Diktaturen, wie ich sie beobachte, schalten ihre Bürger auf "Gleichklang". Das betrifft nicht nur Verhalten, es betrifft auch Wertvorstellungen.
Unvergessen ist mir eine Doku (keine Ahnung, wie die hiess), da durften westliche Photographen in Nordkorea eine (gestellte) Familie in einer gestellten Wohnsituation filmen.
Das Kind (fünf Jahre oder etwas jünger) spielte brav seine Rolle und tat, wie ihm geheissen.
Irgendwann bat das Filmteam das Kind, einfach zu tun, was es möchte.
Da wurde das Kind völlig hilflos und begann schliesslich zu weinen.
Es wusste nicht, was das war "was Du möchtest". Es wollte gern tun, was ihm gesagt wurde, aber es wusste nicht, wie das ging.
Es hatte keine Ahnung von sich selber.
Ich weiss nicht, was da für Erwachsene bei rauskommen - ein florierendes Wirtschaftssystem kann allemal dabei entstehen.
Ich will nicht werten. Wir haben eine Demokratie, Individualität ist bei uns ein Wert, Selbstbestimmung auch und vieles mehr.
Ich bin nicht der Meinung, dass man seine eigenen Werte anderen Völkern und Kulturen aufdrücken muss - ist ja auch eine Form von Okkupation und Gewalt.
Das macht mich etwas hilflos - denn klar wäre es einfach, über Koreaner oder andere zu schimpfen, wie "schlimm" die doch sind.
Ich finde die Gefängnisse und Arbeitslager in Diktaturen wirklich schlimm. Ich finde es schlimm, wenn meine Unterwäsche eventuell von einem Uiguren genäht wurde, der mit gebrochenen Beinen an der Nähmaschine sitzt oder mit anderen Folterspuren.
Das finde ich entsetzlich.
Und wenn eine Diktatur zwingend zu solchen Mitteln greifen muss, um existieren zu können, also ob Unterdrückung, Gewalt, Folter notwendige Mittel für eine Diktatur sind - doch, ja, dann verurteile ich das. Obwohl ich niemanden und nichts verurteilen will.