Hat denn nicht jeder Zeitgeist irgendwann & irgendwo seinen Anfang?
Das heisst nicht notwendig, dass dieser ( zeitliche ) Anfang genau definiert werden kann.
Historiker z.B. interessiert es zwar wann und wo der Beginn eines Zeitgeist seinen eigentlichen Ursprung findet,
aber es ist für Historiker in der geschichtlichen Deutung nicht zwingend notwendig.
Hier sollte dann, meiner Ansicht nach, der Übergangsphase in der geschichtlichen Deutung kein zu grossen Augenmerk geschenkt werden, weil es nur ablenkt von dem Wesentlichen.
Diese "Ablenkung", man könnte es auch "Ablenkungsmanöver" nennen; es ist Ausdruck jedes politischen Handeln's, wenn es politisch erfolgreich sein soll.
Übergeordnet gesehen sind Übergangsphasen nicht nur notwendig, sondern auch immer Ausdruck jeder politischen Kultur.
Natürlich könnte eine moderne Gesellschaft nicht ohne Politik funktionieren; deshalb wissen viele Menschen mit ihren Illusionen auch nicht wirklich, wo ihre Illusionen letztlich hinführen.
Es ist wie ein offener Schuss in's Blaue ( schöner Glaube ). Übergangsphase
Ehrlich gesagt: Ich verstehe mal wieder nicht, was Du damit sagen willst. Damit ist doch eigentlich ein moralischer Zeitgeist gut zu heißen oder zumindest neutral zu beurteilen und nicht zu bemängeln, wie du es hier im Thread tust, oder?
Was man zu sehen glaubt,....Soso....
Das gleiche, wenn nichtgar das selbe, machen Klimaaktivisten auch. Sie zeichnen letztlich auch karikaturativ, mit Hilfe von wissenschaftlichen Prognosen, bestimmte Szenarien auf. Und da nehmen Diese den höchst-radikalsten Maßstab.
Bräuchten sie eigentlich nicht, denn auch die moderateren Szenarien bieten nicht wirklich Entwarnung, und die optimistischen Szenarien beinhalten als Prämisse extrem ambitionierten Klimaschutz ab jetzt, werden also sehr sehr wahrscheinlich nicht eintreffen, wenn wir global weiter nur so schwach gebremst wie bisher Treibhausgase in die Athmosphäre entlassen.
Sondern?
In einer Ökodemokratie etwa?
Das wäre genauso unlogisch & paradox wie die Vorstellung einer sozialistischen Demokratie, bzw. einer nationalsozialistischen Demokratie.
"Öko-Demokratie" wäre natürlich das beste: Die Parteien werden gewählt, die den Klimaschutz prominent auf dem Programm hat und die besten Konzepte liefert, den auch zu praktizieren.
Die Grünen hatten da eigentlich Potential, was sie aktuell so gar nicht realisieren - ich halte ihnen aber noch zugute, dass sie das Land zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt bekommen haben: Mitten in bzw. kurz nach einer Pandemie und dann startete auch noch ein Krieg vor der Haustür...
Wissen die Öko-Aktivisten eigentlich wo ihr politisches Ziel ausserhalb der Ökologie, aber dennoch innerhalb jeglicher Ökonomie liegt!?!?
Ich vermute, die Mehrheit ist sich wohl bewusst, dass die Lage äußerst Ambivalent ist und "ganz oder gar nicht"-Lösungen mehr Probleme schaffen als sie lösen würden. Habeck hat diese Vielschichtigkeit der Problematik in einigen Interviews ziemlich gut dargestellt.
Soll ein Land, wie Deutschland, mit inzwischen 84 millionen Menschen sich ausschliesslich vegan durch Baumrinde, Pilze oder sonst veganen Produkten ernähren?
Mag sein, dass einige naivere/radikalere Klima-Aktivisten sich das wünschen bzw. fordern. Da aber auch da nicht alle Veganer und teilweis auch nicht Vegetarier sind, gehe ich davon aus, dass sie nicht die Mehrheit bilden.
Nein, ein Land wie Deutschland brauch nicht komplett auf Veganismus umsteigen. Es wäre der Umwelt und dem Klima allerdings beispielsweise sehr geholfen, wenn der Konsum tierischer Produkte reduziert wird - also
weniger Fleisch etc. Die aktuelle Fleischproduktion legt noch nahe, dass sehr viele Menschen täglich Fleisch essen. Davon runter zu kommen, würde schon viel helfen. Niemand müsste drauf verzichten, ab und zu mal Fleisch zu essen, sondern nur drauf, das täglich zu tun. Großer Gewinn, kein absoluter Verzicht - ein mMn brauchbarer und realistischer Weg.
Gleichzeitig aber huldigen, aus Toleranzgründen, "diese" Menschen Minderheiten, welche Fleisch durch Schächtung essen, was mit Tierschutz überhaupt nichts zu tun hat!?!? Und dazu und dadurch auch noch den Ausstoss von Kohlenstoffdioxid fördern?
Huldigen sie dem? Ich habe noch kein Plakat gesehen oder Slogan gehört, wo gefordert wird, dass Deutschland sofort vegan werden muss ABER Schächtung gleichzeitig weiter erlaubt bleiben muss.
Ja, der Begriff "Naivität" beschreibt es passend!
Kindliche und unbedrafte Dummheit.
Es ist gleich der Welt von Pipip Langstrumpf; Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt.
Oder einfach mangelnde Ambiguitätstoleranz: Nicht fähig sein, die Ambivalenz der Lage zu erkennen und auszuhalten, sondern (vorschnell) die Welt naiv in "nur gut" und "nur böse" einteilen.
