Das mag stimmen, aber im Endeffekt lösen sie keine Probleme; sie machen alles nur noch schlimmer. Zudem verschreiben die Ärzte sie bei fast jeder möglichen Störung, die das moderne Paradigma sofort als eine Störung des Gehirnstoffwechsels erklärt – was jedoch eine glatte Lüge ist.
"
Mit anderen Worten: Studien, die SSRIs (sowie vielen anderen Medikamenten) positive Effekte bescheinigten, wurden vielfach in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Zeigten Versuche aber nicht das gewünschte Ergebnis, wurden sie schlicht nicht publiziert. Das führt natürlich den Sinn von Wissenschaft
ad absurdum. Gut zu wissen: Pharmafirmen behalten sich bei solchen Kooperationen oft die Letztentscheidung darüber vor, was mit den Daten geschieht.
“Ist doch egal!”, haben sich viele Ärztinnen und Ärzte vielleicht gedacht: Die Medikamente wurden fröhlich weiter verschrieben, häufig auch von Medizinern, die dafür gar nicht spezifisch qualifiziert waren (zum Beispiel Hausärzten).
Erst im Juli dieses Jahres sorgte eine neue Übersichtsarbeit für Wirbel: Das, was viele Wissenschaftler nur hinter vorgehaltener Hand einräumten, haben
Joanna Moncrieff, Psychiatrieprofessorin am University College London, und Kollegen noch einmal ins Reine geschrieben:
Es gibt keine überzeugenden Beweise für die Serotonin-Hypothese der Depression.
Auffälliger als dieses Ergebnis ist für mich die Fachzeitschrift, in der es erschien:
Molecular Psychiatry ist gewissermaßen die Höhle des Löwen der Biologischen Psychiatrie – also derjenigen, die der Welt seit den 1980ern weismachen wollen, psychische Störungen seien Erkrankungen im medizinischen Sinn, ja sogar Gehirnstörungen (dazu auch
eine neue Veröffentlichung aus meiner Hand).
Nebenbei sei erwähnt, dass an Moncrieffs Arbeit auch
Michael P. Hengartner von der Fachhochschule in Zürich beteiligt ist. Er kommentiert die Forschungsdaten zu den SSRIs seit vielen Jahren kritisch, auch gegen Widerstand aus der Fachwelt. Schon 2018 war er hier bei MENSCHEN-BILDER als Interviewpartner zu Gast (
Teil 1,
Teil 2)."
Neue ARD-Dokumentation zeigt Schattenseiten der millionenfachen Medikamentenverschreibung In den 1980ern/1990ern wurden neue Medikamente entwickelt, die den Serotonin-Spiegel im Gehirn erhöhen. Diese heißen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (abgekürzt als SSRIs, aus dem Englischen) und werden heute...
scilogs.spektrum.de