Du hast recht. Ich kann ihn natürlich auch in die falsche Richtung laufen lassen. Manche nennen dies dann Toleranz. Ich würde eher von Unvernunft oder Gleichgültigkeit sprechen. Ich halte es für vernünftiger, ihm zu sagen, dass er in die falsche Richtung läuft. Man muß nicht alle Fettnäpfchen selber ausprobiert haben, um zu erkennen, daß man in die falsche Richtung läuft. Der Vernünftige, macht sich vorher seine Gedanken über den Weg, den er gehen möchte.
Wieso sagst du, ich hätte Recht- wenn du dann vor hast, das Gegenteil zu behaupten?
Und ja, das könntest du wirklich tun- jemanden laufen lassen. Dazu bedarf es Vertrauen. Vertrauen darin, dass derjenige den Weg auch ohne dich findet. Glaub mir, kein anderer als ich weiss besser, wie schwer dies in Wahrheit ist.
Du verstehst es als Verantwortlichkeit, ich nenne es Dikatatur. Und genau das kann ich eben erkennen, weil ich selbst mein kleiner Diktator war. Und heute lache ich darüber. Was hat das mit Vertrauen zu tun... oder gar mit Nächstenliebe? Nichts.
Wir wollen anderen den Weg weisen, weil wir in Wahrheit Angst in uns haben. Das ist der einzig wahre Grund. Um diese Angst zu verschleiern, wenden wir vor allem kluge und durchdachte Modelle an- denn schliesslich brauchen wir diese Rechtfertigung vor uns. Es ist und bleibt allerdings Selbstbetrug.
Die Lösung besteht darin, die eigene Angst anzuschauen und zu transformieren.
Ich erwarte nicht von dir, dass du mir nun mit wehenden Fahnen zustimmst, aber eins weiss ich: Du wirst dies lesen, vielleicht auch 2x... und es wird etwas hängenbleiben.
Auf deinen Widerspruch freue ich mich ganz besonders. Er wird kommen und mir erneut zeigen, wie sehr du deiner Rechtfertigung vor dir selber bedarfst.
