Lieber Airwolf,
als mein Vater starb war ich 8 Jahre alt und verhielt mich ebenso wie Deine Kinder.
Ich denke, als Kind hat man eine ganz andere Einstellung zum Tod.
Dies wird von Erwachsenen unterschätzt.
Ich weinte keine Träne, welches aber nicht heißen soll, dass ich damals nicht traurig war. Meine Mutter verstand dies irgendwie, denn sie versuchte nicht mich zu bedrängen. Die Trauer setzte dann viel später ein, durch bestimmte Auslöser wie z.B. Erinnerungen die auftauchten und erst dann fing ich an nachzufragen.
Die Beerdigung empfand ich damals als etwas, was sein mußte und kann mich noch gut erinnern, wie sehr mir die Menschen auf den Geist gingen mit ihrem Mitleid. Jeder dachte damals mir helfen zu wollen, in dem sie anfingen Fragen zu stellen. Dabei dachte ich, sie sollen mich endlich in Ruhe lassen.
Als ich dann so 16 Jahre alt war, wollte ich alles genau wissen und meine Mum beantwortete alle meine bisher nie gestellten Fragen.
Sie hat auch darunter gelitten, genau wie Du jetzt, dass ich keinerlei Emotionen gezeigt hatte und fragte mich später nach dem Warum.
Die Antwort war (für sie) ziemlich verblüffend, denn ich wußte einfach " meinem Vater geht es gut, warum sollte ich dann weinen"
Klar habe ich ihn vermisst und sicherlich sehnte ich mich oft danach seine Anwesenheit und Liebe zu spüren.
Doch damals konnte ich es nicht erklären und dies dauernde, drängende meiner Lieben baute wohl einen Abwehrmechanismus auf.
Deine Kinder sind auf ihre Weise traurig, deshalb dränge sie nicht, denn sie werden zu Dir kommen um sich trösten zu lassen.
Alles Liebe
Ruschka