Sind diese Menschen wirklich in der Minderheit? Vielleicht!
Aber sie haben scheinbar die Macht über die Deutungshoheit.
Denn sonst würden wir darüber erst garnicht diskutieren.
Ja, die Klima-Aktivisten, die fordern, dass Deutschland oder die ganze welt sofort nur noch vegan leben muss, und nie wieder mit dem Flugzeug oder Auto reisen darf etc. bilden eine Minderheit, und diese Minderhait hat auch nicht die Deutungshoheit.
Und Du hast auch nicht die Deutungshoheit, wenn Du nun meinst, die Forderungen dieser radikalen Minderheit der ganzen Klimaschutzbewegung zuschreiben zu können.
Wir stehen vor einem Klimaproblem.
Nur die Anschauung ist unterschiedlich.
Bei Greta Thunberg gibt es in ihrer Anschauung nichts zu diskutieren.
Greta Thunberg's Anschauung ist diesbezüglich extrem radikal. Und ihre "Jünger" ( ja, ich nenne sie so mal ) sind genauso radikal.
Warum sollte man sie ( im Plural) nicht an ihrer Radikalität messen sollen?
Wie radikal glaubst Du, ist Greta Thunberg denn? Sie lebt selbst vegan und hat für sich geschworen, dass sie nie wieder mit dem Flugzeug reisen wird, weswegen sie schon öffentlichkeitswirksam Zugfahrten von 65h und eine atlantik-Überquerung auf dem Segelboot auf sich genommen hat. Im schwedischen Fernsehen drauf angesprochen, äußerte aber auch sie sinngemäß: "Ich fordere natürlich NICHT, dass niemand mehr fliegen und alle nur noch mit Segelschiffen den Atlantik überquert dürfen, nur ich für meinen Teil will halt nicht mehr mit dem Flugzeug reisen." Ich finde, das kling durchaus moderat.
Und, was ihre Anschauungen angeht: Sie verweist dabei gerne auf die Wissenschaften - also den Input der Klimaforschung. Der sieht im Muster so aus:
Den Treibhausgansanteil auf ABC zu erhöhen, bewirkt eine globale Erwärmung um PQR Grad, was für Ökosysteme und insbesondere die menschheit die Folgen XYZ haben wird. Und je nachdem, wie hoch PQR ist, sind die Folgen XYZ mehr oder weniger unangenehm bis dystopisch. Was möchtest Du da diskutieren? Du kannst da die Modelle angreifen, dazu bräuchte es aber gute Argumente, warum die grob falsch sein sollten - und derartig gute Argumente gegen die Klimamodelle habe ich bislang noch nicht gesehen. Du könntest auch - wie ein paar Klimafakten-Leugner - dich hinstellen und behaupten, dass der aktuelle Klimawandel nicht menschengemacht wäre und die ganzen Aussagen über Treibhauseffekt etc. eh nur ausgedacht und falsch wären. Das wäre aber schlicht falsch und ist sehr einfach mit logischen, sachlichen und fachlichen Argumenten zu widerlegen.
Wo ist da jetzt Dein Ansatz, worüber noch diskutiert werden sollte? Was ist daran groß radikal?
Greta Thunberg und ihre Jünger entwickeln doch nicht etwa eine neue Religion?
Eine Ökoreligion vielleicht?
Naja, die Kirche hat Jesus und seine Jünger ja auch als unantastbar erklärt.
Oh, Greta Thunberg ist nicht unantastbar, und sie hat auch schon Blödsinn erzählt - das allerdings nicht zum Thema Klima.
Machst Du, und viele andere, im Prinzip heute denn nichts anderes?
Was mache ich denn konkret, was diese Vermutung zulassen würde?
Ich sehe den Input der Wissenschaft: Also welche Zunahme des Treibhausgas-Anteils zu welcher Erwärmung führen würde, und welche Folgen das für die menschheit und die Ökosysteme der Erde hätte. Diesen Input sehe ich tatsächlich als fix bzw. so lange unantastbar, bis mit wirklich guten Argumenten gezeigt werden könnte, dass da grobe Fehler enthalten sind. Derartige Argumente habe ich bislang aber nicht gesehen, und ich verstehe die Physik der Treibhauseffekts etc. einigermaßen gut, so dass ich darüber tatsächlich keine Zweifel habe.
Wenn wir als Menschheit die Folgen für nachfolgende Generationen einigermaßen erträglich klein halten wollen, dürfen wir den Treibhausgasantei lder Atmosphäre nur noch wenig weiter erhöhen.
HIER ist jetzt tatsächlich der Punkt, wo ich Diskussionen gutheiße bzw. selbst fordere. Denn die große Frage ist: Wie können wir das schaffen? Und mir ist dabei eben vollkommen bewusst, dass es schlicht unmöglich ist, von heute auf morgen die Treibhausgasemissionen einzustellen - der würde andere Probleme schaffen, die in der Tragweite nicht geringer sind als der Klimawande lan sich. Und so suche ich eben nach dem Kurs, mit dem sich sowohl der Klimawandel effektiv eindämmen lässt als auch die anderen neuen Probleme klein gehalten werden. Diesen Kurs im Spannungsfeld der Ambivalenz suchen sehr viele kluge Menschen - leider habe ich den Eindruck, dass unsere Politiker bislang nicht die "Ideallinie" fahren, sondern, dass eben durchaus mehr Klimaschutz möglich ist, ohne viele andere Probleme zu erschaffen.