadhura.com/sixteen.htm#four . Der Lehrer hatte "Bhanga" auch als eine tolle ERfahrung angekündigt, schien es mir, und tatsächlich war es eine sehr schöne Erfahrunge, alles löste sich auf, der gesamte Körper war ein einziger, durchlässiger Energie-Körper, keine Blockaden, ich reagierte auf nichts und ich konnte so für einige Stunden verweilen. Dies geschah am vorvorletzten Tag des Kurses und hielt zwei Tage an. Am letzten Tag ging es mir plötzlich fürchterlich schlecht. Es ging mir aber nicht fürchterlich schlecht, weil ich an den ERfahrungen des vorherigen Tages festhielt. Ich hatte einfach die nächste, die 6. Stufe erreicht: Bhaya nana. Ich hatte fürchterliche Ängste und wusste nicht was los war - es ging mir auch so schlecht, dass ich nicht zum Lehrer ging. Ich hatte unglaubliche Ängste, dass mich meine Freundin verlässt, die auf diesem Kurs war, von der ich mich eigentlich trennen wollte :) - und ich verstand gar nicht, dass die Ängste etwas mit dem Kurs zu tun hatten. Ich hatte sie im Garten gesehen und ihr Blick hatte plötzlich in mir Ängste ausgelöst und ich konnte - wie gesagt - nicht verstehen, dass sich daran die nächste Stufe manifestierte.
In diesem Zustand verließ ich den Kurs, durchdrungen von diesem unbewältigten Lebensgefühl und ich klammerte mich damals dann noch ein ganzes Jahr (!) an diese Beziehung, die nur noch Unglück brachte, während meine Meditationspraxis ebenfalls sehr litt. Ich durchlebte eine so starke Krise in dieser Zeit, dass ich das alles nicht "beobachtend" begreifen konnte. ERst danach konnte ich das alles, den Zusammenhang zum Meditationskurs erkennen.
Ich will darauf hinaus, dass es kein linearer Prozess ist, gerade auch mit der Meditation nicht. Wenn man nur autogenes Training praktiziert und ansonsten die Gesellschaft und das Leben "in" der Gesellschaft mit ihren sozialen Konstruktionen (Prestige, Normen, etc.) bejaht, dann mag man vielleicht von derartigen Krisen verschont bleiben - zumindest entstehen sie nicht direkt durch das autogene Training ;). Aber durch Meditation können immer wieder starke Krisen eingeleutet werden. Besonders ist mir das auch bei der Chakra-Mediation aufgefallen, gerade bei den unteren 4 Chakren, wo wirklich schmerzhafte Blockaden festsitzen können. Man praktiziert erst Chakra-Meditation, spürt das weiße Licht, öffnet die Chakren leicht, alles scheint wunderbar und plötzlich irgendwann, wenn das Herz-Chakra eigentlich doch gerade so schön voller kleiner Energiefunken zu pochen scheint, kann ein Schlag eintreten, wie ein kleiner Herzinfarkt und dann tauchen die tiefen Verletzungen im Herzen auf - und wenn dann der Gleichmut nicht trainiert ist, dann ist das erst einmal ein Schock.
Ich glaube also nicht, dass man mit der Meditation vieles nach und nach löst und es nur darum geht, die Identifkation mit dem je stets anvisierten Ziel aufzulösen, sondern dass ganz andere, tiefe Probleme im Laufe der Praxis auftauchen, von denen man zuvor gar nichts geahnt hat.





Ich habe mich irgendwann gefragt, warum ich das so gerne mache und mir wurde klar, dass es daran liegt, dass ich mir nicht dauernd dadurch Druck mache, dass ich denke, ich müsste eigentlich etwas anderes tun, denn diese Art Ruhe habe ich zu Hause nie. Und das liegt tatsächlich daran, dass eine gewisse Unsicherheit darüber herrscht, ob das was ich gerade tue auch wirklich das ist, was ich sozusagen "tun sollte". Seltsamer Mechanismus irgendwie...

Das kenne ich auch. Mir scheint, dass es hier sehr wichtig ist, dass die Gewißheit darüber, wie wichtig und liebevoll diese Stille für einen selbst ist, noch karer und stärken wird, damit diese Unsicherheit immer mehr vergeht.

Eigentlich wollte ich nur sagen, dass man so ziemlich alles nutzen kann um Identifikationen zu erkennen. Das Forum hier ist dafür auch ziemlich gut, wenn man mal auf die inneren Reaktionen achtet was bestimmte Beiträge und/oder die Personen "dahinter" angeht.

Ja. Ich unterscheide hier zwischen der spirituellen Alltagspraxis, etwa hier im Forum, wenn ich Achtsamkeit quasi mit der anscheinenden "Außenwelt" üben kann, von der intensiven spirituellen Praxis, wenn ich in irgend einer Form meditiere und meine Achtsamkeit auf meine anscheinende "Innenwelt" richte.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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...ach ja, mir fällt gerade auf: mit dem Kornfield-Zitat lag ich noch genau auf deiner Linie der Beschreibung des Problems der Identifikation mit dem Ziel :)
Erst mit meinen eigenen Beispielen habe ich dann die anderen Probleme beschrieben.

LG,
Energeia
 
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